010

960 35 15
                                    

Lia p.o.v.

Ich sitze gerade im Arm meiner Mutter und bemerke, wie mir immer kälter wird.

"Mama... mir ist... kalt.", gestehe ich und sehe hoch in ihre schönen braunen Augen.
Sie lächelt mich an und sie legt eine Decke über mich.
Mir ist schon viel wärmer.

Ich liege noch eine Weile bei ihr, bis ich plötzlich von ihr weggerissen werde, in eine dunkle Umgebung.
Ich kann nichts erkennen.

Mama ist tot.
Es fällt mir wieder ein.
Mehrere Stimmen sprechen gleichzeitig und ich verstehe kein Wort, durch das Durcheinander.

Wie aus dem nichts, bin ich an einem anderen Ort.
Ich schlage langsam meine Augen auf und stelle fest, dass ich in einem Bett liege.
Mir fällt alles wieder ein.

"Oh nein, die Mission!", sage ich verzweifelt, als ich mich erschreckend schnell aufsetze.
Es war wohl ein Fehler, denn plötzlich fährt ein schrecklicher Schmerz durch meinen Kopf, der mich schmerzerfüllt stöhnen lässt.
Scheiße, was ist passiert?!

"Lia, du bist wach!", holt mich eine bekannte Stimme aus meiner Trance.
Ich sehe neben mich und entdecke meinen Vater.

"Paps? Was ist mit der Expedition?", stelle ich ihm sofort die Frage.
"Beruhig dich. Die Expedition wurde abgebrochen. Du wurdest durch einen Titanen runter gerissen und wurdest durch eine Verletzung am Kopf bewusstlos. Du solltest dich ausruhen.", erklärt er mir mit einer möglich sanften Stimme.

"Pff, ich Trottel. Wie lange hab ich geschlafen?", frage ich und sinke langsam in eine möglichst angenehme Position zurück.

"Fast zwei Tage. Du kannst Glück haben, dass dich der Hauptgefreite gerettet hat.", gibt er als Antwort.
Was für ein Mist. So demütigend, von Levi gerettet zu werden.
Meine Laune sinkt immer mehr.

"Wann kann ich wieder trainieren?", frage ich.
"Hey, mal langsam mit den Pferden. Ich gehe mal einer Pflegerin bescheid sagen, dass du wach bist. Dein Training kann auch warten.", sagt er beim Verlassen des Bettes.

Nein, ich kann nicht warten! Wenn ich nicht will, dass so etwas noch einmal passiert, dann muss ich noch besser werden.
Und außerdem.
Ich stinke ja höllisch! Ich bin gar nicht sauber von der Operation! Ekelhaft.

Ein paar Minuten später, kommt der blonde Kommandant mit einer Pflegerin zurück. Sie guckt sich meinen Kopf gründlich an und macht den Verband ab.
Sie erklärt, dass ich mindestens noch 4 Tage Trainingspause machen muss, ich aber schon allein zurecht komme.
Wenigstens muss ich nicht hier bleiben.

Nach dem Entlassungs Gespräch, stelle ich mich hin, um mich sofort auf den Weg zu den Duschen zu machen.

Natürlich bekomme ich einen besorgten Blick von Paps zugeworfen, aber den ignoriere ich gekonnt.

Unter der Dusche, bemerke ich wie das kalte Wasser angenehm auf meinen Kopf prasselt und ihn kühlt.
Der Dreck ist ganz schön hartnäckig und ich dusche mich deswegen sogar etwas länger, als sonst.

Frisch geduscht und angezogen, mache ich mich auf den Weg zum Abendessen.
Gerade fällt mir erst einmal auf, was für einen Hunger ich habe.
Ich hab ja auch zwei Tage nichts gegessen!
Auf meinem Weg zum Speisesaal, komme ich an dem Büro von Levi vorbei.
Ich bleibe kurz stehen und denke nach.

Levi. Pff, das kaltherzige Arschloch, hat mich also tatsächlich gerettet. Es ist wirklich erbärmlich.
Ich will eigentlich auch gar nicht wissen, wie viele nicht gerettet werden konnten.
Und ich Idiot kann ja nichts anderes, als bewusstlos werden.

Auch, wenn ich es mir nicht eingestehen will, verdanke ich dem Corporal mein Leben und muss mich wohl oder übel, später bei ihm bedanken.

Und wenn man vom Teufel spricht!
Neben mir wird die Tür geöffnet und Levi kommt heraus. Er sieht mich leicht verwirrt an.
"Wie ich sehe, ist Dornröschen erwacht.", stellt er fest. Die Gelegenheit nutze ich.
"Levi, wegen der Mission-", setze ich an, doch werde von dem Grauäugigen unterbrochen.
"Tch, du kannst später deine Unfähigkeit beklagen, Kadett."

"Lass mich ausreden!"
Nun sieht er mich erwartungsvoll an und verschränkt seine Arme.
"Danke. Danke, dass du mich... gerettet hast.", sage ich nun, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen.
"Tch, du kannst dich bei deinem Stahlkopf bedanken. Ohne den, wärst du jetzt nämlich schon unter der Erde oder sogar Titanen Matsche.", gibt er mir als Antwort und setzt zum gehen an.
"Warte!", fordere ich ihn auf und werde ein wenig sauer. Ich weiß, dass ich selbst keine weiche Person bin, aber ich habe mich gerade bedankt und habe es ernst gemeint.
Der Angesprochene bleibt mit dem Rücken zu mir stehen.
"Wieso, kannst du den Dank nicht einfach annehmen?! Was ist mit dir?", frage ich ihn laut.

Es ist für einen Augenblick still.
Er setzt sich wieder in Bewegung und sagt kühl:"Du solltest zum Essen gehen. Sonst wird es noch kalt."

Willst du mich verarschen?!
Sichtlich angepisst gehe ich mit einem schnellen Schritt an ihm vorbei uns sehe ihn dabei absichtlich nicht an.
In der Kantine angekommen, setze ich mich, wie gewohnt zu Hanji.
Sie sieht mich freudig mit großen Augen an.
Oh nein!
"Lia!! Du bist ja wieder fit! Zeig mal deinen Kopf!", schreit sie ganz aufgeregt und zieht meinen Kopf zu sich. Auch, wenn sie eine wichtige Rolle im Bereich Medizin für uns spielt, brauche ich mir das nicht gefallen zu lassen.
"He, Vierauge! Lass das!", mecker ich sie an und schlage ihre Hände weg. Ich bin so oder so gerade ziemlich mies drauf.
"Oh oh. Warum so schlecht gelaunt?", trifft sie genau meinen wunden Punkt.

"Pff, wie kannst du mit diesem kaltherzigen Etwas befreundet sein?!", frage ich dann aus Ärger.

"Du meinst Shorty? Keine Ahnung, wir vertrauen uns einfach blind. Auch wenn er sehr kalt wirkt, ist er ein sehr gefühlsreicher Typ hinter der Fassade.", erklärt sie mir. Zu meinem Erstaunen sogar realistisch und nicht übertrieben.

"Aber, was verärgert dich denn so? Was hat er gemacht?? Erzähl schon!", hakt sie nach.

"Was hat wer gemacht?", fragt genau der, den ich meine, als er sich an den Tisch setzt.

"Niemand.", meine ich kalt und sehe in seine grauen Augen.
Er sieht mich schon wieder mit diesem Blick an.
Ein Blick, der alles heißen kann!
Wieso denk ich so viel über ihn nach?!

Hanji neben mir, lacht sich schlapp, aber verstummt, als ich ihr den Mund zuhalte.
Ich fange ruhig an, meine Pell Kartoffeln zu essen.
Ah, tut das gut. Sasha freut sich sicherlich.
Pff, ist mir eigentlich egal.

Nebenbei, trinke ich noch einen Tee.

In meinem Zimmer, denke ich noch ein wenig nach.
Wenn ich sowieso frei habe, putze ich morgen mein Zimmer. Ich würde ja am liebsten trainieren, aber ich weiß, dass eine kleine Pause gut für mich ist...

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt