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Erwins p.o.v.

"Erwin.", sagt Levi und kommt in mein Zimmer.
"Ich hab sie gezwungen.", vollendet er seine Aussage mit einem Gesichtsausdruck, den ich noch nie zuvor von ihm gesehen habe. Er bereitet mir Sorgen. Seine tiefen Augenringe und blasse Haut, lassen ihn psychotisch wirken. Wo war er überhaupt die ganze Zeit über?

"Wozu hast du sie gezwungen?", frage ich und stehe erdenklich von meinem Stuhl auf. "Ich hab sie gezwungen mit mir zu schlafen. Wegen mir erst, hat sie überhaupt ein Kind verloren.", gesteht er, woraufhin es nicht lange bei mir dauert, bis ich zu ihm gehe und ihm mit der Faust ins Gesicht schlage. Er lässt es sogar zu. Ich höre nur, was er sagt. Ich mache mir keine Gedanken, ich bin plötzlich in einer Überladung der Emotionen gefangen.

"Ich habe-", noch ein Schlag. "dir meine Tochter-", ein weiterer Schlag. "anvertraut und du-", ein Schlag. "hast nichts besseres zu tun, als dieses Vertrauen zu missbrauchen?!" Ich gebe ihm noch einen festen Schlag ins Gesicht, so dass er zur Seite taumelt.

"Das ist korrekt.", sagt er, was mich in diesem Moment einfach nur anekelt. Schon wieder mit diesem komischen Gesichtsausdruck.
Seine Lippe ist aufgeplatzt und es läuft Blut aus seiner Nase, welches er sich mit dem Handrücken wegwischt. "Du elender Hurensohn.", fauche ich leise und beobachte seine Reaktion. Er sieht mir in die Augen.

"Damit hast du recht. Ich bin ein elender Hurensohn.", gibt er emotionslos von sich, woraufhin ich seinen Kopf gegen die Wand schlage und er die Augen durch den Aufprall verdreht. "Ich wünschte, ich könnte dich aus dem Aufklärungstrupp schmeißen und dich im Untergrund verrecken lassen. Weißt du eigentlich welche Schmerzen du meiner Tochter hinzugefügt hast, Levi Ackermann?!", kommt wütend aus mir heraus. Er ist einer der für mich wichtigsten Personen im Leben und doch kann ich an nichts anderes denken, als ihm Schmerzen hinzuzufügen, er hat meine Tochter missbraucht.

Nun scheint ihn jedoch etwas zu verwirren. "Ackermann?"
"Ja, verdammt. Ackermann! Ich habe deine Herkunft untersuchen lassen. Schon als du erst ein paar Monate hier warst. Ich habe es dir nur nicht erzählt, weil du nie etwas über deine Vergangenheit hören wolltest!", antworte ich und drücke ihn nun mit meinem Ellenbogen am Hals an die Wand.
Er hustet und legt seine Hand an meinen Arm, da seine Luft abgeschnürt wird. "Ich bin ein Ackermann...", murmelt er zu sich und wird nachdenklich.

Levi wusste nie seinen Nachnamen. Er meinte, dass seine Mutter ihm nur seinen Namen gegeben hat, aus welchem Grund auch immer. Er war einfach nur ,,Levi". Im Endeffekt war es zum Schutz. Er hasst die Erinnerung an seine Kindheit und ich weiß, dass ich ihm eine Menge Probleme mit der Öffentlichkeit gegeben hätte, die er nie haben wollte. Die Ackermanns sind schließlich nicht gern gesehen, vor allem in der Politik.

"Scheiße! Darum geht es doch gar nicht!", schreie ich ihn an und schleudere ihn auf den Boden.
"Erwin... wie kannst du mir so viele Jahre lang verschweigen, wer ich bin?!", kommt nun aufgebracht von ihm, wobei er aufsteht und auf mich zukommt. Mit einem Tritt ist auch schon sein Knie in meinem Bauch, woraufhin ich aufkeuche und nach hinten taumele.

"Wie kannst du verdammt nochmal meine Tochter vergewaltigen?!!", werfe ich ihm wieder vor und laufe auf ihn zu. Dieses mal jedoch, weicht er mir aus.
Er schleicht nach hinten, tritt mir in meine Kniekehlen, so dass ich auf die Knie falle und schlägt mir dann ein paar mal mit seinen Fäusten ins Gesicht. Es kann sein, dass meine Nase jetzt blutet. Der Adrenalinkick lässt mich dies nur nicht spüren.

Ich fasse mich, nur um danach aufzustehen und ihm in den Magen zu boxen. Er lässt sich dies ebenfalls nicht gefallen.

"Hört auf!", nehme ich eine verzweifelte, weibliche Stimme war, doch ignoriere sie und weiche einem Tritt aus.
"Hört auf!!", ertönt sie noch einmal, nur etwas lauter.
Wir ignorieren sie schon wieder.

"Hört verdammt nochmal auf!", schreit Lia weinend und erscheint zwischen uns. Mit ein paar Handgriffen und Tritten, liegen nun Levi und ich auf dem Boden.
Stöhnend richten wir uns langsam wieder auf. Jetzt spüre ich auch die Schmerzen, die mir hinzugefügt wurden.

"Tch, was machst du hier? Musst du nicht im Krankenzimmer liegen?", fragt Levi sofort nach.
"Das spielt doch gerade gar keine Rolle!", sagt sie, wobei ihr weitere Tränen die Wangen herablaufen. "Sagt mir lieber, was ihr hier macht."
Sie starrt etwas in die Leere. Sie ist noch immer schwer geschädigt.

"Lia, es tut mir so leid! Es tut mir so leid, dass ich nichts gemerkt habe!", entschuldige ich mich bei ihr. Sie schaut mich verwirrt an. "Was hast du nicht gemerkt?", will sie von mir wissen. "Jetzt wird alles wieder gut. Ich sorge dafür, dass er dir nicht mehr zu nah kommt!"

"I-Ich verstehe nicht, was meinst du?", fragt meine Tochter, woraufhin ich auf sie zu komme und sie in den Arm nehme. "Mir tut das Alles so leid Lia, du musst nicht lügen, ich weiß es jetzt...", sage ich behutsam.
Von ihr bekomme ich keine Reaktion.

"Lia, ich- Warte- Wusstet du etwa auch, dass ich ein Ackermann bin?", kommt von Levi, der noch immer auf dem Boden sitzt. Er steift sich nocheinmal mit dem Handrücken Blut vom Gesicht und steht langsam auf. "Bleib ihr bloß fern...", sage ich bedrohlich, woraufhin Lia sich abrupt aus der Umarmung löst.

"Was ist hier eigentlich los?! Ich verstehe rein gar nichts! Nein, ich wusste nicht, dass du ein Ackermann bist. Wie-, also- ,warum-, ich-" Sie atmet tief durch.
"Scheiße, ich hab gestern mein Kind verloren und ihr... Ihr prügelt euch wie zwei kleine Jungen?" Ihre Stimme wird heiser beim Reden. "Ich bin wirklich enttäuscht von euch..."

"Lia Smith. Ich kann die Beziehung zwischen dir und Levi nicht länger unterstützen. Levi, du wirst meiner Tochter nicht näher als nötig kommen, oder ich sorge persönlich dafür, dass dein Leben zum Elend wird.", spreche ich meinen Befehl aus. Der Schwarzhaarige sieht mich erschrocken an. Was dachtest du denn?

"Hey! Wieso solltest du das machen?! Natürlich hätte er gestern bei mir sein sollen, aber er kann doch nichts dafür, dass ich schwanger war! Was ist los mit dir?"
Lia stützt sich mit einer Hand an der Wand ab und atmet tief durch.
Ich streiche mit meinem Daumen über meine Lippe und bemerke, dass ich ebenfalls blute.

"Es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Es tut mir leid, Lia.", gibt Levi in einem ruhigen Ton von sich. Ich erkenne einen gewissen Schmerz in seinen Augen. "I-Ich hab mich ebenfalls sehr auf unsere Tochter gefreut..."
Er geht an uns vorbei, dann verschwindet er durch die Tür. Tochter?

"Levi, lass mich nicht allein...", flüstert die Junge und fällt auf ihre Knie. Ich gehe in die Hocke und lege meine Hand auf ihren Rücken um ihn auf und ab zu gehen.
"Glaub mir, es ist besser so."

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt