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Leonie's Sicht:

Nun saßen wir schweigend im Auto. Keiner sagte etwas. Erik konzentrierte sich auf den Verkehr und die Straße und ich hing meinen Gedanken hinterher. Ich schaute aus dem Fenster und betrachtete die einzelnen vorbeiziehenden Gegenstände. Was hatten diese Mädchen nur mit mir gemacht? Sonst sprießte ich nur so von Lebensfreude, aber seitdem mich die beiden angesprochen hatten, war ich ständig irgendwo anders. Nur nicht beim reellen Geschehen.

„Schatz, ist wirklich alles okay?" Er schaute mich nur kurz an, da er sich ja wieder auf die Straße konzentrieren musste. Aber in diesem kurzen Moment konnte ich in seinen Augen Besorgnis sehen.

„Ja wirklich!" versicherte ich ihm.

Es war gelogen. Ich wollte ihn nicht anlügen, aber ich konnte nicht anders. Ich konnte es ihm nicht sagen, da er sich sonst wieder Sorgen machen würde. Und das wollte ich nicht.

Erik erwiderte daraufhin nichts mehr. Zum Glück.

Wir fuhren in die Hofeinfahrt und stiegen aus. Erik lief noch einmal kurz zum Kofferraum, da dort seine Trainingstasche lag. Danach betraten wir das Haus. Wir setzten uns aufs Sofa und schalteten den Fernseher an.

Erik ging noch schnell in die Küche,  um eine Kleinigkeit zum Essen zu holen.

Gerade kam ein Bericht von dem Spiel Dortmund gegen Hoffenheim. Unwillkürlich musste ich an die Situation nach dem Spiel denken. An die zwei Mädchen. Wie sich mich beleidigt haben. Wie sie danach eingeklatscht hatten. An alles einfach.

Viele würden sagen „So schlimm ist das doch gar nicht!" oder „Da musst du drüber stehen!", aber so leicht ging es bei mir nicht. Ich war ein Mensch, der am liebsten von allen gemocht werden wollte. Ich fühlte mich sonst irgendwie komisch. Aber mittlerweile hatte ich begriffen, dass es nicht so einfach war, wenn man mit einer Person zusammen ist, die von der Presse „verfolgt" wird. Mir ist auch spätestens nach der Aktion heute klar geworden, dass mich deshalb auch nicht alle mögen können. Sie sind einfach neidisch, dass ich etwas habe, was sie auch möchten.

Augenblicklich musste ich laut schluchzen. Erik musste sich mittlerweile wieder neben mich gesetzt haben, denn seine Stimme war sehr nah bei mir.

„Schatz, was ist los?"

„Nichts. Alles okay!"

„Leonie Hofmann. Bei allem Respekt. Sag mir jetzt was los ist. Es sieht selbst ein Blinder mit Krückstock, dass irgendwas nicht mit dir stimmt. Und du brauchst jetzt gar nicht mit Nichts, es ist alles okay zu kommen, weil ich weiß das etwas ist. Irgendwas ist vorgefallen während dem Spiel, weil vorher warst du noch ganz normal!" Erik war aufgesprungen und schrie mich an.

Okay, verständlich.

„Sag mir jetzt was los ist!" knurrte Erik mit zusammengebissenen Zähnen, da ich immer noch nicht geantwortet hatte.

„Du machst mir Angst, Erik!" flüsterte ich.

So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt. Kein Wunder, dass ich mich fürchtete.

„Sorry. Ich mach mir halt nur Sorgen!" murmelte Erik und setzte sich wieder auf die Couch.

Ich musste es ihm jetzt sagen.

„Äh-, Also da warn halt so zwei Mädchen und die äh-, ja die haben mich halt gefragt ob ich die äh-, Bitch von ihrem Erik-Baby  bin und haben mir gesagt, dass ich mich von dir fernhalten soll, sonst würden sie mir was tun. Und dann bin ich weg gerannt und dann haben die sich abgeklatscht." Stotterte ich.

Ängstlich blickte ich zu Erik rüber. Dieser sah mich nur geschockt an.

„Sie haben was? Was fällt denen ein meine Freundin zu beleidigen. Hallo! Und was soll das mit Erik-Baby? Ich bin doch kein Ding, oder?" er war sauer, wütend, enttäuscht. Eine Mischung aus allem.

„Erik beruhig dich bitte. Die sind es nicht wert, sich über sie aufzuregen!" meinte ich sachte.

Falsch.

„Doch Leonie. Du sitzt hier heulend, also macht es dir auch etwas aus. Du brauchst gar nicht zu sagen, dass sie es nicht wert sind. Sie haben dich verletzt und das verletzt auch mich, ja. Aber du hast Recht. Ich will nicht mit dir streiten. Aber du musst wissen, ich liebe dich und werde es auch für immer tun!" zum Ende hin wurde er leiser, was mir auch sehr recht war.

Oh Mann, er war so süß.

„Ich liebe dich auch!" murmelte ich, ehe sich Eriks Lippen auf meine legten.

„Jetzt will ich aber auch eine Belohnung für das gewonnene Spiel!" nuschelte er gegen meine Lippen.

„Du hast doch gar nicht gespielt!" kicherte ich

„Na und!"

Ehe ich mich versah, trug mich Erik im Brautstyle die Treppe zu seinem Schlafzimmer hoch. Er schmiss mich aufs Bett und fing an, mich auszuziehen.

Womit es endete weiß bestimmt jeder. Natürlich schliefen wir miteinander. Wie auch die letzten beiden Male war es wunderschön.

-

Wir lagen nun schwer atmend nebeneinander. Erik hatte seinen Arm um mich geschlungen und starrte an die Decke.

Ich war so erschöpft, dass ich kurze Zeit später einschlief.

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Das nächste was ich wahrnahm, war ein Klingeln. Wahrscheinlich von der Haustür. Müde schlug ich meine Augen auf und tastete nach meinem Handy. 12:17 Uhr.

Erik lag nicht mehr neben mir. Ich vermutete, dass er gerade unten an der Tür war.

Ich schälte mich also auch aus dem Bett, holte mir einen dicken Pulli von Erik und zog meine schwarze Leggings drunter. Meine Haare band ich zu einem Messi-Dutt und schlüpfte noch in meine Hausschuhe im Ugg-Boots-Style.

Ich schlurfte die Treppe runter und sah Marco.

„Marco!" quietschte ich und hüpfte die restlichen Stufen runter. Sofort fiel ich ihm in die Arme.

„Wo ist Vani?" fragte ich ihn.

„Klo!" gab er grinsend zurück.

Genau in diesem Moment kam Vanessa aus der Toilette und rannte auf mich zu, als sie mich sah.

„Und was haben deine Eltern so zu Marco gesagt?"

„Naja, also erst haben sie, besonders mein Vater, ihn angeschnauzt, dass er zu alt wäre und blabla. Das kennst du ja. Dann bin ich in mein Zimmer gerannt und Marco hat noch mit meinem Vater diskutiert. Dann ist er auch hochgekommen, hat sich zu mir ins Bett gelegt und wir sind aus Versehen eingeschlafen. Mein Vater kam halt in mein Zimmer und hat rum geschrien. Ich habe dann halt damit gedroht, dass ich zu Marco ziehe. Meine Mutter hat dann ein Gespräch vorgeschlagen und jetzt finden sie ihn richtig nett. Sie verbieten mir nicht einmal mit ihm zusammen zu sein, obwohl er 7 Jahre älter ist!" erzählte sie mir strahlend.

„Das ist ja richtig cool!" Ich umarmte sie fest.

Zu schön um wahr zu sein ! (Erik Durm&Jonas Hofmann FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt