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Leonie's Sicht:

Felix und ich machten uns auf den Weg in den nächsten Supermarkt. Seit langem konnte ich mal wieder frei und unbeschwert sein. Ich konnte lachen und all das. In Eriks Anwesenheit ging das nicht. Da waren meine Gedanken ganz woanders, aber sicher nicht beim glücklich sein.

„Und du und Erik? Seid ihr immer noch getrennt?" fragte Felix, als wir gerade das Gelände des Lebensmittelgeschäfts betraten.

„Ja. Leider. Ich glaube er hasst mich." Seufzte ich.

„Okay sorry. Eindeutig falsches Thema. Also Themawechsel. Jeder nimmt sich einen Einkaufswagen und schmeißt alles was er will rein. Wer zuerst fertig ist hat gewonnen und darf sich was wünschen!"

„Verstanden!" meinte ich grinsend, da ich wusste, dass es ziemlich lustig werden würde.

„Auf die Plätze! Fertig! Los!" rief Felix und bei Los stürmten wir beide zu dem Unterdach, bei dem die ganzen Einkaufswägen hintereinander gereiht waren.

Jeder schnappte sich einen und rannte in das Geschäft. Ich schmiss unzählige Äpfel, Bananen und Trauben in den Wagen. Danach folgte Schokomüsli. Von Obst bis ungesunde Knabbereien war alles dabei. Auf den Preis achtete ich dabei logischerweise nicht. Dafür war nämlich keine Zeit, denn ich wollte gewinnen.

Als ich alles im Einkaufswagen drin hatte, war dieser gerammelt voll. So schnell wie es ging schob ich diesen Richtung Kasse, wo das Ziel war.

Und tatsächlich. Gerade als ich den Wagen stoppte, kam Felix mit einem genauso gefüllten Einkaufswagen um die Ecke gesprintet.

„Ich würde mal sagen, dass ich gewonnen habe!" triumphierend grinste ich ihn an.

„Das war unfair. Ich habe einen älteren Mann angefahren und musste ihm dann helfen seine ganze Einkäufe vom Boden aufzuheben, weil sie runtergefallen sind."

Ich musste lachen. Ich konnte mir diese Szene genau bildlich vorstellen.

„Trotzdem. Gewonnen ist gewonnen. Also darf ich mir jetzt was wünschen."

„Was wünschst du dir?" mürrisch grummelt er.

„Also ich will, dass du nicht nur die Einkäufe heimträgst, sondern auch mich. Und zwar auf deinem Rücken." Grinste ich.

„Alter. Das ist ja wohl nicht dein Ernst, oder? Weißt du wie schwer das alles ist?" entsetzt starrte er mich an.

„Du hast gesagt, dass ich mir was wünschen darf und daran musst du dich jetzt auch halten, mein Lieber"

„Man. So etwas mache ich nie wieder. Aber lass uns erst einmal bezahlen." Meinte er.

„Wollen wir wirklich alles kaufen?" fragte ich verwirrt.

„Na hör mal. Ich habe nicht umsonst alles da rein geschmissen."

Wir schoben unsere Einkaufswägen in die Schlange an der Kasse und legten die Waren auf das Fließband.

Hoffentlich reichte unser Geld. Ich war nicht wie alle anderen Spielerfrauen, die dann die Kreditkarte ihres Freundes im Geldbeutel hatten und nach Lust und Laune mit dieser bezahlen konnten. Aber stopp mal. Ich war ja gar keine Spielerfrau mehr. Ich war nur noch äh..Spielerschwester.

Mit Ach und Krach hatte mein Bargeld gereicht. Ich hatte nämlich blöderweise vergessen meine Kreditkarte wieder in mein Portemonnaie zu stecken. Aber es war ja noch einmal alles gut gegangen.

Insgesamt hatten wir vier Tüten voller Lebensmittel, wovon die Hälfte bestimmt doppelt gekauft war.

„Also du nimmst einfach die Tüten in die Hand und ich kann mich ja von selbst festhalten!"

„Ach ja. Einfach mal vier volle Tüten in die Hand nehmen, ne. Ist ja auch doch so leicht. Ich wette mit dir, dass die Henkel nach zwei Metern eh abreißen."

Ich lachte.

„Tja. Dein Problem."

Mit diesen Worten sprang ich auf seinen Rücken und klammerte mich fest. Dabei entlockte ich ihm ein uff, da ich ihm anscheinend zu schwer war.

„Los! Lauf mal schneller. Ich will auch noch daheim ankommen!" meckerte ich ihn lachend an.

„Ja ja. Mach du es doch erst einmal besser." Meinte er außer Atem.

Nachdem ich ihn noch mehrmals genervt hatte, rannte er los. Daher waren wir auch schneller an unserem Haus angekommen.

„Du kannst jetzt loslassen!" teilte er mir mit.

„Nein. Erst wenn wir im Haus drinnen sind." Widersprach ich ihm.

Er stöhnte genervt auf und trug mich bis in den Hausflur.

Lachend stieg ich von seinem Rücken, als gerade Erik aus der Küchentür kam. Finster blickte er zu Felix. Oh oh.

Mit schnellen Schritten kam auf Felix zu und blieb unmittelbar vor ihm stehen.

„So jetzt hör mir mal zu, du kleiner Pisser. Mach dich gefälligst nicht an Leonie ran. Ich kann das echt nicht sehen. Es nervt mich so abartig, es macht mich aggressiv. Du darfst ihr näher sein, als ich." Knurrte Erik mir zusammengebissenen Zähnen.

Erik packte Felix grob mit beiden Händen an der Schulter.

„Lass es einfach, ja? Lass gefälligst deine ekligen dreckigen Hände von meiner Freundin. Sie gehört mir. Ganz allein mir. Hast du verstanden? Nein ich glaube nicht."

Und mit diesen Worten schlug Erik mit seiner Faust mitten in Felix' Gesicht.

Geschockt wich ich einen Schritt zurück und schlug meine Hände vor meinen Mund.

Das hatte Erik jetzt nicht im Ernst getan. Warum schlug er plötzlich Leute. Leute, mit denen er gut befreundet war. Ich erkannte ihn nicht wieder. Das war nicht die Person, die ich liebte.

Den Erik, den ich die ganze Zeit kannte, war nett, lieb und süß. Aber der jetzige war ein einfacher Tyrann.

Immer und immer wieder schlug er auf Felix ein, von dessen Gesicht schon ein paar Bluttropfen tropften.

„Erik! Verdammt noch mal! Geht's dir gut? Hör sofort damit auf!" wütend brüllte Jonas ihn an.

Ich war ihm dankbar, denn ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen. Zu geschockt war ich von der ganzen Situation.

Da Erik mit Worten nicht zu stoppen war, ging Jonas auf ihn zu und riss ihn von Felix weg. Felix hielt sich sofort die Hand unter die Nase, da diese ziemlich stark am Bluten war. Hektisch rannte ich in die Küche und holte Taschentücher, die ich ihm in die Hand drückte.

Ich konnte aus dem Augenwinkel Erik beobachten. Er entriss sich aus Jonas' Griff und wedelte mit den Armen umher.

Ich hatte kurz die Vermutung, dass er betrunken oder high war, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort.

Erik schlug mit seiner Faust an die Wände, schmiss einen Blumentopf samt Blume von der kleinen Kommode und warf die ganzen Jacken von der Garderobe auf den Boden.

„Warum ist mein Leben nur so scheiße?" schrie er verzweifelt, bevor er auf dem Boden zusammensackte.


Zu schön um wahr zu sein ! (Erik Durm&Jonas Hofmann FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt