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Levi p.o.v.

Wir sind ohne Probleme an unserem Zielort -dem alten Quatier, eine verlassene Burg- angekommen. Es sind unglaublich viele Leute bei dieser Expedition ums Leben gekommen und im Nachhinein, haben wir sogar noch mehr Probleme, als dass wir etwas herausgefunden haben.

Ich gebe mein Pferd ab und gehe durch die Tür, die mich direkt in den Korridor der Burg bringt. Keine Sekunde nach mir, betritt eine monotone Lia den Raum. Ich weiß selbst auch nicht, welche Emotionen ich nach einer solch gescheiterten Operation zeigen sollte.

Wir sehen uns beide ein wenig um.
"Ekelhaft.", sagen wir gleichzeitig, was es uns etwas unangenehm macht nebeneinander zu stehen. Der Fakt ist, dass es hier sehr schmutzig ist und das dringend geändert werden sollte.

"Levi, Lia!", ruft eine aufgedrehte Hanji, die auf uns zukommt. "Wo habt ihr denn Herrn Commander gelassen?", fragt sie neugierig und schaut hinter uns, um sich zu versichern, dass niemand bei uns ist.
Bitte was?
"Er ist doch schon früher als wir aufgebrochen. Ist er nicht schon hier?!", fragt Erwins Tochter etwas panisch. Tch, soll das jetzt ein Scherz sein?

"Brillenschlange, auf deine Scherze hat wirklich keiner Lust. Sag schon, wo ist Erwin? Wir müssen Bericht erstatten.", sage ich und verdrehe genervt meine Augen.
"Was!?! Erwin sollte schon hier sein?! Das ist er aber nicht!", ruft sie verzweifelt und rauft sich die Haare. Das kann doch nicht wahr sein!
"W-Wir warten einfach, vielleicht gab es ja Probleme... oder so.", entgegnet Lia, der man nicht verübeln kann, dass sie nun aufgebracht ist.
"Puh, etwas können wir noch warten, da stimme ich dir zu, aber sollte Erwin nicht bald aufkreuzen, dann... weißt du, was zu tun ist, Kleine.", teilt Hanji Lia mit, die unsicher lächelt und nickt.
Ich frage mich, was die meinen.
"Könnt ihr auch nicht in Rätseln sprechen?", frage ich die Freundinnen.
"Ich werde das Kommando übernehmen. Das ist meine Pflicht.", erklärt mir Lia kühl, sieht mir aber nicht in die Augen.
"Das ist absurd. Man kann keinem Kind die Verantwortung überlassen.", sage ich, ohne mir Gedanken darüber gemacht zu haben und erschrecke mich selbst darüber, was ich gesagt habe.
Hanji zieht erschrocken die Luft ein und macht auf dem Absatz kehrt. Was auch immer.

Wie schon einmal zuvor, spüre ich eine Hand, die mir eine gewaltige Ohrfeige verpasst. Ich gucke zur Seite und schließe meine Augen für einen Augenblick. Tch, kann ich bitte einfach mal die Fresse halten?!
"So siehst du mich!? Wie ein Kind? Levi, du bist wirklich das Allerletzte. Denkst du ich will das alles?! Mein Vater soll mich nicht mit seinen Vererbschaften zurück lassen, sondern heil ankommen! Ich wusste, dass du mich nicht anerkennst! Ich war kurz davor, alles mit dir zu klären, aber vielleicht ist der Altersunterschied doch zu groß!", schreit sie mich an und fängt an zu weinen, bevor sie sich auf die Lippen beißt und weggeht. Ich bin schon wieder Schuld. Dabei meinte ich es garnicht so... oder meinte ich es genau so?
Verwirrt fasse ich an meine brennende Wange.
Verdammt! Vielleicht habe ich mich wirklich zu sehr aufgespielt... Ich muss das mit ihr klären und ihr beistehen, anstatt dumme Kommentare abzulassen! Tch, wenn Erwin nicht zurück kommt, dann... Erwin Smith, du bist der eigentliche Grund, warum ich im Aufklärungstrupp bin, also beweg deinen Arsch hierher!

Mit gemischten Gefühlen gehe ich den Gang in einem zügigen Tempo entlang und schlage eine Tür auf. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und sehe ein paar Rekruten, die am Tisch sitzen und lachen. Ich kann diesen Raum als Küche identifizieren.
"Springer, Kirstein und alle anderen! Seht gefälligst zu, dass alles sauber gemacht wird!", befehle ich in einem strengen Ton und gehe aus dem Raum.
"Oh oh, da hat einer aber schlechte Laune...", stellt eine kichernde Hanji fest, die neben mir läuft.
"Halt deine Fresse, Vierauge. Du hast dich doch vorhin aus dem Staub gemacht, also lass mich in Ruhe.", sage ich ihr genervt.
"Ja, schon, aber ich muss dir dein Zimmer zeigen und oh-", sie stoppt kurz und legt ihre Hand an meine Wange. "Hast du nicht schon Erfahrungen damit gemacht, Lia zu provozieren? Sieht ziemlich geschwollen aus."
Ich spanne meinen Kiefer an und greife ihr Handgelenk, um es danach weg von meinem Gesicht zu ziehen. "Fass mich nicht an. Wo ist mein Zimmer? Ich muss mich waschen."

"Ähm, dein Zimmer ist das letzte ganz oben. Übrigens haben wir nur Gemeinschaftsduschen. Und Levi, ", sie sieht mich ernst an, was man nicht oft kennt. "Lia teilt sich das Zimmer mit ein paar anderen Mädchen auf der zweiten Etage. Wenn du sie nochmal verletzt, bin ich nicht mehr so nett zu dir, Shorty."
Sie dreht sich um und geht von mir weg.
Gemeinschaftsduschen also... mir egal.
Wieso sagst du mir sowas? Soll ich mich etwa entschuldigen? Wenn du schon so ernst bist, Hanji... dann muss es ja wirklich wichtig für dich sein...
Ich mache mir ein paar Gedanken, was ich sagen könnte und gehe in Richtung meines Zimmers.
Dort lege ich meinen Umhang, meine Jacke und meine Gurte ab und suche die Duschen auf.

Nach der Dusche, ziehe ich mich wieder an und gehe zur Küche, um zu prüfen, ob alles sauber ist.
Tatsächlich sehe ich die Kadetten, die sich noch voll ins Zeug legen bei ihrer Arbeit. Sie haben wirklich großen Respekt vor mir und putzen noch einmal kräftiger, als sie mich sehen.
Mir fällt gerade auf, dass Eren wahrscheinlich ärztlich behandelt wurde. Ich werde ihm wohl morgen einen Besuch abstatten. Allein ist er ja so oder so nie. Ackermann ist ja immer bei ihm.

Zufrieden gehe ich nun die Gänge entlang. Fest entschlossen klopfe ich an dem Mädchen Zimmer, wo sich Lia drin befinden sollte. Es hat mich zwar Überwindung gekostet anzuklopfen und ich weiß immer noch nicht was ich sagen soll, aber das wird schon, denn Hanji hat tatsächlich vollkommen Recht. Lia braucht meine Unterstützung, denn Erwin ist nicht nur der Kommandant, sondern auch ihr Vater. Sie braucht einfach Beistand, das weiß ich, weil ich selbst keines meiner Elternteile habe und weiß wie es ist, jemanden Geliebten zu verlieren.

Die Tür wird geöffnet und ich sehe in leuchtende, blaue Augen, die leider Christa und nicht der Person gehören, die ich sprechen wollte.

"H-Hauptgefreiter wa-", sagt sie und und salutiert, doch ich unterbreche die Blonde.
"Ist Smith bei euch?"
Nicht Christa, sondern Ymir beantwortet mir die Frage, als sie auch an die Tür kommt.
"Nein, sie ist gerade erst gegangen. Keine Ahnung, wohin."
Ich nicke und gehe also weg.
Wo kann sie bloß sein?
Ich mache mir keine großen Gedanken und entscheide mich deshalb, erstmal in in meinem Zimmer zu verschwinden. Doch vor meiner Tür sehe ich eine kleine Person stehen.

"L-Lia?", frage ich. Und da ist es wieder. Mein scheiß Stottern.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt