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Erzähler p.o.v.

,,Und du bist dir auch wirklich sicher, dass du das tun willst?!", weint Hanji beinahe mit einer scharfen Klinge in der rechten Hand. Lia, die vor ihr sitzt, guckt zu ihr hoch und fängt an zu schmunzeln, wobei ein Hauch von Trotzigkeit in ihren blauen Augen funkelt. ,,Weg damit.", ist ihre einzige Aussage zu dem Gesagten und guckt bestimmt geradeaus in ihren Spiegel.
,,Aber Lia! Warum ausgerechnet jetzt? Deine Haare sind so lang, man könnte einen Teppich aus Ihnen machen! ", spricht Hanji erneut gegen ihr Handeln und hält Lias Haare dramatisch kreuz und quer in die Luft. Lia seufzt und vergräbt ihr Gesicht für einen kurzen Moment in ihren Händen.
,,Hanji... wenn du es nicht machen willst, dann verschwinde aus meinem Zimmer, ich werde das dann schon selbst hinbeko-"
,,Ist ja gut! Du lässt mir ja keine andere Wahl...", unterbricht die Brillenträgerin ihre Freundin und nimmt die Haare von Lia, die ihr nun beinahe zum Gesäß reichen, ordentlich in die Hand. Lia beobachtet amüsiert im Spiegel, wie Hanji zögert. Sie ist genervt von  der Tatsache, dass die Soldatin denkt, Levi wären ihre Haare so wichtig, obwohl sie sonst für alles offen ist. Aber sie kennt Levi nun gut genug, um zu wissen, was ihm wirklich wichtig ist.

Die Verlobte atmet aus und schließt die Augen dabei. ,,Mach jetzt!", schreit sie Hanji an, welche sich schreiend erschreckt und aus Reflex die Klinge nimmt und einen großen Teil der Haare an der Schulter abtrennt.
"Nein... jetzt ist es vollbracht, dabei mag Levi doch keine Veränderungen. Wie wird sich das auf eure Beziehung auswirken? Schon wieder Streit? Das wird alles zu viel für mich...", meckert Hanji und sieht sich die Haarsträhne an, die sie soeben abgetrennt hat. Unter ihr ertönt nur ein Kichern. "Du bist unmöglich Hanji... Glaub mir, ich wäre nicht mit Levi verlobt, würde es ihm um mein Aussehen gehen.", versichert ihr Lia.
"Ich weiß. Es ist nur..."
"Was?"
"Du wirst mir zu schnell erwachsen!", gesteht die Ältere weinerlich und umarmt Lia von hinten. Die vordere schüttelt einfach nur den Kopf und muss sich ein kleines Schmunzeln verkneifen.
"Mach schon, sonst schick ich dich gleich wirklich raus!"

...

Lias p.o.v.

Nachdem Hanji mein Zimmer verlassen hat, schaue ich mich erneut im Spiegel an. Eine heiße Träne rollt meine Wange herab, als ich all das Haar betrachte, welches mir zu Füßen liegt. Hierbei geht es nicht um das Haar an sich, es geht um all die Erinnerungen, die es mit sich trägt. In den letzten Jahren sind beinahe nur schlechte Dinge passiert, die viel zu sehr an mir hingen. Ich habe nun Levi, der mich glücklicher macht als alles andere, mein Vater und ich können endlich alle Missverständnisse hinter uns lassen und von neu beginnen und einfach die Zeit genießen, die wir noch zusammen als Vater und Tochter haben. Die Zukunft ist unberechenbar und unvorherbestimmt. Die Vergangenheit darf sie nicht negativ beeinflussen. Wenn ich dies ausnutzen will, dann mit einem Neuanfang.

Ich wische meine lose Träne mit meiner rechten Hand weg und gehe danach durch meine schulterlangen Haare. Ich muss grinsen. Obwohl ich Aufmerksamkeit in vielen Weisen verachte, bin ich auf gewisse Reaktionen gespannt. Vielleicht sieht mich Ymir endlich nicht mehr als verwöhnte Prinzessin an, der es zu gut geht. Naja, wenn ich ganz ehrlich bin, geht es mir aber am Arsch vorbei.

Schnaufend stehe ich also auf und sehe an die Uhr an meiner Wand. Es ist sogar Zeit für das Mittagessen. Ich verlasse mein Zimmer und begebe mich in den Speisesaal. Die Flure sind kalt und die nasse Luft von draußen dringt durch die Steinwände. Draußen macht sich der Winter immer mehr bemerkbar und ich hoffe, dass wir schon bald etwas Neues herausfinden können, was die Titanen betrifft. Seit dem letzten Stand, konnten wir nur sicher machen, dass Reiner auch wirklich der Gepanzerte ist. Eine Mission gab es bisher auch nicht, was den Aufklärungstrupp etwas in Vergessenheit unter den Bürgern geraten lässt. Eine neue, nützliche Mission, wird ganz schönen Trubel veranstalten. Auch, wenn alles friedlich zu sein scheint, ist die Gefahr in unmittelbarer Nähe, dies sollte man niemals außer Acht lassen.

Angekommen, hole ich mir eine Schale mit Eintopf ab und setze mich neben Hanji, welche mich trotzig anguckt.
"Hanji, ich bitte dich. Es sind nur Haare.", seufze ich und verdrehe meine Augen.
Von ihr höre ich nur ein nicht zustimmendes Geräusch, welches mich den Kopf schütteln lässt. Ich ignoriere sie einfach, sonst kann ich mir noch mehr Geheule anhören.
Nach ein paar Sekunden werde ich an der Schulter angetippt, weswegen ich mich gespannt umdrehe und nach oben blicke.
Zu meiner Enttäuschung, ist es Jeans Pferdefresse, die ich sehe. Ich bin ihm für so vieles dankbar, jedoch hat er nie aufgehört mich zu belästigen, vor allem nicht, nachdem er erfahren hat, dass ich in einer Beziehung mit Levi bin.
Ich sehe also gespannt zu ihm hoch und warte darauf, was er sagen möchte.
"Hey Lia, deine verkürzten Haare, verkürzen die Zeit nur noch mehr, in der ich dich anschauen kann, ohne von deiner strahlenden Schönheit zu erblinden.", sagt er und zwinkert mir zu. Ich bin zunächst sprachlos und höre ein prustendes Gelächter neben mir. "Jean, das ist... der schlechteste Anmachspruch, den ich jemals gehört habe. Außerdem. Ich bin immer noch verlobt, weißt du?", gebe ich dann letztendlich von mir, wobei ich ihm den letzten Teil eher zuflüstere. Er zieht nur eine Augenbraue hoch.
"Glücklich verlobt?", fragt er mich, woraufhin ich meinen Kopf etwas hängen lasse vor Nervenanstrengung. "Jean, sehr glücklich verlobt sogar.", gebe ich zurück und schaue ihn erneut wartend an. Er zieht seine Stirn nun in Falten und schüttelt seinen Kopf. "Nein.", kommt von ihm.
Ich bin sichtbar verwirrt.
"Wa- Jean geh.", sage ich und muss danach angestrengt seufzen. Seine Hoffnung verschwindet nun ganz und er letzten Endes endlich auch. Ich schüttele meinen Kopf und drehe mich, um meinen Eintopf weiterzuessen.  Die lauwarmen Kartoffeln und Möhren tun gut in meinem Magen, ich habe das Frühstück heute morgen ausfallen lassen.
Hanji hat sich in ein Gespräch mit Moblit verfangen, der in ihrer Einheit ist und neben ihr sitzt. Nach ein paar Löffeln, werde ich erneut angestoßen und drehe mich genervt um. "Jean! Ich habe do-" Ich erblicke die Person vor mir und schließe seufzend die Augen, da ich nun die unnötige Aufmerksamkeit unter den Soldaten angezogen habe. Ich nehme nur ein Lachen war, welches aus der Richtung von Levis Einheit kommt. Sie lachen Jean aus. Damit kann ich leben.
"Hallo Paps.", begrüße ich meinen Vater, der mich mit hochgzogenen Augenbrauen ansieht und sich anschließend neben mich setzt. Ich beobachte ihn etwas, da er mich mit zusammengekniffenen Augen mustert.
"Was ist?", frage ich. "Du machst das ziemlich häufig in letzter Zeit."
Der Kommandant setzt sich gerade hin.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt