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Mit Levi zusammen, gehe ich zu meiner Zimmertür und öffne sie. Ich sehe meinen Vater auf dem Boden sitzen und wahrscheinlich etwas erzählen.
Haut er schon wieder so eine lahme Story raus? Egal, unwichtig.
"Leute, tut mir leid.", entschuldige ich mich und gehe mit Levi ins Zimmer, was für Anspannung sorgt. "Wir haben etwas Wichtiges zu besprechen, weshalb ich euch leider rausschicken muss."
"Scheint etwas Ernstes zu sein. Na dann, bis später.", verabschiedet sich als erstes Armin, wonach die anderen sich auch verabschieden und gehen. Die Angst gegenüber Levi hat das wohl geregelt. Ich kann mich noch an den Tag erinnern, wo er Eren fast tot geschlagen hat. Puh, ich glaube wäre er kein Titanenwandler, hätte er wirklich ins Gras beißen können.

"Also ich muss sagen, deine Freunde sind sehr gute Zuhörer.", sagt der Blonde und steht auf.
Also doch eine seiner Geschichten.
"Erwin, darum geht es jetzt nicht.", meldet sich Levi jetzt zu Wort.
"Ähm, natürlich. Ich bitte euch nur, mich nicht anzulügen.", bittet er mich und Levi.
"Papa...", fange ich an.
"Lia und ich sind seit fast zwei Monaten in einer Beziehung.", gesteht Levi nun monoton und sieht dem Commander ins Gesicht. Jetzt ist es raus...
Von dem Großen kommt erst keine Reaktion.
Levi wartet wirklich nicht gerne und kommt immer sofort zum Punkt. Eine Eigenschaft, die wirklich nicht viele besitzen.
"Kannst du auch was dazu sagen?", frage ich dann genervt. "Jetzt ergibt wirklich alles Sinn... Ich- Alles Gute für euch?", gibt er dann von sich und kratzt sich am Hinterkopf.
Wie jetzt? Mehr nicht? Mehr hast du nicht zu sagen? Deine Tochter ist mit einem viel Älteren zusammen, der auch noch dein bester Freund ist und dazu noch mein Vorgesetzter?
"Das wars?", frage ich. "Keine Rede darüber, dass das nicht sein soll?"
"Habe ich jemals gesagt, dass Beziehungen verboten sind?", antwortet er mit der Frage.
Levi ist leicht verwirrt, er hat wahrscheinlich auch mit mehr gerechnet. "Levi, solltest du allerdings...", fängt Paps an, woraufhin Levi ihn fragend ansieht. "Solltest du ihr auch nur in geringster Weise wehtun, kann ich für nichts garantieren.", spricht er seine Gedanken aus.
"Oh Gott, hör auf!", sage ich dann peinlich berührt. "Dafür kenne ich dich gut genug, Erwin.", antwortet Levi ihm.
"Na dann. Vielleicht bekomme ich irgendwann ja Enkelkinder mit einem starken Kämpferwillen.", lacht Paps ironisch, doch ich nehme das anders auf und fasse mir an den Bauch.
Scheiße, das ist gar nicht lustig... Ich kann es immer noch nicht Levi sagen. Ich...Ich muss hier weg. "Entschuldigung.", sage ich dann einfach und gehe aus dem Raum. Ich lasse zwei nichts wissende Männer in meinem Zimmer zurück.

"Lia!", ruft Levi und kommt mir hinterher.
Lass mich in Ruhe.
"Was ist los? Freust du dich gar nicht über die Reaktion?", fragt er und läuft neben mir her.
"Lass mich bitte für einen Augenblick in Ruhe.", bitte ich ihn und laufe ein Stück schneller.
"Tch, hab ich dir etwas getan?!", will er nun verärgert wissen. "Du bist seit gestern so anders!"
"Das ist, weil- Ich- Ich kann es dir nicht sagen.", teile ich ihm mit und bleibe stehen, ohne ihn dabei anzusehen. "Kannst du nicht oder willst du nicht?", fragt er dann.
"...Beides.", flüstere ich kaum verständlich.
"Und ich dachte, wir vertrauen uns jetzt.", sagt er enttäuscht und macht auf dem Absatz kehrt.

Was soll ich denn nur tun? Ich bin schwanger und bin nicht in der Lage die Wahrheit auszusprechen?
Auch wenn ich weiß, dass Levi wahrscheinlich meine Meinung mit mir teilen wird, fürchte ich mich davor, dass es schlimm enden könnte...

Ich kneife meine Augen kurz zusammen und gehe mit schnellen Schritten zum Stall.
Ich muss jetzt hier weg.

"Na Großer.", begrüße ich meinen Hengst und kraule ihn. Ich sattel ihn und führe ihn heraus. Dann steige ich auf und reite los. Einfach weg.
Nach einer guten Stunde komme ich an einem Stück Wald an und reite herein. Ich suche mir einen angnehmen Platz, wo viele Tannen zu erkennen sind.
So schlau, wie ich war, habe ich nichts mitgenommen. Was passiert mit mir überhaupt? Ich bin gar nicht mehr wiederzuerkennen!
Noch nie war ich der Art vergesslich, gefühlvoll... oder schwach...
Ich steige vom Pferd und binde es an einem Baum fest, so dass es wenigstens grasen kann. Ich gehe ein paar Meter weiter und rutsche an einem Baum herunter. Ich beschließe, erst an diesem Ort zu bleiben, schließlich ist hier keine Menschenseele und diese Ruhe will ich genießen.
"Tja, scheint so, als ob man nichts anderes als Fehler begehen könnte...", flüstere ich mir selbst zu und lehne meinen Kopf an den Stamm.
Automatisch schließen sich meine Augen und ich drifte in einen kurzen Schlaf ab.

...

"Lia! Hey, Lia!", rüttelt jemand an mir. Ich liege auf der Wiese und hab geschlafen.
Moment... hier war niemand!
"Wer bist-", sage ich und setze mich in einer Position, bereit zu kämpfen, schnell auf, doch realisiere, dass es Levi ist. Noch dazu ist es stock dunkel. Nur der Mond gibt einen Hauch von Licht ab. Habe ich so lange geschlafen? Und... was macht Levi hier?
"Zum Glück geht es dir gut.", sagt er und stellt sich wieder gerade hin. Mit einem Blick zur Seite, sehe ich sein Pferd. "Was machst du hier?", frage ich knapp und schlinge meine Arme um die Knie.
"Tch, ich habe dich überall gesucht, verdammt. Weißt du wie lange ich gebraucht habe, dich zu finden?"  Nein, weiß ich nicht, woher denn auch?
"Wer weiß alles, dass ich weg bin?", will ich dann wissen. "Niemand außer mir.", antwortet er mir.
Hm. "Aber warum genau bist du hier?", frage ich nochmal nach, da er meine Frage von vorhin nicht richtig beantwortet hat.
"Lia... Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Ich wollte mich bei dir entschuldigen und konnte dich nirgends finden. Als ich dein Pferd nicht im Stall gesehen habe, wollte ich kein Aufsehen erregen und bin den Hufspuren deines Pferdes so gut es ging gefolgt.", erklärt er und setzt sich neben mich.  Jedenfalls spüre ich das, da ich ihn nicht ansehe.
Du wolltest dich also entschuldigen, ja? Wofür genau? "Levi, hör zu, du hattest Grund auf mich sauer zu sein.", sage ich dann kühl und warte auf seine Reaktion. Eine kalte Windbrise kommt mir entgegen und geht durch mein Haar, was eine leichte Gänsehaut auf meinem Körper verursacht.
"Nein, ich denke, ich habe überreagiert und das tut mir leid. Was immer es auch ist, ich akzeptiere es, denn ich liebe dich. Ich bin schuldig, ich muss einfach auf mein Verhal-"
"Levi, ich bin schwanger.", unterbreche ich ihn.
Ich weiß nicht, was mir durch den Kopf geht, aber ich hatte einfach das Gefühl, das loszuwerden, was mir auf dem Herzen liegt. Ich hatte ein Gefühl von jetzt oder nie.
Eine plötzliche Stille entsteht und man hört eins der Pferde schnaufen. "Du bist was?", fragt er dann nochmal nach, obwohl ich genau weiß, dass er verstanden hat, was ich gesagt habe.
"Ich bin schwanger, aber ich sorge dafür, dass es bald nicht mehr so ist.", sage ich dann nochmal mit Ergänzung. Jetzt sehe ich in Levis ausdrucksloses Gesicht, was durch die Dunkelheit allerdings nur schwer zu erkennen ist.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt