~80~

789 31 4
                                    

Leonie's Sicht:

„Ciao Mama. Ciao Papa!" sagte Erik und umarmte seine Eltern.

Ich umarmte die beiden ebenfalls und verabschiedete mich von ihnen. Jetzt hieß es auf nach München. Zu meinen Eltern, die bestimmt nicht so gelassen  auf die Nachricht reagieren werden, wie es Eriks Eltern getan hatten.

„Machts gut, ihr Lieben." Seine Mutter wank uns noch zu, bis wir hinter der Ecke verschwunden waren und sie deshalb nicht mehr sehen konnten.

-

In zehn Minuten würden wir da sein. Die komplette Fahrt verlief ziemlich ruhig. Ich war angespannt, da ich richtig Angst vor der Reaktion meiner Eltern hatte und mir alles schon in Gedanken ausmalte. Und Erik? Der musste sich auf den Verkehr und die Straße konzentrieren, weil mal wieder sehr viel auf den Straßen los war. Die Bayern hatten Ferien und viele fuhren in den Urlaub.

„Schatz. Wir sind da." Holte mich Erik aus den Gedanken.

Ich nickte zögernd und stieg aus dem Auto aus.

Wir gingen die wenigen Stufen der Treppe hoch und klingelten. Keiner machte auf. Wir klingelten ein weiteres Mal. Mmh..Komisch. Aber vielleicht waren sie Essen oder so. Naja, mich störte es nicht.

„Lass uns lieber zu Felix gehen. Ich will es eh nicht meinen Eltern sagen. Schreiben langt ja auch!"

Erik zögerte erst, willigte aber dann doch ein.

 Wir wollten gerade ins Auto steigen, als ein anderes Auto in die Einfahrt fuhr. Genauer gesagt das Auto meiner Eltern. Na toll. Jetzt musste ich es ihnen doch persönlich sagen.

„Leonie. Schön dich mal wieder zu sehen!" freudig umarmte mich meine Mutter und nahm dann auch Erik in den Arm.

Ich  schenkte ihr nur ein schwaches Lächeln Ich hatte gerade echt keine gute Laune. Mein Vater nahm mich auch kurz in den Arm und danach gingen wir alle zusammen ins Wohnzimmer.

„Was führt euch hier her?" meinte meine Mutter immer noch gut gelaunt.

Tja. Wenn du das wüsstest, würdest du nicht mehr so strahlen.

„Äh-. Wir. Wir müssen euch, denke ich, was sagen. Und zwar. Äh..Ich-. Aber nicht sauer, okay." Stammelte ich vor mich hin.

Meine Mutter schüttelte lächelnd den Kopf. Mein Vater schaute mich mit einem eher unfreundlichen Blick an. Ich glaube er ahnte etwas.

„Ich bin schwanger!" hauchte ich und starrte dabei, wie bei Eriks Eltern, auf den Boden.

Langsam hob ich meinen Kopf und sah zuerst in das Gesicht meiner Mutter. Sie war geschockt. Verständlich. Ihr Mund stand offen und sie starrte mich an.

Dann stand sie auf und umarmte mich. Ich war verwundert. Ich hätte mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet. Aber so war es besser.

„Bist du nicht sauer?" fragte ich sie leise.

Sie schüttelte leicht den Kopf.

„Was bringt es dir? Nichts. Abtreiben kommt gar nicht in Frage. Ich bin jetzt zwar nicht so begeistert, da du noch dein ganzes Leben vor dir hast, aber was will man machen. Außerdem, wenn ich dich jetzt anschreien würde, wäre es unnötiger Stress und das ist in der Schwangerschaft nicht gut."

„Danke Mama. Ich hab dich lieb."

Sie ging auch zu Erik und nahm ihn in den Arm. Mein Blick wanderte weiter zu meinem Vater. Er saß mit emotionsloser Miene auf dem Sofa. Wie sollte ich das jetzt deuten?

Plötzlich stand er auf und verließ ohne ein weiteres Wort zu verlieren den Raum. Irritiert blickte ich ihm nach. Er sah es wohl nicht so locker wie meine Mutter. Na toll.

Ich lehnte mich an Eriks Brust und begann zu schluchzen. Was war, wenn mein Vater jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, weil ich schon mit 18 schwanger war? Das durfte nicht passieren.

„Ich wusste es. Ich wusste, dass er sich nicht freut und total gegen das Kind ist." Wimmerte ich.

„Psst Schatz. Alles wird gut!" beruhigend strich er mir mit seinem Arm, den er um mich gelegt hatte, über meinen Oberarm.

„Leonie. Am besten du gehst einfach mal zu deinem Vater. Damit das geklärt ist." Schlug meine Mutter vor.

Warum konnte mein Vater nicht so sein, wie meine Mutter? Dann wäre so einiges einfacher.

Zögernd nickte ich, rappelte mich auf und ging in die Richtung, in die mein Vater gegangen war.

Da saß er. Im Arbeitszimmer auf seinem Stuhl. Den Kopf abgestützt auf den Händen.

„Dad?" fragte ich vorsichtig.

Er hob langsam den Kopf und blickte mich kühl an.

„Dad. Es tut mir so leid. Ich wollte das doch nicht." Begann ich.

Er schüttelte kurz den Kopf.

„Warum bist du einfach weggegangen?"

Er erhob sich.

„Ich kann es einfach nicht glauben, dass meine 18-jährige Tochter schwanger ist. Ich kann es einfach nicht verstehen. So habe ich dich nicht erzogen, Kind. Woran lag es? Seid ihr zu dumm ein Kondom zu benutzen oder du, die Pille zu nehmen. Ich fass es nicht." Er klang sehr gereizt.

Ich dachte nach. Eigentlich nahm ich ja die Pille und es hätte gar nicht passieren können, aber ich musste sie wohl zwischendurch mal vergessen haben. Das war die einzige logische Erklärung.

„Es tut mir doch so leid, dass ich dich enttäuscht habe. Es war nicht geplant. Ich war auch total geschockt und wollte es nicht wahr haben. Aber jetzt kann man auch nichts mehr dran ändern."

Ich begann zu weinen. Das war zu viel für mich. So ein Kind in sich zu tragen war purer Stress. Mein Vater schaute mich an. Lange. Dann rieb er sich mit der Hand einmal durchs Gesicht, atmete tief durch und kam auf mich zu.

Wollte er mich jetzt schlagen? Aber nein. Er zog mich in seine Arme und drückte mich fest an sich.

Ich war verwirrt von seiner plötzlichen Reaktion. Gerade eben war er noch sauer auf mich und hat mich als zu  dumm beleidigt und jetzt umarmt er mich.

Aber ich fühlte mich wohl. Sehr wohl sogar. Mein Vater hatte es wohl jetzt doch akzeptiert, dass er in geraumer Zeit Opa werden würde und ein kleines Enkelkind hat.

„Es tut mir leid, Leonie. Ich urteile immer so schnell über Situationen."

Ich konnte ihm echt nicht böse sein. Er war mein Vater und Väter konnten eben nicht damit umgehen, dass ihre Töchter erwachsen werden.

„Schon gut, Dad."

Wir ließen voneinander ab und gingen zurück zu den anderen. Mein Vater ging auf Erik zu.

„Auf das du ein guter Vater meines Enkelkindes wirst, wo ich mir natürlich sehr sicher bin, dass du es sein wirst."

Erik begann breit zu grinsen. Besser konnte es ja nicht sein. Ich war mal wieder glücklich. Mit allem. Meine Familie war perfekt und würde bald noch perfekter werden.


Zu schön um wahr zu sein ! (Erik Durm&Jonas Hofmann FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt