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Ich wache ungemütlich durch Sonnenstrahlen in meinem Gesicht auf. Ich liege sogar noch auf Jean, der regungslos mit offenem Mund schläft.
So langsam setze ich mich also auf und steige über ihn, um aufzustehen.
"Jean! Sei doch nicht so- Lia?!", erfasst ein verwirrter Connie und setzt sich schnell auf.
"W-Was machst du denn hier?"
"Dir auch einen guten Morgen.", sage ich sarkastisch und streiche meine langen Haare glatt. "Ich hab bei Jean übernachtet. Bild dir aber nichts drauf ein.", erklär ich ihm, woraufhin er langsam nickt. Müde stöhne ich und gehe zur Tür.
"Ich gehe dann mal.", verabschiede ich mich und gehe raus.
Sein Gechnarche ist echt nervig, ich bevorzuge doch echt lieber mein eigenes Zimmer.
Ich laufe weiter auf dem Gang und bleibe aprubt stehen, als mir zu Sinnen kommt, was gestern passiert ist.
Ich bin wahrscheinlich nicht mehr mit Levi zusammen.
Ich streiche mir über die Arme, um eine Gänsehaut zu vermeiden und laufe weiter zu meinem Zimmer, wobei ich den Gedanken verdränge.

Frisch gewaschen und angezogen, mache ich mich auf den Weg zum Speisesaal. Als ich die Tür öffne, erkenne ich noch nicht so viele Leute und gehe deshalb zu dem Tisch, wo eine winkende Hanji sitzt. Zum Glück ist Levi nicht hier.
"Hallo Liaaa! Huh? Wo hast du denn Shorty gelassen?", fragt sie verwundert, woraufhin ich ihr einen sehr bösen Blick schenke.
Ich setze mich hin und atme aus.
"Shorty ist mir seit gestern wohl oder übel egal.", gebe ich kalt von mir und beiße von meinem Brot ab.
"Was?! Was ist passiert?! Bitte, erzähl!", fordert sie mich schmollend auf, doch ich schüttel meinen Kopf.
"Frag ihn doch selbst, Vierauge."
"Och mennooo!"
Aber was er wohl jetzt denkt?

Levi p.o.v.

Nachdem Lia mein Zimmer verließ, blieb ich einen Moment stehen, um zu realisieren, was passiert ist. Ich legte meine Hand auf den Kopf und drehte mich zu meinem Schreibtisch.
Was hab ich gemacht? War es das jetzt?!
Ich hasse meine Gefühle!
Ich nahm Schwung mit meinen Armen und warf aus Wut auf mich selbst alles, was auf dem Schreibtisch war, auf den Boden. Eigentlich wäre dies eine Sache, die ich nie tun würde, aber die Wut hat mich einfach überkommen und ich konnte nicht anders. Diese neuen Gefühle geben mir eine unbekannte Art der Überforderung und ich weiß nicht mit ihnen umzugehen. Es ist schrecklich, ich bin einfach durch den Wind und hab mich nicht unter Kontrolle.
"Scheiße!", rief ich laut aus und setzte mich auf den Boden an der Wand.
Was soll ich denn jetzt machen? Zum Teufel, ich hätte mich niemals verlieben dürfen!
Ich atmete verzweifelt aus und erblickte eine Flasche Kräuterlikör, die Pixis mir einst aus  Sympathie schenkte.
Es ist ein wirklich ekelhaftes Zeug.
Der Alkohol rollte weiter auf mich zu und hielt, als er an meinen Oberschenkel stieß.
Tch, eigentlich bringt mir Alkohol nichts, aber-
Ich hab es ihr auch verboten! Scheiße, ich hab es ihr verboten. Kein Wunder, dass sie weg will!
Ich hob meine rechte Hand und griff zur Flasche.
Ich dachte mir, dass ich Alkohol zu gut vertrage, aber trotzdem etwas passieren könnte, wenn ich die Flasche leere.
Ich öffnete das Getränk also und mir kam ein schwerer Geruch von Minze entgegen.
Ich setzte an und trank mehrere Schlücke auf einem Mal. Plötzlich fing ich durch ein Kratzen in meinem Hals an zu husten.
Pixis, Geschmack hast du wirklich nicht. Trink lieber mehr Tee.
Das Kratzen ignorierte ich und begann ein Schluck nach dem anderen zu nehmen...

Und jetzt sitze ich immer noch an der Wand, mit einer leeren Flasche Alkohol neben mir, die mich tatsächlich nichts vergessen lassen hat.
Ich glaube, dass ich zwischendurch mal eingenickt bin, aber das kann auch Einbildung sein.

Mein Büro sieht aus wie ein Schweinestall, aber ich habe weder Motivation aufzustehen, noch habe ich Lust die Idioten zu trainieren.
Vor allen Dingen nicht, weil ich nicht weiß, was gestern noch passiert ist. Der Gedanke an Sie und diese... Pferdefresse macht mich verrückt!
Tch, ich bin selbst Schuld. Idiot.

Ich höre ein Klopfen an der Tür, doch ich ignoriere es. Lass mich in Ruhe.
"Levi?", ertönt eine Stimme und die Person dazu, öffnet die Tür.
"E-Erwin?", erkenne ich den großen Blonden, einer der letzten Personen, die ich gerade sehen möchte.
Geschockt sieht er zu mir herunter.
Ich muss wirklich abartig aussehen.
Er hockt sich hin und hebt die leere Flasche, um sie sich anzusehen.
"Was ist hier passiert und... hast du das komplett getrunken?", fragt er mich nun.
Wenn er nur wüsste... Erwin, ich muss dich anlügen, es tut mir leid.

"Tch, ja hab ich. Erwin. Sag mal, wie weit würdest du für eine Person gehen, die du liebst?", frage ich aus dem nichts. Es hört sich sicherlich total verrückt an, so etwas aus meinem Mund zu hören.
Nun sieht er mich besorgt an.
"Levi ich weiß nicht, was passiert ist und du sollst es mir auch nicht erzählen, aber ich sehe, dass es dir nicht gut geht. Du weißt, dass du mit Problemen zu mir kommen kannst."

"Das war nicht meine Frage.", gebe ich monoton zu seiner Aussage ab. Seufzend setzt er sich nun neben mich an die Wand und sieht mir besorgt ins Gesicht. "Wenn ich eine Person liebe, würde ich für sie durch die Hölle gehen. Allerdings muss sie es auch wert sein, aber das ist eine Sache, die jeder selbst wissen sollte. Sag Levi... Ist dir die Person sehr wichtig?"

"Tch, wichtiger als sie es sein sollte.", sage ich und lege meinen Kopf in den Nacken. "Ich habe es wirklich verschissen und nicht einmal der ekelhafte Alkohol von Pixis kann mich nicht nicht an sie denken lassen."  Es ist wirklich armselig, dass ich insgeheim mit Erwin über die Gefühle spreche, die ich für seine Tochter empfinde.
"Egal, das ist wirklich nicht wichtig. Was war der eigentliche Grund, warum du gekommen bist, Erwin?", frage ich dann zur Ablenkung.

"Ich wollte eigentlich nur nachsehen, ob du die Unterlagen für die Expedition  schon fertig hast, aber ich kann später ja-", fängt er an beim Aufstehen zu erzählen, doch ich unterbreche ihn.

Ich stehe ebenfalls auf, streiche meine Klamotten glatt und laufe zu meinem Regal neben dem Fenster, das einen Blick auf den Trainingsplatz möglich macht. "Hier, meine Aufgaben werde ich ja wohl erledigen.", meine ich und drücke ihm ein paar Papiere in die Hand, woraufhin er sich bedankt und aus dem dreckigen Raum verschwindet.

Wohl oder übel werde ich gleich zum Training gehen müssen, allerdings wird hier noch aufgeräumt und ich werde mich noch waschen.

Gesagt, getan. Mit frischer Kleidung komme ich beim Platz an und stelle fest, dass sich schon einige Kadetten, wie Reiner, Bertholdt, Ymir und Christa versammelt haben.

Die sieht man auch wirklich selten allein. Das könnte auf dem Schlachtfeld zu Schwierigkeiten führen. Tch, dass gerade ich das sage...

Nach einer kurzen Zeit, kommt dann auch sie in einer Gruppe, die aus den restlichen Rekruten besteht. Ackermann, Arlert, Jäger, Braus, Springer... und Kirstein.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt