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Jonas' Sicht:

Ich hoffte natürlich, dass Leonie mir die Wahrheit erzählt hat und meine Eltern wirklich bereit für einen Neuanfang waren.  Ich war zwar etwas entspannter als vorher, aber ich hatte immer noch diese Angst in mir, die mich vorhin fast verrückt gemacht hatte. Wir fuhren jetzt bestimmt erst fünf  Minuten, aber mir kam es wie eine  Ewigkeit vor. Ich war total aufgeregt und wollte die erste Begegnung mit ihnen hinter mich bringen. Naja. Es war ja eher die erste Begegnung nach dem angeblichen Neuanfang.

Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende geführt, hielt Erik mit dem Auto an und sie stiegen aus. Nervös blickte ich vom Rücksitz durch die Frontscheibe auf das Haus. Das Haus, in dem ich den Großteil meiner Kindheit verbracht hatte. Meine Hände waren total schweißgebadet und ich war ständig dabei, sie an meiner Hose abzutrocknen.

Plötzlich ging die Autotür auf und Leonie streckte mir ihre zierliche Hand entgegen.

„Komm Jonas. Sie haben sich beruhigt. Alles wird wieder gut!" sprach mir Leonie aufmunternde Worte zu, die ich in dem Moment echt gut gebrauchen konnte.

Ich atmete noch einmal tief durch und stieg dann guten Mutes aus. Durch Leonies Worte ist meine Angst auf Minimalgröße geschrumpft. Meine Freude dagegen, mit meinen Eltern einen Neuanfang zu starten, rapide angestiegen. Leicht lächelnd stolzierte ich an Erik vorbei, der mich nur verwirrt ansah. Vor der Haustür überkam mich dann aber doch noch einmal eine Ladung Angst und deshalb wartete ich bis die beiden da waren.

Leonie drückte die Klingel und wie warteten, bis die Tür geöffnet wurde. Sofort wurde ich von meiner Mutter in eine herzliche Umarmung gezogen, wobei sie mir ein „Es tut mir so leid!" zuflüsterte. 

Im ersten Moment war ich von ihrer Reaktion etwas überrumpelt, fing mich dann aber schnell wieder und erwiderte die Umarmung. Währenddessen legte ich meinen Kopf auf ihre Schulter und ließ meinen Tränen freien Lauf. Mir kamen einfach die ganzen Erinnerungen der letzten Jahre hoch. Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. Mindestens sechs Jahre.  Ich fühlte mich in ihren Armen so geborgen. So wie in den guten alten Zeiten. Dann kam mein Vater an die Tür und löste meine Mutter ab. Auch er umarmte mich so fest wie meine Mutter und nuschelte auch so etwas wie  „Entschuldigung!". Auch in seinen Armen fühlte ich mich sicher. Wie sonst bei keinem anderen.

Nachdem wir unsere Kuschelstunde beendet hatten, traten wir in unser Haus ein. Ich staunte nicht schlecht. Es war zwar das gleiche Haus, wurde von der Einrichtung her aber grunderneuert. Hier wirkte alles so modern. Nicht so wie damals als ich gegangen bin.

Schnell schob ich den Gedanken beiseite. 

Mittlerweile waren wir im Wohnzimmer angekommen und setzten uns auf die Couch. Es war eine große Couch und bei genauerem Hinschauen bemerkte ich, dass es die Gleiche war, wie bei uns in der WG. Nur in einer anderen Farbe. Ich musste kurz auflachen, was mir einen verwirrten und gleichzeitig amüsierten Blick von meiner restlichen Familie einfing

„Ach. Ich hab nur gerade bemerkt, dass wir die gleiche Couch bei uns in der WG stehen haben. Nur in einer anderen Farbe." kicherte ich.

„Das ist ja lustig. Aber uns hat dieses Sofa einfach sofort gefallen. Es ist super bequem und das Material ist auch optimal." erklärte mir meine Mutter. 

Da ich aber keine Lust hatte die ganze Zeit über Sofas und deren Bequemlichkeit und Materialien zu reden, wechselte ich das Thema.

"Wie wäre es, wenn ihr mir mal das Haus zeigt. Ich war hier ja lange nicht und wie ich sehe, hat sich hier einiges verändert."  fragte ich deshalb.

Mein Vater klatschte in die Hände, was wohl eine Aufforderung  zur Umsetzung meiner Frage sein sollte. Also standen wir alle auf und mein Vater führte uns durch das Haus. Als letztes kamen wir in Leonies Zimmer an

„Da bin ich ja mal gespannt, wie meine Schwester so gewohnt hat!" lachte ich, worauf ich mir nur einen gespielt bösen Blick von Leonie einfing.

Sie verschränkte ihre Hand mit der von Erik und meine Mutter öffnete die Tür. Wir traten ein und sofort fiel mein Blick auf eine total zugeklebte Wand. Ich tippte Erik an, da er gerade in die andere Richtung schaute

"Ey. Schau mal, Erik. Da sind wir!" lachte ich leicht. 

Peinlich berührt versteckte Leonie ihr Gesicht in Eriks T-Shirt, da es jetzt bestimmt aussah wie eine überreife Tomate. Erik musste automatisch mitlachen

„Geil. Die habe ich ja das letzte Mal noch gar nicht gesehen." meinte Erik.

„Ist auch besser so. Sonst wärst du jetzt bestimmt nicht mit mir zusammen, weil ich damals so ein Fangirl war!" nuschelte Leonie in Eriks Brust. 

„Oh hey,Baby. Das ist doch nicht schlimm. Ich finde das total süß. Ich liebe dich trotzdem." Sagte Erik mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Um ihr das zu beweisen drückte Erik ihr einen Kuss auf die Lippen.  Von hinten kam nur ein Oh wie süß. Ruckartig drehten wir uns um und schauten in das Gesicht unserer Eltern. An die hatte ich ja gar nicht mehr gedacht. 

„Schon gut. Wir sind ja schon weg." lachte meine Mutter und mit diesen Worten verschwanden die beiden aus dem Zimmer. 

Wir setzten uns auf ihr riesiges Bett und quatschten über alles Mögliche. Nach ungefähr zwei Stunden wurden wir dann von unserer Mutter gerufen, dass es Essen gibt. Sofort sprangen Erik und ich auf und sprinteten die Treppe runter Wenn es Essen gab, ließen wir uns das nicht zweimal sagen. Wir saßen schon am Tisch und fingen gerade an uns die erste Portion Spagetti Bolognese reinzuschaufeln, als eine kopfschüttelnde Leonie in die Küche einbog. Sie setzte sich gegenüber von uns an den Tisch und beobachtete uns erst einmal eine Weile

„Schmeckts?" fragte sie uns amüsiert. 

Da wir beide gerade den Mund voll hatten, nickten wir nur. Leonie nahm sich nun auch eine Portion und fing langsam an zu essen. Als Erik und ich uns die zweite Portion nahmen, hatte Leonie erst die Hälfte ihrer Portion gepackt und unsere waren mindestens doppelt so groß.

Auch unsere Eltern beobachteten uns schmunzelnd.

„Immer noch so ein Fresssack wie damals!" sprach meine Mutter ihre Gedanken aus. 

„Warum könnt ihr so viel essen und nehmt trotzdem nicht zu?" beschwerte sich Leonie.

„Tja Schatz. Wir trainieren das halt gleich beim nächsten Training wieder ab!" äußerte sich Erik schmunzelnd.

Nachdem wir fertig gegessen hatten, half ich meiner Mutter das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Sie fragte mich, was wir in der letzten Zeit alles gemacht haben. Ich erzählte ihr, dass Felix da war und den Stress zwischen Erik und Leonie natürlich auch. Danach bedankte sie sich noch für meine Hilfe und ich ging hoch in Leonies Zimmer, wo die beiden schon auf mich warteten. Zusammen zogen wir ihr kleines Sofa aus, so dass ich darauf schlafen konnte. Bettzeug hatte mir mein Vater schon gebracht. Erik schlief, wie sollte es auch anders sein, bei Leonie im Bett. Wir machten uns Bett fertig und wünschten uns gegenseitig Gute Nacht. Nach dem erlebnisreichen Tag schlief ich auch recht schnell ein.

Zu schön um wahr zu sein ! (Erik Durm&Jonas Hofmann FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt