85. Geburtstag

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Shan

Donnerstag Abend ruft mich Milo an. "Hey. Was gibt's?" "Hey. Ich dreh durch!" Milo seufzt. "Warum? Was ist?" "Ich habe Enja Claire vorgestellt." "Hab ich mitbekommen, ja." "Und sie redet von nichts anderem mehr! Sie liebt Claire! Vielleicht liebt sie sie sogar mehr als mich." Ich schmunzel. "Claire ist ja auch lieber, hübscher, netter und einfach charmanter als du." necke ich ihn. "Ja, ja. Ist klar." murmelt Milo. "Mal was anderes. Wie schauen eigentlich deine Noten aus?" fragt er. "Soweit ich noch weiß, überraschend gut. Deine?" "Eigentlich auch. Nennen wir es passabel." Ich lache. "Passabel." gebe ich sarkastisch von mir, was auch Milo zum Lachen bringt.

"Ey, wir sind jetzt nur noch ein Jahr an dieser Schule. Was wirst du danach machen?" "Wahrscheinlich lernen gehen." "Weißt du schon was?" "Irgendwie hätte ich Bock auf etwas kreatives. Zum Beispiel im Kindergarten. Das wäre doch was für mich." Ich muss lachen. "Und was ist daran kreativ?" "Um die Kinder zu unterhalten, musst du kreativ sein. Geschichten erzählen, Spiele erfinden, zeichnen und so weiter. Außerdem weißt du, wie ich oftmals sein kann. Kindisch. Passt doch perfekt da rein. Ich geh zurück in den Kindergarten." Ich lache. "Also ganz ehrlich? Ich kann mir dich da drin sogar vorstellen. Die Kids werden auf jeden Fall eine Menge Spaß mit dir haben." "Darauf kannst du wetten." Wir lachen. "Und was ist mit dir? Was machst du?" "Irgendwas mit Elektronik oder Mechanik." "Willst du dann also Matura machen?" "Ich schätze schon, ja. Vielleicht gehe ich dann wieder in die gleiche Schule wie Arian. Er kann gut erklären und mit ihm packe ich das schon. Musst du eigentlich auch Matura machen, um Kindergärtner zu werden?" "Das ist von Bundesland zu Bundesland verschieden, aber ich denke, es schadet nicht, Matura zu machen."

"Weißt du was Arian und Zayn machen wollen?" "Wenn es mich nicht täuscht, hat Arian einmal was von Naturwissenschaften gesprochen. Und einmal hat er auch gemeint, dass er irgendwas soziales tun will. In Richtung Arzt oder Betreuer in einer Klinik." "Das kann ich mir bei ihm sogar vorstellen. Dafür muss er studieren und Matura machen, aber das ist sicher kein Problem für diesen Streber." lache ich. "Wenn Arian wirklich Arzt wird, dann komme ich immer zu ihm." Wir lachen. "Weißt du, ob er eher als Hausarzt oder im Krankenhaus tätig sein will." "Im Krankenhaus. Er meinte, am liebsten würde er auf der Kinderstation arbeiten." "Ohne Zweifel, das würde zu ihm passen. Er ist halt ein geselliger Mensch." "Da hast du recht." "Und was ist mit Zayn?" "Keine Ahnung. Er denkt nicht an die Zukunft sondern lebt im jetzt. Du kennst ihn." "Ich könnte mir Zayn gut als Fitnesscoach vorstellen. Oder als Trainer für Selbstverteidigung bei Kindern und Jugendlichen. Er kann ja voll gut kickboxen." "Stimmt. Muss ich ihm mal vorschlagen." meint Milo nachdenklich. "Milo! Wann sehe ich Claire wieder?!" ist im Hintergrund die Stimme seiner kleinen Schwester zu höre. "Boah Enja! Keine Ahnung! Vielleicht nie wieder, wenn du mich weiter nervst und lern, an zu klopfen." faucht Milo. "Mama! Milo ist ge-" "Enja!" faucht Milo. "Raus. Jetzt." "Aber Milo, ich will Claire wie-" "Eins." Schweigen. "Zwei." Genervtes Seufzen. "Ich geh ja schon." murrt sie schließlich und schmeißt hinter sich die Tür zu, wie ich hören kann. "Die Tür hat einen Griff, junges Fräulein!" ruft Milo. "Wow. Du bist wirklich gereizt." stelle ich fest. "Das geht seit minimum einer Stunde so. Wie spät ist es überhaupt? Scheiße! Wieso ist sie nicht im Bett?" Milo seufzt. Ich schaue nun auch auf meine Handyuhr. Dreiviertel acht. "Bleib kurz dran. Ich bring Enja ins Bett." "Mach ich."

Enja scheint Milo heute wirklich zu provozieren. So wütend wird er nur selten. Ich muss schmunzeln. Dieser Depp.

"Shan?" fragt meine Mutter. Ich drehe mich auf meinem Schreibtischstuhl. "Was ist denn?" frage ich. "Hast du Hunger?" "Nein, nein. Ich richte mir sonst schon selbst was." "Ok. Ich geh schlafen. Muss morgen wieder früh raus." "Was heißt früh?" "Fünf Uhr." "Na dann, gute Nacht." Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und umarme sie. "Dein Vater ist unten im Wohnzimmer, falls du was brauchst." Ich nicke. "Schlaf gut." sage ich. "Danke. Du auch." Sie schließt meine Tür.

Pretty shy Girl ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt