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Lias p.o.v.

Ich merke, wie ich kurz davor bin mein Bewusstsein zu verlieren.
Der drückende und stechende Schmerz in meinen Armen und Rippen lässt nicht nach.

Ich habe versagt...

Ich seufze und schließe meine Augen. Ich akzeptiere mein Schicksal. Ich will nicht wissen, wie stark das Gebiss eines Titanen ist, wenn der Druck der Hand schon so enorm ist.

Es bringt mir nichts, mich zu wehren. Meine Arme sind komplett eingeschlossen und der ekelhafte Gestank kommt immer näher. In meinem Nacken spüre ich schon warmen und feuchten Atem.

Armins p.o.v. (vor zwei Stunden)

"MAUER ROSE WURDE ZERSTÖRT, WIR SIND ALLE VERLOREN!", höre ich draußen aus dem Flur kommen. Ich bin eigentlich gerade dabei ein ausgeliehenes Buch über Kristalle zu lesen, dabei liege ich auf meinem Bett.

Mauer Rose wurde zerstört?!

Verwirrt stehe ich von meinem Bett auf und laufe auf den Flur. Ich sehe hauptsächlich Männer aufgebracht durch den Flur laufen.
Sie laufen in die Richtung des Speisesaals, dort wo des öfteren Besprechungen stattfinden.
Ich begebe mich einfach in die selbe Richtung.

Angekommen, sehe ich viele aufgebrachte Gesichter. Vorne ein Mann, ich kenne seinen Namen nicht.

"Soldaten, Mauer Rose wurde zerstört! Die Mauer Garnison meldet, dass die Titanen in weiteres Territorium endringen!", erklärt er die Situation.

Lia... hoffentlich geht es dir gut.

"Wir haben keinen Anführer zur Stelle, weshlab ich mich vorschlagen würde als diese Rolle zu fungieren!", gibt er ebenfalls von sich.

"Aber es gibt eine Führung...", murmele ich mir selbst zu, was keiner mitbekommt.

Ich räuspere mich einmal.

"Es gibt eine Führung! Lia Smith ist vor Ort, sie ist die nächste Kommandantin! I-Ich bin mir sicher, dass sie uns anführen wird!", schreie ich nun, damit ich die Leute überschreie.

Ich sage das nicht, damit Lia noch mehr Schwierigkeiten bekommt, auf keinen Fall. Ich sage es, da ich weiß, dass sie gerade auch so für die Menschen kämpft, aber dringend unsere Hilfe benötigt.
Alleine und ohne Ausrüstung kann niemand Großartiges bewirken.
Hätte ich nicht gesagt, dass sie die nächste Kommandantin ist, würde sich höchstwahrscheinlich niemand bereiterklären ihr beizustehen und sich von ihr leiten zu lassen.

"Erwins Tochter? Wer bist du, dass du davon weißt?", fragt der Mann misstrauisch vor uns allen.

"J-Ja, Sir. Ich bin Gefreiter Armin Arlert,", sage ich und salutiere. Die Aufmerksamkeit liegt gänzlich auf mir. "Ich bin mit Lia Smith befreundet."

"Führer Hans, was sollen wir tun?!", fragt eine Frau mit blonden Haaren wirklich aufgebracht. Die Angst steht ihr schon jetzt ins Gesicht geschrieben.

Hans also...

"Kommandantin Smith benötigt dringende Hilfe! Macht euch bereit!"

Lias p.o.v.

Es ist um mich geschehen, gleich werde ich von dieser Hölle erlöst...

Ich höre plötzlich einen lauten und kriegerischen Schrei hinter mir. Klingen die gezogen werden, Klingen die durch Fleisch schneiden, Klingen die mich retten.

Ich falle von mindestens drei Metern Höhe auf den Boden. Der Schmerz vom Aufprall zieht in meine Knochen. Ich liege nun mit dem Rücken auf dem Boden und bemühe mich tief durchzuatmen, obwohl die Schmerzen sich bei jedem Atemzug verschlimmern.
Meine Hand gleitet langsam zu meinem Bauch und haftet sich dort fest.
Ich würde tatsächlich vor dem Tod bewahrt, doch ich frage mich wer dies möglich gemacht hat.

"Kommandantin!", ruft jemand nach mir ich höre die schnellen Schritte, die auf mich zu kommen.
Ich erkenne diese Stimme, sie ist hoch, sanft und gehört Armin Arlert.
Was macht er denn hier?

Er kommt angerannt und geht neben mir auf die Knie. "Ich heiße Lia, du Idiot. Außerdem, was-", ich atme ein. "Was zum Teufel machst du hier, du bist verletzt!"

"Lia, das spielt keine Rolle! Wenn du in deinen Umständen kämpfst, dann kämpfe ich auch!"

"Das ist etwas anderes. Ich bin verpflichtet dazu und ich danke dir auch sehr, dass du den Leuten gesagt hast, wo ich mich aufhalte, aber-", ich musst husten. Ich drehe mich mit dem Kopf von Armin weg und spucke etwas Blut, vermischt mich Speichel aus. Ich atme tief ein und aus, auch wenn ich mir damit eine Qual antue. Ich darf mich nicht so aufregen.

"Armin, du hast die Chance in Sicherheit zu bleiben, warum nutzt du sie nicht?", frage ich nun leise und höre den entfernten Schreien zu. "Lia, mein Leben ist nichts wert, wenn ich dafür vieles Menschenleben retten kann. So lange ich kämpfen kann, kämpfe ich auch!", gibt der Blonde von sich und sieht bemitleident auf mich herab.

So erniedrigend.

"Gut, so wie du willst. Armin Arlert, du führst die Truppen ab jetzt an. Sorge dafür, dass die Titanen die nächste Mauer nicht erreichen.", sage ich und setze mich mit zusammen gebissenen Zähnen auf.

"Und was wirst du tun?", fragt er mich und hilft mir, aufzustehen. Ich atme ein und aus.

"Ich muss so schnell es geht meines Vaters Trupp erreichen, weil er mit den stärksten Männern versorgt ist.", sage ich und pfeife mit zwei Fingern im Mund, mit der Hoffnung, dass mein Pferd angetrabt kommt.

"Aber du bist verletzt! Ich bin mir sicher, dass der Kommandant uns früh genug erreichen wird!", ruft Armin mir hinterher und ich sehe tatsächlich ein Pferd, welches in meiner Richtung getrapt kommt. Es ist zwar nicht meines, aber immerhin ist es gesattelt und unverletzt. Ich packe die Zügel und schwinge mich mit schmerzerfülltem Gesicht auf den Sattel.

"So lange ich in der Lage dazu bin zu kämpfen, kämpfe ich.", gebe ih ihm seine eigenen Worte wieder. "Aber das ist etwas anderes, du musst dringend ärztlich versorgt werden, sonst..."

"Armin, mein Ego ist zu groß, als dass mich gebrochene Rippen von meinen Pflichten und Vorgehensweisen abhalten könnten.", sage ich und kehre ihm den Rücken mit den Flügeln der Freiheit zu.

"Und... dein Baby?", fragt er und wird am Ende leiser.

Ich sage nichts dazu und reite einfach los, egal wie viele Schmerzen ich mittragen muss. Ein Blick auf die rotverfärbte Hose in meinem Schritt lässt mich dies tun.

Ich konnte nicht auf uns aufpassen, dabei habe ich es Levi doch versprochen...

Ich reite zwei Gassen weiter und sehe zwei etwas kleinere Titanen, die mich erblicken und sofort auf mich zurennen. Ich hab keine Zeit für sie und weiche ihnen einfach so gut es geht aus.

Ich treffe auf meinem Weg zum Loch in der Mauer auf viele unterschiedliche Titanen, dennoch kann ich ihnen ausweichen. Wirklich bewundernswert, wie schnell mir dieses nicht bekannte Pferd rennen kann. Ich frage mich wem es wohl gehört haben muss. Ich war bis jetzt auch keine große Hilfe und muss mich dafür entschuldigen, indem ich einfach den eigentlichen Komandanten finde und mitbringe.

Am Tor angelangt, Klettern immer noch endlose Titanen durch das Loch, in unser Zuhause. Ich muss wohl durch sie durch reiten.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt