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Leonie's Sicht:

Erik war jetzt seit einer halben Stunde weg. Eine verdammte halbe Stunde. Ich saß in eine Decke eingekuschelt auf dem Sofa und starrte aus dem großen Fenster. Eher eine riesige Glasfront.  Es hatte angefangen zu regnen. Toll. Passte ja zu meiner Laune. Die war nämlich, seitdem mir Erik diese Sachen vorgeworfen hatte, echt richtig weit unten. Ich konnte echt nicht verstehen, was das sollte. Wir haben so viel miteinander durchgemacht. Sind aus den schwersten Zeiten wieder rausgekommen und jetzt will Erik das alles beenden. Wegen etwas, über das sich so viele Menschen freuen würden. Außer Erik. Okay, ich war anfangs auch nicht so begeistert gewesen, aber mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass ich in weniger als 9 Monaten Mutter sein werde.

Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass Erik in den nächsten paar Stunden zurückkommen würde. Wieso auch? Es war seine Meinung. Daran änderte sich jetzt bestimmt nichts mehr.

Erik's Sicht:

Ich war so auf 180. Wollte sie mir da jetzt ernsthaft ein Kind unterjubeln. Dieses verdammte Kind konnte nicht von mir sein. Ich wollte aber auch kein Kind. Wofür auch. Wenn sie mich wirklich liebt, lässt sie dieses Kind abtreiben.

-

Ich war auf dem Weg zu Mats. Mats war von uns in der Mannschaft derjenige, der Probleme am besten lösen konnte. Und er blieb dabei sachlich und beruhigte einen.

„Oh hey Erik. Was gibt's?" fragte mich Mats verwirrt und musterte mich.

„Äh..kann ich reinkommen?"

Mats deutete mir mit einer Geste an, dass ich eintreten solle und schloss die Tür dann wieder.

„Willst du was trinken?"

„Wasser, wenn es geht!"

Lächelnd schenkte mir Mats ein Glas Wasser aus und setzte sich dann gegenüber von mir an den Küchentisch, der von Barhockern umstellt war.

Ich fuhr mir mit der Hand einmal durchs Gesicht.

"Erzähl, Durm. Was bedrückt dich?" forderte er mich auf.

„Man Mats. Leonie ist schwanger."

„Bitte?" geschockte sah er mich an. „Und warum bist du dann nicht daheim bei ihr?"

„Ja also. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass das Kind nicht von mir sein kann und das hab ich ihr auch gesagt. Dann hab ich noch gesagt, dass ich das Kind nicht haben will und sie sich zwischen mir oder dem Kind entscheiden muss!"  

„Nicht dein Ernst, oder? Erik so etwas macht man nicht. Woher willst du wissen, dass es nicht dein Kind ist." Entsetzt starrte mich Mats an.

Warum verstand keiner, aus welchem Grund ich das gemacht hatte.

„Weil wir immer verhütet hatten. Darum." Gab ich genervt von mir.

„Was hat sie darauf geantwortet?" fragte er weiter.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Du bist also gleich gegangen. Aha, ich verstehe. Schau halt mal nach, ob sie dir was geschrieben hat." Wie Mats mit mir sprach. So abwertend. Das kannte ich von ihm gar nicht.

„Ja hat sie!" teilte ich ihm mit, nachdem ich mein WhatsApp geöffnet hatte."

Er machte ein Zeichen, dass ich es ihm vorlesen sollte.

„Zu einer Schwangerschaft gehören immer zwei Menschen, mein Freund. Und denk mal an Paris. Ich dachte auch wir hätten immer verhütet. Haben wir aber nicht. Such die Schuld nicht immer gleich nur an anderen Leuten, sondern auch mal an dir. Wir sind beide nicht unschuldig an dem, was jetzt nun mal passiert ist."

Ich war geschockt. Wenn ich so nachdachte, hatten wir in Paris wirklich nicht verhütet. Sie hatte Recht. Nicht nur sie war schuld. Fuck. Ich bin so ein schlechter Freund.

„Okay, die ist angekackt von dir!" stellte Mats ruhig fest.

„Ich hab scheiße gebaut!" ich  stützte meine Arme auf den Tisch und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.

„Oh ja das hast du."

Sehr einfühlsam heute wieder der Kerl. Sogar Jonas hatte mich angeschrieben und mich gefragt, was diese Scheiße sollte.

„Was soll ich denn jetzt machen. Sie hasst mich jetzt bestimmt!"

„Wie wäre es mal mit reden. Fahr zu ihr und stell das alles klar, okay?"

Ich nickte, stand vom Stuhl auf und zupfte meine Klamotten zurecht.

„Danke Bro!" ich schlug mit ihm ein.

Mats sprach mir noch ein paar aufmunternde Worte zu, ehe ich aus der Haustür trat und mit meinem Auto zurück zu unserem Haus fuhr. Langsam wurde ich nervös. Wie sollte ich mich jetzt gegenüber ihr verhalten. Ich schloss leise die Tür auf, damit sie mich nicht hörte.

Da saß sie. Mit dem Rücken zu mir. Ihr Blick war aus dem Fenster gerichtet. Ich hatte sie enttäuscht. Und das sah ich auch ohne ihr in die Augen zu sehen.

Ich trat näher an sie ran, umarmte sie von hinten und küsste ihren Nacken.

„Schatz? Es tut mir leid!" murmelte ich.

„Ich hab es dir schon so oft gesagt Erik. Mit einem Es tut mir leid ist nicht wieder gleich alles in Ordnung. Du hast mich verletzt. Mir ein Ultimatum gestellt, man. Wie soll ich mich bitte zwischen meinem Leben und meinem Leben entscheiden. Sag mir das."  Rief sie verzweifelt.

„Aber du kennst das Kind doch noch nicht einmal. Wie kannst du etwas als dein Leben bezeichnen, was nicht einmal existiert." Ich konnte es nicht verstehen.

„Es wächst in mir. Ich trage es schon seit 5 Wochen in mir und werde es noch weitere 8 Monate in mir haben. Es besteht sozusagen aus mir, es kann nur durch mich überleben. Verstehst du das? Nein, wahrscheinlich nicht. Denn du bist keine Frau und wirst das jemals miterleben. Ihr Männer wisst gar nicht wie anstrengend so eine Schwangerschaft sein kann und dann werden wir auch noch dafür schuldig gemacht, dass wir schwanger sind. Es ist halt mal so, dass Frauen die Kinder in sich tragen und nicht Männer. Ich bin da nicht alleine dran schuld, okay? Und ich werde das Kind nicht abtreiben lassen. Das kannst du vergessen."

Das musste ich jetzt erst einmal sacken lassen. Wow. Diese Worte. Es waren wirklich die Richtigen. Sie hatte mir das so gut vorgelegt. Ich verstand jetzt, warum es so schlimm für sie war, dass ich so reagiert habe.

„Ich habe es verstanden, Schatz. Ich kann alles nachvollziehen. Ich war so dumm und ich kann nur noch hundertmal sagen, dass es mir so unendlich leid tut. Wir schaffen das. Zusammen. Wir werden die perfekte, kleine Familie."


Zu schön um wahr zu sein ! (Erik Durm&Jonas Hofmann FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt