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Lia p.o.v.

"Levi.", sage ich atemlos, als ich mich von dem innigen Kuss löse. Schwer atmend legen wir unsere Stirnen aneinander. Ein wenig muss ich Schmunzeln, wobei ich seinen heißen Atmen noch an meinen Lippen spüre.

"Ich hoffe doch schwer, dass in diesem Korb Essen versteckt ist.", lache ich. "Ich sterbe vor Hunger."
"Dann öffne ihn, wenn du es herausfinden willst.", sagt Levi und schiebt mir mit der rechten Hand eine lose Haarsträhne hinter mein Ohr.
Ich gebe ihm noch einen sehr kurzen Kuss auf die Lippen und drehe meinen Kopf in die Richtung des Korbes. Von Levi meine ich ein Schnaufen zu hören.
Was denn? Du willst doch, dass ich genug esse.

Langsam öffne ich die Schleife, die den Korb geschlossen hält und klappe ihn auf. Als erstes sehe ich ein rotes Tuch, was ich zur Seite schiebe.
Darunter befindet sich ein Kuchen, eine Flasche Apfelsaft, ein Messer und zwei Gläser.

"Was ist das für ein Kuchen?", frage ich lächelnd und lege das Tuch neben uns auf die Decke.
"Ein Schwarzteekuchen.", sagt er knapp und sieht aus dem Loch der Höhle auf das Gewässer.
Schwarztee, hm? Ich frage mich, ob-

"Hast du den gebacken?", frage ich erstaunt, was seine Aufmerksamkeit auf mich lenkt.
"Ja.", antwortet er kurz und sieht wieder raus. "Er ist nicht besonders, aber ich finde, dass du an deinem Geburtstag einen Kuchen bekommen solltest."

"Levi.", sage ich schnaufend.
"Hm?"
"Ich liebe dich.", vollende ich meinen Satz, woraufhin sein Blick wieder zu mir wandert.

"Ich weiß.", sagt er neckend, woraufhin er grinst und einen Schlag gegen den Arm von mir bekommt. Ich wollte meinen Geburtstag tatsächlich nicht feiern, aber es rührt mich, dass Levi sich so viel Mühe gemacht hat. Es ist nur...
Ich hab es immer als unnötig empfunden meinen Geburtstag zu feiern, weil es mich runterzog.
Angefangen hat es, nachdem meine Mutter gestorben ist.
Ich nehme den Anhänger der Kette um meinem Hals in die Hand.
Mir hat also an diesen Tagen immer etwas besonderes gefehlt, einfach die Lieblichkeit von ihr. Um unnötige Traurigkeit zu umgehen, habe ich also angefangen Dinge, die mich an Mama erinnern, zu vermeiden.

Ich schüttele meinen Kopf, um aus meinen Gedanken herauszukommen und unterbreche die kurze Stille. "Es ist schön zu wissen, dass du kochen kannst, denn ich kann es nicht. Wenn dieser Wurm in mir also spezielle Nahrung braucht, kann sich sein Papa schön darum kümmern."
Levis Augen verformen sich zu dünnen Schlitzen und sein Gesicht nähert sich meinem Bauch.
"Hallo, kleines Ding.", sagt er. "Hör zu, ich hab gestern das erste mal einen Kuchen gebacken, aber solltest du was brauchen, dann gebe ich mein Bestes um es hinzubekommen. Wir wollen ja nicht, dass du Gör denkst, dass dein Vater ein Nichtsnutz ist."

Der Schwarzhaarige hebt seinen Kopf wieder und sieht mich so an, als hätte er nichts getan.
Es ist schön, dass er mir meinem Bauch redet, obwohl das Baby ihn noch nicht hören kann. Es lässt mich sogar leicht schmunzeln, denn was Frauenprobleme angeht, hat Levi wirklich keine Ahnung. Wer sollte es ihm auch beigebracht haben?

"Lass ihn uns probieren. Vielleicht schmeckt er auch wie scheiße.", sagt er und nimmt das Messer, um ein Stück von dem Kuchen abzuschneiden.
"Übrigens.", spricht er ein weiteres Thema an. "Vierauge hat gesagt, dass du nichts alkoholartiges zu dir nehmen solltest. Ich bin ja sowieso dagegen, aber vielleicht solltest du das wissen. Ich will dir ja nicht vorschreiben, was-"

"Ich weiß.", lache ich und nehme das Stück Kuchen entgegen, welches er mir auf die Hand legt. Es hat ein paar schwarze Körner, wegen dem Tee, in sich.

"Du weißt also schon alles Wichtige?", fragt der Teeliebhaber und nimmt sich auch ein Stück.
"Ja.", sage ich schmunzelnd. "Frauen werden aufgeklärt, nachdem sie ihre Blutung bekommen, Levi."
Naja, sogar wenn ich mich zurück erinnere, ist es mir noch peinlich. Ich war damals zwölf Jahre alt und saß auf meinem Bett, da ich etwas gelesen habe. Ich wollte mich etwas ausruhen, da ich davor schon Schmerzen in meiner unteren Bauchhälfte verspürte. Natürlich habe ich es niemandem erzählt, da es mir unnötig rüberkam, wo ich doch so stark tun wollte.
Als ich dann aber plötzlich spürte, wie meine Hose nass wurde, habe ich nachgesehen und eine rote Färbung entdeckt.
Ich nahm an, dass es um mich geschehen ist und bin augenblicklich in das Büro meines Vaters gestürmt.
Er fragte mich, warum ich so außer mich sei und ich antwortete, dass ich sterben werde, weil ich innere Blutungen habe. Er ist sofort aufgesprungen und hat gefragt, wie das sein kann, doch als er bemerkt hat, was mit mir passiert, wurde er einfach nur rot um die Ohren und setzte sich wieder hin.
Er hat mir gesagt, dass alles in Ordnung sei und gesagt, ich solle einfach warten, bis er zurück ist. Danach ist er aufgestanden, aus seinem Büro heraus und kam mit Hanji wieder. Paps hat gesagt, dass er nicht der richtige Ansprechpartner dafür ist und hat mich mit Hanji weggeschickt.
Einfach so.

Als Hanji mit mir dann wieder zurück ins Zimmer gegangen ist und ich meine Sachen gewechselt habe, hat sie mir dann erklärt, wofür eine Periode da ist. Erst war ich etwas verstört, aber dann habe ich es einfach akzeptiert. Etwas anderes blieb mir ja so oder so nicht übrig. Hanji hat sogesehen das getan, was meine Mutter gemacht hätte. Wie so oft schon.
Danach konnte ich ein paar Tage nicht in die Augen meines Vaters sehen, weil es mir unangenehm war, aber das war nicht so schwer. Ich sah ihn damals ja nicht wirklich häufig, auch wenn wir am gleichen Ort lebten.

"Du sagst also, dass ich mir Vierauges Predigt über eine Schwangerschaft, gestern umsonst anhören musste?! Dieses Mistvieh wusste das bestimmt, ich bringe sie u-"

"Du hast dir also Wissen angeeignet und redest trotzdem mit meinem Bauch?", frage ich und ziehe lächelnd eine Augenbraue nach oben, weil er sich wirklich Mühe für uns gibt.

"Tch, was denn? Die Brillenschlange hat gesagt, dass man mit dem Baby reden soll.", verteidigt Levi sich genervt.
"Aber das Kind ist doch noch gar nicht genug entwickelt, als dass es dich hören könnte.", lache ich leicht und nehme einen Bissen von dem Kuchen, was mich nicht schlecht staunen lässt. Er schmeckt wirklich ausgezeichnet.

"Sowas muss man auch wissen? Das ist ja noch komplizierter, als den König zum sprechen zu bringen.", gibt er von sich und beißt auch ab. Er selbst scheint nicht so begeistert, aber ich finde den Kuchen wirklich lecker.
Ich sehe ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an, woraufhin er seine Augen verdreht.

"Na schön. Den ach zu tollen König kann man nicht zum sprechen bringen.", schmunzelt er, was ich ihm dann gleichtue.

Die Sonne geht unter, was man wirklich gut von hier beobachten kann. Ich lehne mit dem Kopf an seiner Schulter und genieße die Zeit mit ihm.
Es ist schön kälter geworden, aber Levi gibt genug Wärme ab, so dass ich nicht friere.

"Danke.", sage ich.
"Für was?", fragt er mit leisem Ton.
"Für den besten Geburtstag seit langer Zeit."

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt