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"Brauchst du wirklich nichts? Ein Glas Wasser oder eine Wärmeflasche?", fragt Armin besorgt neben mir. Ich hänge, wie schon gewohnt, über dem Toilettenrand und habe mich übergeben. Langsam nervt mich diese morgenliche Übelkeit wirklich ungemein.

Ich habe Armin in mein Zimmer eingeladen, da wir beide eingeschränkt sind und nicht trainieren dürfen. Das wäre zum Beispiel eine Beschäftigung, der ich jetzt nachgehen würde, aber ich habe es Levi nunmal versprochen.

Ich wollte mit dem Blonden nicht in Levis Zimmer gehen, obwohl ich dort lebe. Ich hab mit Armin gerade darüber geredet, dass ich sauber machen muss, weil ich lange nicht mehr da war, als mich plötzlich wieder dieses unangenehme Gefühl im Magen überraschte.

"Nein danke, es geht schon.", bedanke ich mich und spüle ab, dann setze ich mich auf den Boden und lege meine Hand unter dem Hemd auf meinen Bauch. Auch wenn es für andere nicht sichtbar war, habe ich gemerkt, dass mein Bauch in der letzten Woche tatsächlich etwas an Masse zugenommen hat. Natürlich sehe ich trotzdem noch nicht schwanger aus, aber es ist schön zu wissen, dass das Ding sich entwickelt. Ich bin schließlich schon seit einem und einem halben Monat schwanger.

Ich stehe seufzend auf und spüle meinen Mund am Waschbecken aus. Ich gehe mit Armin zurück in das Schlafzimmer und wir setzen uns auf das gemachte Bett.

"Ich hoffe, dass unsere Kameraden heil zurückkehren.", sagt der Junge und sieht an die weiße Decke. "Ja, dass hoffe ich auch, mehr als abwarten können wir trotzdem nicht tun.", gebe ich zurück.

"Sag mal, in welcher Verbindung standest du zu Annie Leonhardt?", frage ich plötzlich aus dem nichts, als ich den leeren Blick bemerkt habe, den Armin trägt, seitdem rausgekommen ist, dass dieses Mädchen der Weibliche Titan war oder ist.

Wie schon zuvor, bedaure ich es, dass ich keine militärische Ausbildung mit ihnen gemacht habe. Vielleicht hätte ich dann mehr Vorwissen über alle Rekruten aus dem 104. Jahrgang. Naja, nachholen kann ich es so oder so nicht, also sollte ich es nicht so lang bedauern. Wir sind ja immerhin schon Gefreite.

"Hä?!", kommt überrascht von Armin, als er mich ebenso überrascht ansieht. Die Farbe seines Gesichtes... gleicht einer Tomate. Einer überreifen Tomate.

Oho, das könnte jetzt interessant werden...

"Was? War sie etwa etwas Besonderes für dich?", necke ich ihn, wobei er die Augen weitet und schnell von mir wegguckt.

"N-nein, warum sollte sie?", fragt er rapid mit schwacher Stimme und räuspert sich danach.
Ich seufze.

"Armin, öffne dich ruhig für deine Gefühle. Auch wenn es sich falsch anfühlt."

"Ich...", sagt er und dreht seinen Kopf wieder mit normaler Farbe zu mir und lässt ihn hängen, so dass er auf seine Hände sieht. "Ich mochte sie wirklich, nur das hat jetzt keine Bedeutung mehr, schließlich ist sie in einem Kristall gefangen. Noch dazu ist sie unser Feind."

"Lass den Kopf nicht hängen, es ist total in Ordnug, wenn du besondere Gefühle für sie hast. Es ist nichts verwerfliches daran, man kann nichts für seine Gefühle.", vesuche ich ihn zu beruhigen. Vielleicht ist dieses Thema doch nicht so lustig, ich hab ihn zum Weinen gebracht... Jetzt fühl ich mich schul-

Ein Schluchzer verlässt meine Kehle ganz aprubt.

"Lia?", fragt Armin vorsichtig und sieht zu mir hoch. "Was ist los? Hab ich irgendetwas getan, was di-"

"Halt die Klappe, du Idiot.", sage ich und wische mir die einzelne Träne von meiner Wange, die nebenbei noch runtergelaufen ist. Der Blonde sieht mich verwirrt an. Er wollte sich ja nur um mich sorgen.

"Das sind die Hormone. Ich heule letztlich ziemlich oft und wegen jeder Scheiße, wunder dich nicht. Es ist zum kotzen. Man hat mit seinem Partner ein paar intime Momente und muss direkt schwanger sein. Es muss ja immer die Frauen treffen, wir sind ja nur Mittel zum Zweck, pah, dass ich nicht lache."

Es herrscht kurze Stille, bis ich realisiere, was ich gerade eben getan habe.

"Ich hab den letzten Part laut gedacht, oder?", frage ich Armin, woraufhin er langsam und mit einem konsternierten Blick nickt. "Vergiss das lieber. Pff, jedenfalls, was machst du gleich noch?", will ich von ihm wissen, um vom Thema abzulenken. Die Schuldgefühle und der Ärger in mir sind ganz plötzlich verschwunden, ebeneso weiß ich nicht, wie es so schnell zu ihnen kam.

Er schluckt. "Ähm, ich treffe mich gleich mit einem etwas älteren Gefreiten. Er heißt Hugo und will mir ein Buch über Kristalle ausleihen, ich-"

Ich unterbreche ihn.
"Kristalle also, ja?.", lache ich unglaubwürdig.
"Äh, ja... Sie sind so schön und man kann viel darüber lernen...", sagt er nochunglaubwürdiger.

"Ich sagte bereits, steh zu deinen Gefühlen.", seufze ich und lasse mich auf meinen Rücken fallen. Das weiche Bett fängt meinen Fall federnd ab. Unglaublich.
"Und was machst du gleich noch?", fragt der Blauäugige, nur damit er nicht darüber reden muss. Solche Seiten kennt man gar nicht von ihm...

"Ich weiß nicht. Hanji hat gesagt, an der Mauer wachsen ein paar Pflanzen, die sie für Medizin verwenden könnte. Ich glaube, ich gehe ihr ein paar holen, es ist sowieso schönes Wetter draußen und so, kann ich mich nützlich machen.", gebe ich als Antwort.
"Na dann, viel äh... viel Spaß dabei. Bis später.", sagt Armin und erhebt sich von dem Einzelbett.
Zum Abschied winke ich kurz mit einer Hand und lasse meinen Kopf wieder auf das Weiche fallen, als er mein der Zimmer verlässt.

"Armin, das ist unglaublich...", murmele ich, nur um mich kurz danach mit einem Schwung aufzusetzen. Ich würde sagen, ein kurzer Ausritt zur Mauer wird nicht schaden.

Ich stehe ebenfalls auf, nehme mir meine Legionsjacke und ziehe sie an. Ich war eine lange Zeit lang nicht mehr in der Stadt und ich hoffe einfach, dass ich nicht noch einmal von besoffenen Menschen belästigt werde. Die sollen ihre dreckigen Finger schön bei sich behalten, sonst ist deren letztes Stündchen geschlagen.

Ich sehe mich im Spiegel an und streiche meine Haare glatt. Ich betrachte mein Gesicht etwas und muss seufzen.
Wann bin ich so anders geworden?

Ich schüttele meinen Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben und gehe durch die Tür und runter, um zu den Pferdeställen zu gelangen.

"Na, Großer.", begrüße ich meinen Hengst und gebe ihm einen von den Äpfeln, die in dem Eimer vor dem Stall stehen.

Ich führe in aus seiner Box und sattele ihn. Er ist relativ sauber, da es hier Pferdejungen gibt, die sich logischerweise um die Pferde kümmern. Dementsprechend, muss ich mich nicht um seine Pflege kümmern.

Ich steige auf einen naheliegenden, großen Stein, um danach auf meinen Hengst zu steigen.
"Können wir?", frage ich und streiche langsam seinen Hals entlang.

Und schon reite ich los, durch das Tor, in Richtung der Mauer, an eine Stelle, die sich in der Nähe des Tores befindet, was durch Erens Titan geschlossen werden konnte.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt