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Lias p.o.v.

Ich weiß nicht wie viele es sind, die ich abgeschlachtet habe. Vier,... vielleicht aber auch sieben, ich kann es nicht genau sagen.
Der Rest meiner Energie hat sich wenigstens für diese Erfolge angesammelt, bevor ich endgültig in Ohnmacht gefallen bin. Eine weitere Niederlage für mich, wobei ich doch immer meinen Stolz beibehalten will.

Ich finde mich lächerlich, einfach nur lächerlich.
Hanji, die beste Abteilungsführerin die ich kenne, vernachlässigt gerade ihren Rang , nur damit sie mir helfen kann die Leute zu beschützen. Armin, nach meinem Vater der Schlauste den ich kenne, kämpft für die Bürger. Levi, der seine Stärke mal wieder unter Beweis stellt und mit Mikasa die gesamte Front übernimmt und auch in der Lage dazu ist, sie zu übernehmen.

Im Gegensatz zu diesen ehrenvollen Leuten, bin ich ein Wrack. Ein Wrack, das zu große Töne spuckt. Vielleicht habe ich den Kampfgeist, ja. Trotzdem genügt dies nicht, schließlich hat Eren ihn auch und man sieht ja all seine Misserfolge.

Ich wusste welches Risiko ich auf mich nehmen würde, als ich den Führerposten für einen kurzen Moment übernahm. Ich wollte helfen und doch hab ich ihn vernachlässigt, nur weil ich meine Kameraden sterben sah. Ich wusste es würde passieren, hatte mich trotzdem nicht unter Kontrolle. Verdammt ist mir meine Erscheinung peinlich.
Welches neunzehnjährige Mädchen ist denn dazu in der Lage? Richtig, keines. Ich war mir auch dessen bewusst und wollte mich selbst einfach vom Gegenteil überzeugen. Ich wollte beweisen, dass ich etwas Besonderes bin und mich von den anderen unterscheide. Doch muss ich mir eingestehen, ich bin es nicht.

Die beste Frage ist ja auch noch, warum ein erwachsener Mann, wie Levi, etwas ernstes von mir wollen würde. Ich... Ich weiß es nicht. Er ist ja auch gezwungen mich zu heiraten, wenn ich ein Kind von ihm erwarte, er... er macht es nicht weil er es will.
Was ist an mir schon so besonders, außer dass ich mich gut verteidigen kann?

Selbst mein Vater lässt mich im Stich, weil ich nicht seinen Erwartungen entspreche. Meine Mutter wäre sicherlich ebenfalls von mir enttäuscht...

Ich glaube, dass ich gegen irgendein Dach gestoßen bin und deshalb auf den Boden gefallen bin. An weiteres kann ich mich nicht erinnern.
Ich bin hilflos und werde vielleicht mich und mein Kind -wenn ich es nicht schon längst umgebracht habe- umbringen. Das war's dann wohl.

Jeans p.o.v.

Ich renne durch die Straßen. Ich habe gerade einem Titanen entkommen können, habe mir dabei dennoch höchstwahrscheinlich meinen Arm gebrochen. Jedenfalls tut er höllisch weh.

Ich biege um eine Ecke und stolpere über etwas. Ich stehe zögerlich wieder auf und reibe mir fluchend meinen Arm. Ich überprüfe worüber ich gestolpert bin und erschrecke.

Lia?

Armins p.o.v.

Es muss eine Möglichkeit geben die Menschen in Sicherheit zu bringen. Die Tore müssen geöffnet werden, eine andere Möglichkeit gibt es nicht.

"Armin!", ruft eine alte bekannte Stimme nach mir und rennt auf mich zu. Ich drehe mich um und entdecke Hannes. Ich kenne ihn, seitdem ich klein bin. Er glaubte früher nicht, dass die Titanen jemals die Mauer einbrechen könnten, doch musste sich leider vom Gegenteil überzeugen.

Erens Titanenkräfte waren dann nochmal die Kirsche auf dem Sahnehäubchen und es gab keine Zweifel mehr daran, dass wir nicht wissen können was noch alles auf uns wartet.

Er hat Eren und Mikasa damals gerettet, als ich ihm sagte, dass sie Erens Mutter nachgerannt seien. Ich bin froh, dass er wenigstens die Beiden beschützen konnte.

Er hat sich sogar heraufgearbeitet bis zu einem Kommandanten der Mauergarnison in Bezirk Trost. Er ist nun nicht mehr wie früher und verschwendet seine Zeit mit Alkoholkonsum oder Trödelei. Nur...

"Hannes! Was tust du denn hier?! Bist du nicht für Trost zuständig?!", frage ich definitiv verwirrt.
"Armin.", wiederholt er sich und bleibt schweratmend vor mor stehen.

"In Trost liegt immer noch der Felsen vor dem Loch in der Mauer, was zählt ist, die Leute hier in Sicherheit zu bringen!", vollendet er schließlich seinen Satz. Kurz darauf schweift mein Fokus für einen winzigen Augenblick wieder auf das Geschrei anderer Leute. Hans wartet nicht auf eine Antwort meinerseits, sondern redet weiter.

"Ich habe mit den Leuten hinter Mauer Ehrmich gesprochen. Sie wollen das Tor aufmachen, doch die Millitärpolizei lässt höchstens nur hundert Leute in Ehrmich herein!"

Das ist... das ist unglaublich.

"Aber... der größte Teil der Leute wohnt hinter Mauer Rose!", sage ich und raufe mir meine Haare.
Eine Hand legt sich auf meine linke Schulter.
"Sieh hinter dich. Mehr können wir leider nicht tun."

Hannes nimmt seine Hand wieder runter, weshalb ich meinen Kopf langsam zum Tor drehe und sehen kann, wie dieses sich langsam öffnet.
Meine Haut schwitzt unter dem Verband, der noch immer um meine Stirn gewickelt ist.

Das kann ich so nicht stehen lassen.

Ich weiß nicht wie es um die Soldaten steht. Gerade würde ich gerne Erwin Smith das Kommando überlassen, doch er ist nicht hier.
Ich weiß nicht wie es Lia, Eren oder Mikasa gerade ergeht. Ich muss mir also schleunigst etwas einfallen lassen.

Ich drehe mich einmal im Kreis um mir einen Überblick zu verschaffen.

Wenn wir doch nur Eren hier haben würden, dann könnten wir das Loch in der Mauer versiegeln und die restlichen Titanen erledigen.

Hier in diesem Dorf stehen unzählige Häuser, wenn wir also Eren finden, kann er diese zertrümmern und vor dem Loch aufstapeln. Das ist das einzig logische Ausweg für mich in diesem Augenblick, auch wenn er eine geraume Zeit in Anspruch nehmen würde.

Wir müssten uns allerdings wieder darum kümmern, dass die Titanen abgelenkt sind und Eren nicht von seinem Vorgehen abhalten.
Das bedeutet, dass wir neue Truppen einteilen müssten.

Ich kaue nervös an meinem Daumennagel herum.

Wäre er doch nu-

Ich höre einen sehr lauten Schrei, den man überall wiedererkennen könnte.

Er ist hier?

"Du hast einen Plan, oder?", unterbricht Hannes lächelnd mein überraschtes Ich, so als ob er mit diesem Auftreten gerechnet hätte.

"Den habe ich."

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt