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"Und deine Mutter ist dir wirklich so egal, wie der Dreck unter deinen Schuhen?!", fragt Eren Jean ziemlich schlecht gelaunt. Ehrlich gesagt, hätte ich nie von Jean erwartet, dass er so über seine Eltern denkt. Nichtmal ich behandle meinen Vater wie sonst wen und ich kann meinen Mund auch oft nicht zulassen. Es ist klar, dass Eren sich aufregt, schließlich hat er keine Eltern mehr und da kann ich seine Gefühle nachvollziehen.
"Ja und?", fragt er selbstüberzeugt und will mir gegenüber cool wirken, was er nicht wirklich erreicht. Eher das Gegenteil.
Christa legt ihren Löffel auf ihren Teller und guckt den Jungen traurig an. "Jean... ich finde, dass du wertschätzen solltest, dass du in dieser schrecklichen Welt überhaupt eine Mutter hast.", gibt sie leise von sich und guckt auf ihre restliche Suppe. Mir fällt gerade auf, dass ich eigentlich wirklich wenig über meine Freunde weiß. Nicht, dass es mich brennend interessieren würde, aber etwas sollte man doch übereinander wissen.
Ich bin ziemlich gedankenverloren, als ich an die Vergangenheit von Levi denke, von der er mir vor Kurzem berichtet hatte. Es ist wirklich schön, dass wir uns vertrauen können, vor allen Dingen, dass Levi mir vertraut. Es ist wirklich nicht selbstverständlich von seiner Kindheit zu erzählen, die vergleichbar mit der Hölle ist. Wohleher bin ich dankbar, dass er mir offen darüber erzählt. Wir haben beide unsere Mütter verloren, trotzdem ist das nicht vergleichbar mit dem, was er gefühlt haben muss, als sie von ihm gegangen ist, auch wenn er nur ein Kind war...

"Lia? Hey Lia!", stößt Sasha mich von der Seite an und holt mich aus meiner Trance.
"Hm? Was denn?", frage ich dann.
"Isst du das noch?", fragt sie hoffnungsvoll zurück und zeigt auf das restliche Brot, welches neben meinem Teller liegt.
"Nein, nimm es dir ruhig. Mir ist der Appetit vergangen.", sage ich und reiche ihr das Brot.
Sie bekommt ein riesiges Strahlen im Gesicht und bedankt sich glücklich. Das ist... Brot?
Tatsächlich habe ich keine Motivation mehr zu essen. Ich habe die letzten Tage immer wieder Momente, wo ich wirklich demotiviert bin, Dinge zu tun, die ich sonst immer tue. Was ich auch komisch finde ist, dass ich immer wieder diesen komischen Druck in meinem Unterbauch verspüre.
Ich dachte, dass ich meine Tage bekomme, allerdings ist dies bis jetzt noch nicht eingetreten.
Dieser Druck könnte wirklich nervig werden, weshalb ich mich dazu entscheide, Hanji nach Rat zu fragen.
"Ich geh dann mal.", verabschiede ich mich und stehe auf, um zu gehen.
"Geht es dir gut, Lia?", fragt Armin besorgt.
"Ja.", sage ich knapp und gehe einfach in Richtung, Hanjis Zimmer.
Angekommen, klopfe ich an.
"Herein!", kommt vom Inneren, weshalb ich eintrete. "Lia, was machst du denn hier?", will die Brillenträgerin wissen. Hallo, auch schön, dich zu sehen.
"Ich hab in letzter Zeit immer wieder Unterbauch Schmerzen.", komme ich direkt zum Punkt. "Kannst du mich vielleicht untersuchen? Die nerven auf Dauer wirklich."
"Na klar, Smi. Leg dich einfach auf das Sofa.", sagt sie und steht auf. "Smi? Das habe ich aber lange nicht mehr gehört.", lache ich leicht und lege mich hin.
Hanji hat mich früher immer Smi genannt, weil ich meinen Nachnamen nie aussprechen konnte. Für mich war das eine ernste Sache, aber sie hat sich einen Spaß daraus gemacht.
"Ja, ist mir wieder eingefallen. Hast du vielleicht einfach deine Tage?", will die Braunhaarige wissen und schiebt mein Hemd hoch, woraufhin ich seufze. "Hanji, wäre ich dann wirklich hier?", frage ich sie. "Jaja, ist ja gut... Hast du sonst noch Beschwerden?", fragt sie mich und drückt leicht in meinen Bauch. "Huh, keine Ahnung. Ich fühle mich unmotiviert irgendetwas zutun, Appetitlosigkeit kommt auch dazu, aber sonst fühl ich mich fast wie immer. Mich stören diese Dinge einfach."
"Hmm, etwas Besonderes spüre ich jetzt nicht, aber deine Symptome...", sagt sie und atmet geschockt ein. Oh nein, was jetzt?
"Sag mal Lia... kann es sein, dass du mit Levi geschlafen hast?", fragt sie ernst.
Ja, aber warum ist das so wichtig, ich meine, Moment! "Du meinst doch nicht etwa-", frage ich mit großen Augen und setze mich auf.
"Kann es sein, dass du schwanger bist, Lia?!"
Geschockt starre ich in ihr Gesicht. "Oh mein Gott, Hanji..." Ich- Wenn das der Fall ist, dann...
"Was ist, wenn das der Fall ist?! Ich meine, ich bin doch zu jung für sowas! Und... dann ist da noch Paps und... Levi! Oh mein Gott, wie sollte ich das jemals Levi sagen?! Hey, weißt du noch die paar Male, als wir miteinander geschlafen haben? Jetzt wirst du Vater. Scheiße, was soll ich machen?!", gebe ich aufgebracht von mir und raufe mir die Haare. "Hey, beruhig dich!", besänftet mich Hanji und streicht über meinen Arm. "Du hast Recht, es würde schwer sein, allerdings wissen wir garnicht, ob du wirklich schwanger bist. Anders könnte ich mir deine Symptome aber nicht erklären... Weißt du? Vielleicht solltest du- Hey was ist los?!", unterbricht sie ihren Satz, als ich aufstehe und schnell zur Toilette renne. Mir ist plötzlich sehr schlecht geworden. Ich übergebe mich und bleibe dann erschöpft vor dem Klo sitzen.
"Lass mich raten...", sage ich, als ich Hanji im Türrahmen bemerke. "Ein weiteres Anzeichen für Schwangere?", frage ich leise und schließe meine Augen. "Ehem, hehe vielleicht bist du einfach nur sehr gestresst in letzter Zeit? Aber... eigentlich schon...", bestätigt sie meine Aussage. Ich seufze und schüttele meinen Kopf.
"Ich will es nicht haben.", sage ich knapp und lege meinen Kopf in den Nacken. "Smi, das kannst du so nicht sagen!"
"Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?!", frage ich sie mit vollem Ernst und sehe ihr in die Augen. "Bitte, schlaf einfach eine Nacht darüber.", bittet sie mich und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Ich atme tief ein und aus.
"Na schön, danke für die Hilfe. Ich gehe jetzt.", bedanke ich mich und gehe aus dem Raum.

Mit einem wirklich schlechtem Gefühl gehe ich in Levis Zimmer und ziehe mich direkt um. Natürlich habe ich schon ein paar meiner Sachen hier, da ich so oder so hier schlafe. Levi, der gerade an seinem Schreibtisch ist, bemerkt das und sieht mich verwirrt an.
"Schlechten Tag gehabt?", fragt er mich amüsiert und nimmt einen Schluck von seinem Tee.
Levi... wenn du wüsstest.
"Und wie.", gebe ich als Antwort, lösche das Feuer der Kerze und lege mich auf die Wandseite des Bettes. Kurz darauf spüre ich, wie die Matratze runter geht und sich jemand neben mich legt. Ich erkenne Levis Geruch. Er schmiegt sich an mich und legt einen Arm um mich.
"Was ist passiert?", fragt er ruhig und gibt mir einen sanften Kuss auf die Schulter.
"Menschen sind passiert.", gebe ich grimmig als Antwort, was die Lage sogar ganz gut beschreibt, nur leider bin ich nicht in der Lage dazu, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen. Ich bin sogar Hanji dankbar, dass sie nicht rumgeschrien hat, weil ihr Shorty Vater werden könnte. Gott, wie sich das anhört... Er wird Vater...
"Hm, versuch einfach zu schlafen. Ich liebe dich.", flüstert er in mein Ohr.
"Ich dich auch.", sage ich knapp und schließe meine Augen. Ich wünschte, du würdest nicht immer so liebherzig zu mir sein...

Es ist viel Zeit vergangen und ich konnte kein wenig schlafen. Heiße Tränen laufen vereinzelnd stumm meine Wangen herunter. Meine Hände wandern zu meinem Bauch.
Bitte mach nichts kaputt, bitte.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt