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Levi p.o.v.

"Arschloch.", flüstert sie mir zu und verlässt den Raum.
Sie hat mir doch tatsächlich eine Ohrfeige vor versammelter Mannschaft verpasst.
Ich sehe ihr noch hinterher.

"Wenn ihr nicht meinen Stiefel zum Frühstück fressen wollt, dann kümmert euch um eure eigenen Sachen!", schreie ich in die Runde, als ich bemerke wie leise es doch geworden ist.

Ich fasse meine glühende Wange an und setze mich wieder hin.
Ich hatte keine andere Wahl. Ich will es eigentlich nicht verleugnen, doch ich muss.
Der Kuss war ein Fehler. Das alles war ein Fehler. Ich spanne meinen Kiefer an und starre mit geballten Fäusten auf den Tisch.
Sie ist ein Kadett und ich bin Hauptgefreiter. Es sprechen so viele Sachen dagegen.
Auch, wenn es mir schwer fällt, muss ich standhaft bleiben und kann nicht das Vertrauen zu Erwin missbrauchen.

"Oh oh. Hab ich was falsches gesagt?"
Hanji sieht mich unschuldig an.
"Vierauge. Halt deine Fresse.", gebe ich zurück.

Sie fängt an zu schmollen.
"Hmmm, ich würde zu gern wissen, was vorgefallen ist. Nicht mehr lange und Erwin weiß auch hier von. Lass dir irgendwas einfallen Shorty.", empfiehlt sie mir.
"Tch, Hanji, ich bin nicht dumm. Sie hat kein Recht mich zu schlagen. Smith wird noch ihre Strafe bekommen."
Innerlich weiß ich, dass sie ein sehr gutes Recht hatte, mich zu schlagen.
Ich hab es wahrscheinlich verdient.
Noch dazu, sind wir jetzt sicherlich ein großes Gesprächsthema im Aufklärungstrupp.
Ich seufze in mich herein und nehme einen Schluck meines Tees.

Nach dem Essen gehe ich wie gewohnt zum Trainingsplatz, wo schon alle Rekruten versammelt stehen.
"Dreißig Runden Laufen!", gebe ich den Befehl in die Runde und alle bewegen sich von der Stelle... außer Lia.
Ich stöhnte ein wenig. Natürlich hört sie nicht auf mich. Ich weiß, dass ich ihr eine Erklärung schuldig bin.
"Smith, willst du dich nicht Bewegen?", frage ich nun sehr sanft, da ich weiß, dass es meine Schuld ist.
"Corporal Levi, ich werde nicht auf ihren Befehl hin dreißig Runden laufen!", gibt sie von sich.
Sie siezt mich also wieder. Tch, sie hasst mich wohl sehr.
"Komm nach dem Training in mein Büro.", befehle ich ihr und gehe aus ihrem Blickfeld.
Mit einem Seufzer, fängt sie dann, doch an zu rennen.

Nachdem ich meine Einheit noch weiteres Training machen lassen habe, gehe ich bei der Hälfte der letzten Übung schon zu meinem Zimmer, um mich noch zu duschen.

Ich mache mir einen schwarzen Tee und setze mich an meinen Schreibtisch.
Mein Blick schweift durch das Zimmer, bis die Tür aufgemacht wird und eine nicht erfreute Lia in mein Büro kommt.
Sie setzt sich mir gegenüber und sieht mich abwartend an. Ich soll wohl anfangen.

"Lia, wie du wahrscheinlich weißt, habe ich dich nicht wegen Arbeitsverweigerung hergeholt, sondern... wegen der anderen Sache.", gebe ich von mir.
"Oh wow, sie sprechen das ja nicht mal aus, sie Feigling. Welche Strafe bekomme ich, huh?!", keift sie mich nun an.

"Tch, hör zu! Ich... will dich aufklären."
Sie sieht mich wieder abwartend an.
"Ich will dir keine Strafe geben, weil ich weiß, dass ich selbst Schuld bin. Lia du, du hast mich zu einem anderen Menschen gemacht. Ich habe Seiten an mir gespürt, die ich noch nie zuvor gefühlt habe. E-Es gefällt mir in deiner Nähe zu sein, und trotz all dem, war der Kuss gestern ein Fehler. Ich bin dein Vorgesezter und außerdem bist du Erwins Tochter, ich-"

"Ich weiß aber, dass es dir gefallen hat.", unterbricht sie mich und schlägt ihre Beine übereinander. "Meinen Vater und deinen Rang abgesehen. Levi, wie fühlst du für mich? Das gestern. War da keine Bindung, die du gespürt hast?"
Sie duzt mich ja wieder. Sie weiß wirklich, wie sie Leute manipulieren kann...
"Doch, es tut mir wirklich Leid.", entschuldige ich mich bei ihr und seufze leicht.
Wieso bin ich so weich in ihrer Gegenwart?!
Sie macht mich wirklich verrückt.

"Sag Levi. Können wir diesen unbekannten Schritt nicht wagen? Es ausprobieren?", fragt sie mich nun.
Ich weiß, dass ich ohne ihre Nähe nicht kann, aber das wäre sehr riskant. Unter anderem bin ich mir bewusst, dass wenn ich nicht zustimme, ich sie verloren habe. Ich bin. mir nichtmal im Klaren, was ich fühle.

"Tch, was machst du nur mit mir?", frage ich und gucke in ihre strahlend blauen Augen.
"Und?...", fragt sie abwartend und zieht eine Augenbraue hoch.
"Natürlich. Lass es uns ausprobieren. Was auch immer diese unbekannte Schritt ist. Aber verrat es erstmals keinem.", gebe ich von mir.
"Gut, dann bis später.", grinst sie mich an und verschwimdet aus dem Raum.

Ich glaube es nicht. Wir sind jetzt in einer Art Bündnis, obwohl ich eigentlich dagegen war. Unglaublich.
Ich werd ja noch weich.

Ich fange mich wieder und beginne leicht irritiert mit Papier Arbeit.

Lias p.o.v.

"Oh mein Gott, das ist nicht wirklich passiert.", glaube ich mir selbst kaum und fasse an meine Stirn.
Ich bin in einer Beziehung. Mit dem Hauptgefreiten. Krass, dass ich so gelassen reagieren konnte. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in Jemanden vergucken kann... Vor allem nicht so schnell... War es dumm von mir?

"Äh, hi Lia.", begrüßt mich eine Person mit grünen Augen.
Es ist Eren, der schnellen Schrittes auf mich zukommt.
Was will der denn? Meine Laune zerstören?
"Wir, also die anderen und ich, treffen sich gleich in meinem und Armins Zimmer und trinken etwas... Vielleicht-"
"Ich komme auch.", unterbreche ich ihn.
Es ist zwar verboten in unserem Alter zu trinken, aber ich bin tatsächlich auch in Stimmung.

Was macht Levi nur mit mir?

Seine Augen werden groß.
"Wirklich? Seit wann das denn?!", fragt er mich glücklich.
"Hör lieber auf zu sprechen, sonst überlege ich es mir noch anders.", drohe ich ihm genervt.
So schnell, kann die Laune wieder sinken.
"Ähh, ja natürlich! Bis später!", verabschiedet er sich und geht.
Komischer Vogel.

Ich gehe in mein Zimmer, um mir normale Kleidung anzuziehen.
Sie besteht aus einer braunen Hose und einem schwarzen Shirt. Egal, was andere sagen.
Ich ziehe keine Röcke oder Kleider an.
Niemals. Was Männer können, kann ich schon lange. Mal davon ab besteht unsere Dienstkleidung auch aus einer Hose.

Ich gehe wieder auf den Flur und mache mich auf den Weg zu dem Flur, wo die männlichen Rekruten schlafen.
Ich klopfe an Armins und Erens Tür und öffne sie.

Ich sehe Mikasa, Eren, Armin, Sasha, Jean und Connie auf dem Boden sitzen.
Die anderen hatten wohl keine Lust.

"Hey...", begrüße ich die jungen Soldaten und setze mich zu ihnen, neben Jean.
"L-Lia, du bist ja gekommen.", begrüßt mich Armin verwundert.
"Ich hab sie überredet.", prahlt Eren und sieht dabei Jean an.
"Das hätte ich auch geschafft!", wehrt dieser sich nun.

"Es hat mich niemand überredet. Es hat mir geschmeichelt, außerdem tut Ablenkung auch mal gut.", gebe ich niemandem von den Jungs Recht.
Beide sehen still auf den Boden.
"Lasst uns anfangen!", unterbricht Connie fröhlich die Stille.
"Womit?", frage ich ihn.
"Na, mit Flaschendrehen!", gibt Sasha nun aufgeregt von sich.
Flaschendrehen?!
"Was ist dieses Flaschendrehen?", frage ich sie nun verwirrt.

"Waaaas, du hast noch nie Flaschendrehen gespielt?!", glaubt mir Jean nicht.
Ich seufze. "Nein, meine Vergangenheit besteht aus Training. Könnte mir jetzt einer erklären, was das ist?", gebe ich sichtlich genervt von mir.
Pff, ich hatte noch nie Freunde. Wie soll ich das denn wissen?

"Wir drehen diese Flasche und auf wen sie zeigt, muss eine Aufgabe erledigen. Wenn man sie nicht machen will, muss man einen Schluck nehmen.", erklärt mir Mikasa nun und deutet auf die Flasche vor uns.
Ich nicke verständlich. Wenigstens eine Normale...

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt