58. Geborgenheit

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Claire

Bis viertel sieben lernen Zayn und ich für den Test. Was Mathe angeht, tut sich Zayn überraschenderweise leichter als in Englisch. Er kann nach gut einer halben Stunde ohne meine Hilfe Rechnungen lösen, worauf er auch stolz ist, so wie er grinst.

Ich muster ihn verstohlen. Er starrt konzentriert auf sein Blatt und versucht die Rechnung zu lösen. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass ich mich in diesen Jungen verliebe! Und noch weniger hätte ich damit gerechnet, dass er sich in mich verliebt und wir eventuell zusammen kommen werden.

"Ich bin fertig." sage ich und strecke meine Arme in die Luft. Er sieht weiter konzentriert auf sein Blatt. "Ich auch." sagt er nach wenigen Sekunden. "Was hast du raus bekommen?" fragt er. "Ich hab 71,11 Euro." "Ha! Ich auch! Ich kann rechnen!" ruft er freudig aus und lässt sich zurück, gegen die Lehne des Sitzpolsters fallen.

Ich räume die Mathe Sachen weg und unterdrücke ein Gähnen. Bei meinem Bett ziehe ich eines der zwei Regale heraus, um meinen Laptop zu nehmen.

"Willst du ein Film schauen?" frage ich. Er grinst und steht auf. "Klar." Nebeneinander setzen wir uns auf mein Bett. "Was willst du schauen?" frage ich. "Welche Filme hast du denn?" fragt Zayn und lehnt sich gemütlich zurück. "Alle von Netflix." antworte ich und gehe auf Netflix. "Darf ich mal den Laptop?" "Klar."

Er stellt den Laptop auf seinem Schoß ab und scrollt durch die kürzlich hinzugefügten Filme.

"Welche Art von Film magst du denn?" fragt er. "Solang es kein Horrorfilm ist, ist alles ok für mich." Er guckt weiter durch die Angebote der Filme und Serien. "Wie wäre es hiermit? Bird Box."

Ich lese die Beschreibung; "Malorie gebärt ihre zwei Kinder mitten in eine Welt, die von einer mysteriösen Entität heimgesucht wird, die Menschen, die sie sehen, in den Wahnsinn und den Selbstmord treibt. Gemeinsam mit einer zusammengewürfelten Gruppe von Menschen kämpft sie um ihr Überleben. Als nur noch Malorie und ihre Kinder übrig sind, wandert sie mit verbundenen Augen durch die Wildnis, auf der Suche nach einem Zufluchtsort."

"Was denkst du?" fragt Zayn. "Klingt spannend." Zayn legt den Laptop wieder auf meinen Schoß und steht auf. Er lässt die Rollo beim Fenster hinunter. "Was machst du da?" "Abdunkeln." Mein Zimmer ist total dunkel. Zayn macht die LEDs am Bett an. "Was ist deine Lieblingsfarbe?" fragt er. "Türkis." Er stellt ein helles blau ein und legt sich anschließend neben mich. Er nimmt den Laptop auf seinen Schoß und zieht mich an sich.
Ich lasse es zu und lege meinen Kopf zwischen seine Halsbeuge, Schulter und Brust. Genau so, dass ich den Bildschirm gut sehen kann. Zayn legt seinen Arm um meinen Rücken und greift nach meiner Hand, um meine Finger mit seinen zu verschränken. Dies lasse ich auch zu. Es fühlt sich zu gut an, als dass ich es verhindern würde. Ich bin Zayn wirklich verfallen.

Er klickt auf Abspielen und der Film beginnt. Zayn drückt mich noch ein wenig mehr an sich. Ich genieße seine Wärme und fühle mich bei ihm, in seinen Armen, geborgen. Solche Gefühle hatte ich noch nie bei einem Jungen. Ausgenommen bei meinem Bruder. Ich schmiege mich näher an ihn und ignoriere den Film. Entspannt schließe ich die Augen. Und so viel zu du willst es langsam angehen! Will ich doch auch! Aber ist es verboten, zu kuscheln? Denke nicht, nein. Na eben.

Irgendwann gleitet mir das Bewusstsein aus den Händen und ich schlafe mit einem einzigartigen Gefühl, das ich zuvor noch nie verspürt habe, ein.

Durch Bewegungen werde ich wieder wach und öffne verschlafen die Augen. Es dauert einige Sekunden, bis mir einfällt, dass Zayn bei mir ist. Dieser klappt den Laptop gerade zu und legt ihn auf den Nachttisch. Ich sehe zu ihm auf. Er bemerkt dies und sieht mich sanft lächelnd an, ehe er mir mit den Fingerspitzen durch die Haare geht. "Schlaf ruhig weiter. Ich werde nach Hause fahren." flüstert er.

Ich rutsche von seiner Brust herunter, aufs Kissen. Mein Nacken schmerzt ein wenig, wegen der Position, in der ich eingeschlafen bin. Auf einmal küsst er mich auf die Schläfe. "Gute Nacht." flüstert er. "Dir auch." erwidere ich leise. "Danke."

Er steht auf und deckt mich zu. Kaum, dass er aus dem Haus ist, fühle ich mich komisch. Leer. Mein Bett kommt mir auf einmal viel zu groß vor. Ich wälze mich noch einige Minuten schlaflos hin und her, bis ich es schließlich schaffe, einzuschlafen.

Pretty shy Girl ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt