Lias p.o.v.
"Wo ist dein Hengst?", will Levi verwundert von mir wissen. Ich kann seine Gefühle in diesem Moment wirklich schlecht einschätzen.
Ich weiß, dass er sich Sorgen um mich und... unserem Baby macht. Ich hab es gesehen. Er hatte Tränen in den Augen und spricht ungewöhnlich vorsichtig.
Ich weiß, dass mein Zustand nicht der Beste ist, höchstwahrscheinlich nicht mal in Ordnung, trotzdem muss ich kämpfen und stark sein.Ich fühle mich verpflichtet dazu.
Ich wäre entehrt, hätte ich den Spruch "Opfert eure Herzen" nur missbraucht und mich von dieser Situation befreit, weil ich dabei nur an mich dächte.Aber es geht nicht, ich will selbstlos handeln und die Übriggebliebenen Bürger vor dem sicheren Tod bewahren. Ich versuche es jedenfalls.
Ich weiß auch, dass Levi mich vom Kämpfen abhalten möchte, es mir aber nicht sagt.
Er kennt mich, ich würde nicht auf ihn hören.
Außerdem würde er das Selbe tun, sogar wenn man ihm beide Arme abreißen würde, würde er sich immer noch für die Menschheit opfern.Vielleicht lenkt er so auch einfach mit irrelevanten Fragen ab, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Wer weiß das schon.
Ich muss ein wenig husten und spüre einen eisernen Geschmack in meinem Mund. Es ist wieder Blut hochgekommen, doch ich spucke es nicht aus. Ich versuche es wieder herunterzuschlucken. Ich spüre ganz klar, wie die Flüssigkeit in meinem trockenen Rachen brennt.
"Er ist mir bei dem Mauerbruch davongelaufen.", gebe ich mit heiserer Stimme von mir und räuspere mich demnach.
Der Schwarzhaarige seufzt. "Tch, dummer Gaul."
Er nimmt eine Hand von den Zügeln und umschließt eine Sache an seinem Gürtel.
Erst konnte ich es nicht erkennen, da es auf der anderen Seite war, doch jetzt erblicke ich es.Er hält mir seine Trinkflasche hin.
"Trink.", fordert er mich wieder kühl auf, ohne den Blick von dem Weg zu lassen. Wir sind vielleicht zehn Meter von der restlichen Gruppe entfernt.Ich nehme ihm die kanisterartige Flasche aus der Hand und mache sie mit den Zähnen auf.
Ich nehme ein paar Schlücke.
Das Wasser ist kalt und spült den Eisengeschmack in meinem Mund herunter."Danke.", sage ich und drücke ihm häuprig die Flasche wieder in die Hand. Obwohl es draußen kühl ist, bildet sich Schweiß überall auf meiner Haut. Ich hebe meinen Arm und wische mir ein paar Schweißperlen mit dem Ärmel von der Stirn.
Ich denke, dass es Fieber sein könnte, doch ich ignoriere dies. "Können wir zu den anderen aufholen?", frage ich Levi. Er mustert mich prüfend, sein Blick geht meinen ganzen Körper entlang. "Sicher doch.", meint er noch und verschnellert den Schritt seines Pferdes. Ich bin genauso schnell wie er.
Nun sind wir direkt hinter den letzten Personen."Dich beschäftigt etwas, oder?", frage ich den Mann. "Ja.", gibt er nachdenklich von sich. "Kann es sein, dass Hoover einfach Schiss in den Hosen hatte und nicht mitgekommen ist?"
"Was meinst du damit?", frage ich verwirrt nach.
"Bertholdt Hoover ist nicht auffindbar, er sollte in deinem Jahrgang sein, vielleicht kennst du ihn.""Ja, er ist... nicht wirklich gesprächig.", gebe ich als Antwort von mir. "Er ist weg, Lia, weißt du was das bedeuten könnte, bezüglich der Lage, in der wir uns befinden?"
"Er...Er ist der kolossale Titan...", flüstere ich meinen Gedanken. Levi wirft mir einen sichtlich 'nicht meinungsteilenden Blick' zu. Ich weiß nichteinmal wie er das unter dem ganzen Pferdegetrabe verstehen konnte.
"Nein, das meinte ich nicht.", gibt er von sich und richtet seinen Blick wieder nach vorn."Er ist in meiner Einheit. Wenn wir ihn irgendwo in diesem Titanengebiet verloren haben, dann... ich könnte mir das nicht verzeihen.", gibt er von sich preis.
"Levi...", sage ich einsichtlich. "Du bi-""Smith!", kommt von dem Pferd vor uns, was langsam an Tempo verliert, so dass es neben mir läuft. Zunächst konnte ich es nicht wegen der Kapuze erkennen, doch jetzt, da er neben mir reitet, erkenne ich Reiners Gesicht.
Was willst du denn?
"Hör zu. Wenn... Wenn ich eins bin, dann bin ich Bertholdts Freund und da gibt es keine Möglichkeit, dass er der kolossale Titan sein könnte. I-Ich bin hier der einzige, der so etwas wie eine Familie für ihn ist. Ich, naja, ich würde doch davon wissen.", sagt er, nein, versucht er ernst zu sagen und lächelt dabei schief.
"Es war jediglich ein Gedanke, Braun.", gibt Levi nun von sich und mustert den Blonden mit einem misstrauischen Blick. Ich nicke dabei einfach.
"E-Es... ich will nur nicht meinen besten Freund verlieren, das ist alles.", stammelt er vor sich hin und bewegt sich auf seine ursprüngliche Position zurück.
"Ich traue ihm nicht.", sagen Levi und ich automatisch im Gleichklang und ich muss ein Grinsen unterdrücken.
"Du also auch nicht.", stellt Levi fest, woraufhin ich nicke. "Nicht wirklich, das ist viel zu auffällig."
Mich durchfährt ein Zittern. "I-Ich muss z-zu Paps."
"Was ist los? Musst du eine Pause machen?", fragt Levi besorgt.
"Ich muss helfen, bevor ich vom Pferd falle.", gebe ich von mir. Er seufzt."Dann reite vor, ich bleibe hier hinten.", sagt er.
"Das mache ich.""Lia, eins noch."
"Hm?"
"Ich liebe dich."
"Ich weiß.", grinse ich. "Wir sind doch verlobt oder so."In Wahrheit verberge ich vielleicht meinen Gedankengang. Er wollte mich heiraten, weil wir ein Kind erwarteten. Ich weiß nicht, ob ich diese Erwartung noch erfüllen kann.
Ohne einen weiteren Gedanken daran, verschwindet mein Lächeln wieder, in dem Moment, in dem ich mich von ihm weg drehe und mich zu meinem Vater fortbewege.
"Papa!", sage ich um seine Aufmerksamkeit auf mich zu richten. "Lia, was möchtest du?", fragt er monoton und sieht weiter nach vorn.
"Willst du mich nicht ansehen? Dein Pferd wird schon wissen, wie man geradeaus läuft.", sage ich ernst und muss wieder kurz die Luft wegen meines Schmerzes anhalten.Mein Körper möchte umkippen, weil er diesen Schmerzen nicht mehr Stand halten kann, doch mein Gehirn kämpft dagegen an und verhindert dieses Geschehen. Und doch ist es mein ganz eigener Wille...
"Ich...Ich kann nicht.", entgegnet er.
"Warum kannst du nicht?", frage ich verwundert nach. "Ich...Ich glaube dann verliere ich meinen mir übriggebliebenen Stolz.", sagt er und spricht etwas leiser als zuvor.Was zum Teufel...?
"Du verlie-", ich huste erneut mit meiner Hand vor dem Mund. Man kann den Blutgeschmack in meinem Mund wahrnehmen, allerdings Spucke ich bei diesem Mal nichts aus. Vielleicht ist das ja ein gutes Zeichen. "Du verlierst deinen Stolz, wenn du mich ansiehst?!", frage ich ernsthaft und bekomme keine Antwort darauf. Etwas merkwürdig ist es schon. Vielleicht bin ich auch etwas niedergeschlagen, weil mein Vater mich als so etwas ansieht, doch es ist nun keine Zeit um sich über solche Dinge Gedanken zu machen.
"Ich- Dann hör mir wenigstens zu.", gebe ich von mir. "Natürlich."
"Wenn wir es durch die Tore geschafft haben, könnte Jäger sich transformieren und uns helfen."
"Kommt nicht in Frage. Wenn der Junge sich transformiert, könnten sie ihn vielleicht beobachten. Wir müssen ihn verstecken."
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reflection / Levi x oc
FanfictionLia Smith ist die Tochter des angesehenen Kommandanten Erwin Smith. Sie hatte es oft nicht leicht in ihrem Leben und machte sich keine Gedanken um Gefühle. Dies ändert sich jedoch, als sie Levi, den stärksten Mann der Menschheit, kennenlernt, der...