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Erik's Sicht:

Da die Saison eh vorbei war, wollte ich noch einige Tage länger bleiben bevor ich zurück nach Dortmund fuhr. Meine Eltern willigten glücklicherweise ein, da sie merkten, dass es mir zurzeit nicht sonderlich gut ging. Den Grund dafür kannten sie ja. Meine Mutter hatte nämlich unmittelbar nach der Ankunft von meinem Vater, es diesem erzählt. Zu Beginn hatte er auch recht bestürzt reagiert, jedoch verstand er auch meine Position in der ganzen Sache.

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Ich drehte mich zur Seite und griff nach meinem Smartphone, welches auf dem Nachtschränkchen lag. Ich entsperrte es und musste erst einmal die Helligkeit um einige Stufen runterschalten, da es wirklich sehr grell war. Zu viel Licht wenn ich noch nicht ganz ausgeschlafen hatte war echt nicht gut für mich.

Ich hatte nur eine WhatsApp Nachricht. Von Jonas.

Sorry wegen meiner Schwester :D

So war Jonas eben. Einfach zu gut für diese Welt. Aber in dieser Situation konnte er nichts dafür und musste sich somit auch nicht entschuldigen.

Ich seufzte laut auf, da ich wieder an die Nachrichten von Leonie gestern denken musste. Wenn sie wenigstens etwas Vernünftiges geschrieben hätte. Aber nein. Natürlich nicht. Ich hätte mir wenigstens eine einzige Nachricht gewünscht in der etwas über unsere Beziehung drin stand. Egal ob positiv oder negativ. Nur ich wollte absolute Klarheit haben wie es um uns beide stand.

In meinen Augen hatte ich zwar keine Hoffnung mehr, dass es jemals wieder normal zwischen uns laufen würde, aber vielleicht sah sie das vollkommen anders.

Ich seufzte erneut und schlug meine dünne Bettdecke zurück. Schnell zog ich mir ein dünnes T-shirt drüber, damit ich in der Küche etwas frühstücken konnte.

*Zeitsprung*

Ich packte die letzten Klamotten von den Wenigen die ich dabei hatte wieder in meine Sporttasche und schloss die Tür hinter mir. Heute würde ich zurück nach Dortmund fahren, da ich mit einem guten Kumpel von mir einen Urlaub in Thailand geplant hatte.

Meine Eltern würden sicherlich auch froh sein mal ein paar Tage ohne mich zu leben. Ich gebe es zu. In den letzten Tagen war ich... wie soll ich sagen... ziemlich anstrengend. Ich habe nur spärliche Antworten gegeben und im Minutentakt auf mein Handy gestarrt, um auch ja keine Nachricht von ihr zu verpassen, wenn sie mir denn eine schreiben würde.

„Ciao Mama." Ich zog sie in eine lange Umarmung.

„Wir sehen uns Sohn!" meinte mein Vater und schlug mir freundschaftlich auf den Rücken.

„So bald wie möglich. Vielleicht komme ich gleich nach dem Urlaub zu euch." Lächelte ich die beiden an.

„Bring dann erst einmal alles mit deinem Mädchen in Ordnung, ja? Versprichst du mir das?" liebevoll schaute sie mich an.

Ich schluckte hörbar. Ich wusste, dass sie nur alles gut meinte, aber trotzdem.

„Ich verspreche es." Sagte ich mit gesenkter Stimme.

Ich wank den beiden noch kurz, ehe ich in das Auto einstieg und Richtung Dortmund losfuhr.

-

In Dortmund angekommen war es bereits 16:00 Uhr. Ich parkte das Auto vorerst nur in der Einfahrt und betrat das Haus.

Diese Stille. So ungewohnt. Normalerweise kam immer eine lachende Leonie um die Ecke gerannt und fiel mir in die Arme. Sagte dass sie mich vermisst hat. Aber diesmal nichts. So ungewohnt.

Monoton stellte ich meine Tasche auf den Boden und holte aus der Abstellkammer einen großen Koffer und eine kleinere Reisetasche.

Mürrisch zog ich an dem Koffer, da er etwas zugestellt in der hintersten Ecke stand. Ich stemmte mein ganzes Gewicht dagegen. Und ja. Es kam wie es kommen musste. Der Koffer bewegte sich und ich fiel nach hinten um. Aber als ob das alles gewesen wäre. Nein. Ein Besen, der ebenfalls dort stand, fiel um und landete direkt auf meinem Kopf.

Mir war die Lust am Koffer packen jetzt schon vergangen. Konnte nichts auch nur einmal normal verlaufen? Anscheinend nicht.

Wohl oder übel trug ich den Koffer, von dem ich jetzt schon genervt war und die Reisetasche die Treppe hoch. Ich öffnete bei Beidem den Reißverschluss und legte es auf das Bett in meinem Zimmer.

Gut. Was brauchte ich alles? Lange Hosen? Pullis? Ja schon besser, wenn ich für den Notfall etwas Wärmeres dabei hatte.

Ich packte also Badehosen, T-Shirts, Tanktops, kurze und lange Hosen, darunter auch meine Trainingsshort und 3 langärmlige Shirts. Normale Sache wie Unterwäsche natürlich auch.

Am Ende waren beide Taschen voll. Gerade ein kleines Fleckchen für meinen Kulturbeutel war noch frei. Nachdem ich diesen ebenfalls verstaut hatte, schloss ich den Koffer und zog bei Beidem den Reißverschluss zu. Geschafft. Der Urlaub konnte kommen.

Ich hoffte so, dass ich in dieser Zeit Leonie wenigstens etwas vergessen konnte. Sonst würde der Urlaub der absolute Horror werden. Ich wollte einfach Spaß haben und etwas Schönes mit Julian unternehmen.

Ich wollte gerade die schweren Koffer vom Bett hieven, als mir einfiel, dass ich ja auch in einem anderen Bett schlafen konnte. Es gab ja genügend.

Ich machte mich schnell im Bad fertig und steuerte wie von selbst die Tür von Leonies Zimmer an. Auch der Gedanke, dass es die Situation nicht besser machen würde und es mir danach auch sicherlich nicht besser ging, konnte mich nicht zum Umdrehen bringen.

Wie besessen ich einfach von diesem Mädchen war. Das war ja schon fast unheimlich.

Ich legte mich in ihr unberührtes Bett, deckte mich mit ihrer Blümchendecke zu und drückte meinen Kopf in das Kissen. Tief sog ich sie Luft ein und inhalierte ihren Geruch. Eine Mischung aus Parfüm und etwas Eigenes von ihr stieg mir in die Nase.

Ja das war Leonie. Ich liebte ihren Duft. Und-. Okay Erik. Hör auf.

Plötzlich kam mir ein Gedanke. Ich schnellte hoch und sprang förmlich aus dem Bett. Ich öffnete Leonies Kleiderschrank, zog eines ihrer T-Shirts heraus und ging damit ins Badezimmer.

Sie musste doch hier wenigstens noch ein Parfüm stehen haben, oder? Jede einzelne Tür des Badezimmerschrankes öffnete ich, ehe ich ein kleines Fläschchen fand. Ich sprühte ein bisschen auf das Shirt und verstaute es in meiner eh schon überfüllten Tasche.

Jetzt konnte ich beruhigt schlafen gehen. Wenn ich auch nur einmal im Urlaub an Leonie denke, dann muss ich nur an ihrem Kleidungsstück riechen. Dann bilde ich mir wenigstens ein, dass alles zwischen uns in Ordnung ist.


Zu schön um wahr zu sein ! (Erik Durm&Jonas Hofmann FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt