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"Ich...", fängt er einen Satz an, doch fängt von neu an. "Du bist schwanger? Das heißt ich könnte Vater werden?", fragt er dann und hat immernoch keinen besonderen Ausdruck im Gesicht.
"Nein. Ich lasse es nicht soweit kommen.", sage ich kalt und warte auf weitere Reaktionen.
"Lia...du kannst es nicht einfach töten.", gibt er dann von sich und ich meine einen gewissen Ausdruck von Schmerz in seinen Augen zu sehen.
Ist er doch dagegen? Was- Hab ich ihn falsch eingeschätzt?
"Natürlich kann ich das. So ein Ding würde alles zerstören, meine ganze Zukunft ruinieren. Ich bin jung und werde den Aufklärungstrupp irgendwann leiten. Etwas wie das, passt nicht in mein Leben rein. Ich dachte wir teilen die selbe Meinung.", sage ich. Levi legt seine Hände auf meine Schultern und und blickt mir tief in die Augen. "Denk nicht nur an dich. Ich darf ja wohl auch bestimmen, was mit meinem Kind passiert, oder-", er macht eine kurze Pause. "Oder ist es garnicht mein Kind? Willst du es deshalb nicht?!"
"Was?! Wie kommst du auf so eine Idee?!", will ich von ihm wissen. Ich würde dir doch niemals fremd gehen. "Tch, wenn...wenn es das nicht ist, dann überleg es dir nochmal. Es gibt so viele Möglichkeiten.", sagt er nun sanft und lehnt sich mit dem Rücken an den Baumstamm. Sein Blick ist in die Leere gerichtet.
"Ich hätte niemals gedacht, dass du so reagierst, Levi. Was ist mit deinem Hass gegenüber Kindern?! Willst du wirklich dein Fleisch und Blut in diese Hölle lassen?", frage ich dann entsetzt.
Er schließt die Augen und atmet ein und aus.
"Tch, das ist es nicht, aber... überleg es dir doch einfach. Mache nur Sachen, die du später nicht bereust getan zu haben. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche."
Reue? Würde ich es bereuen?...
"Es fällt dir wahrscheinlich schwer, was? Komm her...", sagt er und zieht mich in seine Arme.
Mein Kopf liegt nun auf seiner Brust. Ich schließe meine Augen und atme aus.
Das war nicht die Reaktion, die ich mir erhofft habe, aber... jetzt bin ich ganz verwirrt! Er hat mir Sachen genannt, an die ich niemals gedacht hätte.
Ob das meine genaue Meinung beeinflusst, bin ich mir nicht sicher...
"Levi, es tut mir leid.", entschuldige ich mich nach einer kurzen Stille. "Du bist ja schließlich der Vater... und... du musst diese ganze Scheiße mitmachen.", erkläre ich meine Entschuldigung.
"Lia, du hast mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich jemals wieder öffne. Und außerdem...", er krault meinen Kopf. "Außerdem bin ich ein erwachsener Mann. Ich habe unheimlich viel erlebt und muss wissen, wie ich mit Situationen umgehe. Das ich nichts tun soll, was ich später bereue, hat mir damals eine Person beigebracht, die etwas hat, was ich nie in mir sehen konnte."
"Du redest schon wieder von meinem Vater, hab ich recht?", lache ich ein wenig in dieser verklemmten Situation. "Ja.", gibt er knapp als Antwort. Ich sollte Paps wohl eher dankbar sein, als mich zu beschweren. Ohne ihn, hätte ich Levi jetzt nicht...
"Und nur mal angenommen, ich entscheide mich trotzdem dazu, das Kind nicht zu behalten. Wie sieht es mit dir aus? Was denkst du darüber?", will ich wissen, da ich mir eigentlich wirklich sicher bei dieser Sache bin. Allerdings werde ich, je mehr ich über Levis Worte nachdenke, immer unsicherer.
"Ich unterstütze dich bei deiner Entscheidung. Schließlich bist du die jenige, die ihr Leben umstellen muss, nicht ich. Aber... interessant wäre es schon, ein Kind mit solch starken Genen selbst zu haben.", gibt er als Antwort. Ja, das wäre es... Was?! Ich darf mir sowas nicht vorstellen!
Zu meinem Glück, wandert seine Hand auch genau zu meinem Bauch. Ich- macht er das absichtlich? "Levi, könntest du...", bitte ich ihn und nehme seine Hand von meinem Bauch.
Er lässt das unkommentiert.
"Wir brechen im Morgengrauen auf.", sagt er dann plötzlich wieder ganz kalt. Zur Antwort gebe ich ein einfaches "Mhm."
"Ruh dich aus, ich wecke dich.", bietet er mir an.
Und obwohl ich vorhin so lange geschlafen habe, fallen mir sogar von selbst die Augen fast zu.
"Na schön.", gebe ich dann seufzend von mir und schließe meine Augen.
...
"Lia, wach auf.", rüttelt er an meiner Schulter.
Ich blinzle ein paar mal und richte mich auf. Dann strecke ich mich und sehe Levi ins Gesicht.
"Hast du wenigstens etwas geschlafen?", frage ich ihn und atme den Geruch von nassem Gras ein.
"Nein, das ist aber nicht von Bedeutung.", sagt er und gibt mir beim Aufstehen die Hand, so dass ich mit hochgezogen werde. Mir wird plötzlich wieder übel und greife mit meinen Händen zu meinem Bauch. Diesmal ist es aber nicht die normale Übelkeit. "Ist dir schlecht?", fragt Levi. Immernoch ohne Emotionen. "Nein, ich habe seit gestern Mittag nichts mehr gegessen.", antworte ich und gehe zu meinem Pferd, welches immernoch an der selben Stelle wie gestern steht.

Still binden wir unsere Hengste ab und setzen uns drauf. Genauso still reiten wir zurück. Der Weg ist uns beiden bekannt.
"Deine ganze Aktion gestern war verrückt. Was ist, wenn dem Kind etwas passiert wäre?", fragt er nüchtern, was ich nicht ganz glauben kann. "Ist das dein Ernst? Es gibt noch gar kein Kind. Prinzipiell ist es mir sogar egal, was ihm zustößt.", gebe ich leicht schnippisch als Antwort. Was soll das schon wieder? Versucht er mich zu manipulieren? Ich dachte er unterstützt meine Entscheidung, da soll er doch nicht von einem Kind reden!
Wir haben noch ein Stück vor uns, wehalb ich die Zügel fester in die Hand nehme und anfange schneller zu reiten. Leicht holt der Schwarzhaarige auf. "Komm, du hast doch bestimmt auch Hunger.", sage ich und richte meinen Blick stur nach Vorn, weshalb ich seine Reaktion nicht sehen kann. Das Einzige, was ich höre ist, dass er ein stumpfes "Ja." von sich gibt.
So kommen wir nach kurzer Zeit auch schon im Hauptquatier an. Als Levi vom Pferd steigt, bemerke ich, dass seine Hose ganz dreckig ist, genauso wie meine. Das ist zu erwarten, wenn man auf dem Waldboden mit weißen Hosen schläft.
Unsere Stimmung ist immernoch im Keller und so gehen wir dann einfach zum Speisesaal.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt