Lias p.o.v.
„Was meinst du? Was mache ich häufig in letzter Zeit?", frage ich meinen Vater voller Verwirrung und sehe ihn dabei auf eine Erklärung abwartend an. Ihm kann ein leichtes Auflachen nicht entgehen. Er sieht in die Leere und legt seinen Arm auf den Tisch, wobei ich gleichzeitig einen Glanz in seinen Augen entdecke. „Du siehst immer mehr aus wie sie, weißt du das?", fragt er mich und sieht mir daraufhin in die Augen. Er wird wieder sentimental. Aber ich kann es ihm nicht verübeln, er hat schließlich die Liebe seines Lebens verloren und gibt sich noch immer die Schuld dafür. Und es ist natürlich nicht so, als würde ich meine Mutter nicht vermissen, eher das Gegenteil. Seitdem ich nicht mehr schwanger bin, gibt es wirklich Phasen, in denen ich mir nichts mehr wünsche, als die Zeit zurückzudrehen, aber es geht nunmal nicht. Ich wollte von neu anfangen und vergessen. Aber man kann nicht vergessen, nur besser mit Dingen umgehen.
„Papa, es sind nur Haare.", versuche ich belanglos zu sagen und setze mich aufrecht hin. Ich bin überrascht, weil ich ihn schmunzeln sehe. „Du hast ja Recht.", sagt er und setzt sich ebenfalls gerade hin, sein Blick schweift hinter mich. „Hanji.", spricht er die Abteilungsführerin an, die noch vertieft in einem Gespräch mit Moblit ist und somit nicht hört. Ich verdrehe meine Augen. Er lenkt direkt ab. Ich helfe ihm aber und gebe Hanji einen Klaps auf den Hinterkopf, weswegen sie sich langsam mit bedrohlichem Blick zu uns dreht, jedoch direkt ihre Aufmerksamkeit meinem Vater widmet. „Erwin, was kann ich für dich tun?", fragt sie uninteressiert aber lächelnd. Er räuspert sich und richtet sich auf. „Ich hoffe doch inständig, dass du dich um die Dokumente gekümmert hast, die ich dir nach der letzten Mission gegeben habe. Es ist geraume Zeit vergangen und der innere Regierungszirkel wird wieder Maßnahmen gegen die Aufklärungslegion einleiten, wenn sie nicht bald die Protokolle erhalten." Auch, wenn er der vorherigen Situation aus dem Weg geht, hat mein Vater dennoch Recht. Die Regierung braucht unsere Protokolle, denn ohne sie, gibt es keinerlei Beweis für einen Schritt in die richtige Richtung. „Natürlich, ich habe der Akte noch ein paar Notizen über die Bemerkung des Gesteins der Mauer beigefügt, natürlich ohne zu viel preiszugeben.", sagt die Abteilungsführerin und zeigt nun stolz lächelnd einen Daumen nach oben in die Richtung meines Vaters. Ein Blick nach hinten erhascht mir den Anblick Moblits, welcher sich verträumt mit einer Hand den Kopf auf dem Holztisch abstützt, um Hanji zuzuhören. Seine dunkelblonden Haare fallen ihm dabei leicht über die Augen. Es wäre wunderlich, wenn er nicht mehr als ein normales Arbeitsverhältnis zwischen ihm und Hanji verspürt. Mein Vater gibt ein verständliches Nicken ab und schweift mit seinem Blick wieder zu mir. Hanji hingehen schweift zu ihrer vorherigen Konversation. Die Essensschichten sind die einzigen Zeiten, an denen man mal Zeit für sich und seine Kameraden hat. Ich schaue mit leerem Blick auf meinen kalt gewordenen Eintopf, den ich mit meinem Löffel hin und her schiebe und seufze dabei. Jetzt habe ich keinen Appetit mehr... „Weißt du was, Paps?", kündige ich meinem Vater an. „Ich werde jetzt gehen." Ich presse ein Lächeln auf meine Lippen und ziehe meine Augenbrauen nach oben, danach stehe ich auf und sehe dem Kommandanten ins Gesicht, wessen Blick mich stumm bei meinem Handeln beobachtet hat. Ich drehe mich zum Gehen um und lasse ihm bei den ersten gesetzten Schritten noch eine Bemerkung da. „Meine Ration gehört dir.", lasse ich ihn wissen, mit dem Gedanken daran, dass mein Vater tatsächlich viel zu wenig isst. Hierbei wollte ich eigentlich nur schnell verschwinden.Ich mache mich auf den Weg in mein Zimmer. Schließlich gibt es noch einige Haare, die von meinem Zimmerboden verschwinden müssen.
Ich laufe also erneut den langen kalten Flur entlang, der von vielen Fackeln beleuchtet ist und höre dabei ein paar laute Geräusche aus dem Nebenflur kommen, die von Menschen stammen müssen. Ich biege mit einem kleinen Sprint direkt nach links ab und finde dort zwei weibliche Kadetten vor, die sich wortwörtlich in die Haare bekommen haben. Es gibt eine etwas größere Braunhaarige und eine kleinere Rothaarige. Die Kleinere zieht der Größeren an ihren langen Haaren, wobei sie direkt durch einen Schlag in den Magen von ihrer Gegnerin unterbrochen wird und ein paar Schritte zurückhumpelt. Es dauert nicht lange bei mir, als ich sehe wie die Brünette sich erneut auf die Soldatin stürzen will. Ich gehe schnellen Schrittes auf sie zu und gebe ihr seitlich mit meinem Stiefel einen Tritt in den Bauch, so dass sie nach hinten hin auf den Rücken fällt. Die andere nehme ich an den Kragen und drücke sie gegen die kühle Steinmauer. Sie quiekst dabei und schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Was ist hier los!?", will ich von ihr wissen und schaue sie streng an. Es steht mir eigentlich nicht zu, sie auszufragen, da ich ja auch nur einfache Gefreite bin, trotzdem nehme ich mir diese Freiheit und kläre diese Unstimmigkeit auf. „S-Sie hat gesagt, dass er ihr gesagt hat, dass er sie liebt! Das darf nicht sein! Er m-muss doch für mich sorgen...", gibt sie von sich, wobei ich bin Hintergrund bemerke, wie sich die andere Soldatin aufrichtet. Ich schaue verständnislos in die grünen Augen des Mädchens und lasse sie los. Ich gehe ein paar Schritte zurück und sehe mir Beide an, die mich ebenfalls anstarren, wohl mit Angst davor, was nun passieren wird. „Namen?", will ich wissen. „Anja Breiters.", stellt sich die Braunhaarige mit einem Salut vor. So ein schlappes Salut habe ich noch nie gesehen. „Mareike Dauer.", gibt die andere mit leiser Stimme und einem etwas besserem Salut von sich. „Hört zu ihr beiden.", sage ich seufzend. „Ihr seid Soldaten im Aufklärungstrupp. Hierher gehören keine Streitereien über Männer hin, egal in welcher Hinsicht. Habt ein wenig Anstand vor eurem Beruf und verhaltet euch nicht wie Kinder! Ihr könnt von Glück sprechen, dass euch Hauptgefreiter Levi nicht über den Weg gekommen ist, sonst würdet ihr jetzt im Krankenzimmer liegen.", sage ich vollen Ernstes und erhalte eine Reaktion, mit der ich nicht gerechnet hätte. Beide erheben ihre Köpfe als sie Levis Namen hören und reißen die Ohren auf. Kadett Breiters beginnt zu reden. „Sie sind falsch, Levi würde mir nie wehtun! Erst vorhin hat er mir seine Liebe gestanden!" Ich werde etwas konfus durch diese Aussage, da sie niemals stimmen kann. Kadett Dauer sieht abwechselnd mich und ihre Rivalin an, sie weiß dass sie sich jetzt keine Gewalt leisten kann, aber man sieht ihr an, wie sauer sie dieser Spruch macht. Ich bin schockiert, dass es hier um Levi geht und muss mir ein Schmunzeln unterdrücken. Dennoch fühle ich mich mit diesen Mädchen als würde ich mit Kleinkindern sprechen. Sie wissen nichteinmal wer ich bin, so unerfahren sind sie. „Wenn ich auch nur noch einmal so einen Unsinn höre, dann werde ich euch eine Strafe zukommen lassen, habt ihr mich verstanden?! Wie könnt ihr solche Gerüchte verbreiten?!", gebe ich standhaft von mir und erschrecke als ich hinter den Soldatinnen jemanden aus dem Schatten auftauchen sehe. „Und sollte ich noch etwas von euer Dummheit mitbekommen, könnt ihr Ekel versuchen den Schmerz zu ertragen, den ich euch zufügen werde, verstanden? Lieber küsse ich einen Titanen als einen von euch beiden." Den Kadetten ist der Schock ins Gesicht geschrieben, nachdem sie die kalte und bedrohliche Stimme von Levi hinter sich gehört haben und nicken brav. Sie trauen sich nicht sich umzudrehen. Ich bin leicht überrascht und verschränke meine Arme vor der Brust. „Macht Abmarsch.", sage ich und gebe ihnen ein Handzeichen zu gehen, was sie sofort entgegennehmen, darauf bedacht Levi nicht in die Augen zu schauen.
„Warum so höflich?", schmunzle ich meinen Verlobten an. „Ist an den Gerüchten was dran?", füge ich geschockt mit einem sarkastischen Unterton hinzu. Er kommt näher und beginnt dabei zu reden. „Niemals, niemals würde mir auch nur der Gedanke kommen eine Andere als dich zu bewundern.", antwortet er mir charmant und bleibt vor mir mit ebenfalls verschränkten Armen stehen. Er schaut mir ins Gesicht und beobachtet meine neue Frisur, weswegen ich erneut schmunzeln muss. Solche Seiten von ihm liebe ich. „Was ist? Hab ich einen Pickel im Gesicht?", frage ich ihn aus Spaß, da er mich nun schon etwas länger anstarrt. Er sieht mir tief in die Augen. „Nein.", sagt er ernst. „Ich wusste bis jetzt nicht, dass ich mich noch mehr in dich verlieben kann.", sagt er vollen Ernstes und streift meinen Arm herunter zu meiner Hand um sie dann in die Seine zu legen. Ich bin verblüfft, mit so einer Aussage habe ich nicht gerechnet. Wir kommen uns immer näher, wobei meine freie Hand auf seiner Brust Platz findet. Sachte berühren seine Lippen meine und geben mir das Gefühl, alles zu haben, was ich jemals brauchen werde.
So soll es für immer sein.
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reflection / Levi x oc
FanfictionLia Smith ist die Tochter des angesehenen Kommandanten Erwin Smith. Sie hatte es oft nicht leicht in ihrem Leben und machte sich keine Gedanken um Gefühle. Dies ändert sich jedoch, als sie Levi, den stärksten Mann der Menschheit, kennenlernt, der...