together we can do it

904 67 31
                                    

Frohe Weihnachten euch allen🎄❤️

D A N I E L

"Dies ist die Mailbox von Harper Sanders. Ich bin zurzeit nicht erreichbar, also hinterlassen Sie wichtige Nachrichten bitte nach dem Piep."

"Ich bin's, schon wieder. Bitte geh endlich ans Handy, damit wir reden können.
Es tut mir Leid, dass ich dich nicht sofort zurückgerufen habe nachdem du aufgelegt hast, aber ich war komplett überfordert, was ich in den letzten zwanzig Voicemails übrigens auch schon gesagt habe und ich möchte dir gerne ein paar Sachen sagen, aber dir selbst und nicht deiner Mailbox, also bitte ruf mich zurück."

Verzweifelt legte ich auf und fuhr damit fort, Klamotten in meinen kleinen Koffer zu stopfen.
Max saß auf meinem Bett und wich in regelmäßigen Abständen den Kleidungsstücken aus, die ich wegwarf, weil ich sie doch nicht mitnehmen wollte, dann streckte er triumphierend die Faust in die Luft.

"Ha! Ich hab noch einen gefunden! Der Flieger geht allerdings schon in eineinhalb Stunden, da müssen wir jetzt echt dringend los."

"Okay, ich bin fertig mit packen", antwortete ich und warf mich halb auf meinen Koffer, um ihn schließen zu können, während Max bereits aufgestanden war und mein Zimmer verlassen hatte.

Ich folgte ihm, schloss hinter uns die Wohnungstür ab und lief dann mit zu seinem Auto.
Während er sich in den Verkehr Monte Carlos einordnete, wippte ich nervös mit dem Fuß und kontrollierte zum unzähligsten Mal, ob Harper mir vielleicht doch geschrieben oder mich zurückgerufen hatte. Aber da mein Handy auf volle Lautstärke gestellt war, hätte ich das eigentlich mitbekommen müssen.

Wir erreichten den Flughafen und stiegen aus, Max holte meinen Koffer aus seinem Kofferraum und drückte ihn mir mit einem aufmunternden Lächeln in die Hand.
"Das wird schon. Du kriegst das hin."

Nervös sah ich ihn an, dann nickte ich.
"Ja, ich krieg das hin. Aber nur, wenn sie mir auch zuhört."

"Hat Jacob dir ihre Adresse schon geschickt?"

"Ja, gerade eben."

"Na dann. Ach scheiß drauf, komm her."

Mit diesen Worten zog Max mich in eine kurze, aber feste Umarmung und klopfte mir anschließend aufmunternd auf den Rücken.
"Melde dich, wenn's was neues gibt."

"Mach ich", versprach ich, dann ergriff ich meinen Koffer und steuerte auf den Flughafen zu.

Glücklicherweise waren heute sämtliche Schlangen überraschend kurz und in der Sicherheitskontrolle piepte der Metalldetektor zum ersten Mal seit langem nicht bei mir.
Schließlich erreichte ich das Gate genau passend zum Boarding und wenn ich den Grund für meinen Flug mal außen vor ließ, war das heute wirklich ein tolles Flughafenerlebnis gewesen.

Während die Maschine beschleunigte und schließlich abhob, starrte ich aus dem Fenster neben mir und fragte mich, was in England wohl passieren würde.
War es wirklich die richtige Entscheidung, hinzufliegen und Harper so zu überfallen?
Aber sie antwortete nicht auf meine Anrufe, was sollte ich also sonst tun?

Das Flugzeug erreichte die erforderliche Flughöhe und ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr.
In viereinhalb Stunden würde ich in London landen und etwa eine Stunde später vor ihrer Tür stehen.

Was würde dann passieren?
Hatte sie vielleicht schon einen Termin für eine Abtreibung gemacht und ich kam zu spät, um überhaupt noch irgendwas zu beeinflussen?

All diese Gedanken flogen durch meinen Kopf während ich mit unruhigem Blick die kleine Landkarte auf dem Bildschirm im Vordersitz betrachtete und das kleine Flugzeug verfolgte, das sich über Frankreich hinwegbewegte.
Wie ich irgendwann in einen leichten Schlaf fiel, der wohl meiner schlaflosen letzten Nacht zu verdanken war, bekam ich gar nicht mit. Erst die Durchsage des Piloten, dass der Landeanflug gleich beginnen würde, riss mich aus den Fängen des Sandmannes und ich atmete tief durch und rieb mir die Augen.

Während das Flugzeug immer mehr an Höhe verlor, wurde die Landschaft zunehmend größer und aus Streichholzschachteln wurden Hochhäuser. Schließlich landeten wir und als mir klar wurde, dass ich jetzt tatsächlich in England war, konnte es mir gar nicht schnell genug gehen.

Ich rannte schon beinahe zur Gepäckausgabe und anschließend zum Taxistand, wo ich dem freundlichen Fahrer die Adresse nannte, die Jacob mir vorhin geschickt hatte. Während der Fahrt versuchte der Taxifahrer ein wenig Smalltalk zu halten, aber ich war viel zu nervös, was ihm ebenfalls auffiel, sodass er mich zu meiner Erleichterung bald in Ruhe ließ.

Als wir unser Ziel erreichten, bedankte ich mich und bezahlte, dann stieg ich aus und musterte das Haus vor mir. Irgendwann war es wohl mal weiß gewesen, aber mittlerweile hatte es eher einen blassen Grauton, der beinahe der Farbe des Asphalts gleichkam.

Entschlossen verstärkte ich den Griff um meinen Koffer, dann lief ich auf das Haus zu und blieb vor den Klingelschildern stehen.
Es dauerte ein paar Minuten bis ich den Namen Sanders gefunden hatte, dann klingelte ich und wartete ab.

Eine ganze Weile lang passierte nichts, dann wurde die Haustür geöffnet und Harper stand vor mir.
Überrascht starrte sie mich an und ihre Kinnlade klappte ein wenig nach unten.

"Daniel?", versicherte sie sich ungläubig und konnte wohl immer noch nicht ganz begreifen, dass ich wirklich vor ihr stand, "Was machst du hier?"

"Du... du bist nicht ans Telefon gegangen. Du hast mich angerufen und mir etwas gesagt, was alles verändert und dann hast du einfach aufgelegt.
Und es tut mir Leid, dass ich dich nicht sofort zurückgerufen habe, aber ich war einfach so... so absolut komplett überfordert und fassungslos und ich hab ein bisschen Zeit gebraucht, um das alles zu verstehen und dann hab ich mich gefragt, was du gemeint hast, als du sagtest, dass du das regeln wirst und ich hatte Angst, dass du vielleicht abtreiben willst und dann hab ich mich gefragt, was ich eigentlich darüber denke und wie ich mich fühle und hab festgestellt, dass ich keine Ahnung hab.
Also hab ich Max angerufen, weil mir das als Erstes eingefallen ist und dann hab ich mich gefragt, ob du überhaupt willst, dass ich mit dir zusammen unser Kind großziehe, weil du ja nichtmal mit mir zusammen sein wolltest wegen des Risikos, dass ich sterbe.
Und eigentlich wollte ich dir sagen, dass jeder von uns jeden Tag sterben könnte und man niemals vor allem sicher ist und man manchmal eben ein Risiko eingehen muss, wenn es um Liebe geht und dann hab ich plötzlich Angst bekommen, dass ich sterbe und das Baby allein lasse und ich wusste nicht, wie ich jemals wieder in ein Rennauto steigen soll, wenn ich Vater bin.
Also hab ich mit anderen Fahrern telefoniert, die auch Kinder haben und jetzt", ich unterbrach mich selbst, um tief Luft zu holen und meine aufgeregte Stimme ruhiger werden zu lassen, "Jetzt hab ich keine Angst mehr.
Ich hab immer noch keinen blassen Schimmer, wie wir das alles managen und hinbekommen sollen, aber ich bin mir sicher, dass wir es schaffen können.
Wir werden Eltern, Harper.
Wir bekommen ein Baby, das ist großartig und ich kann es jetzt schon kaum erwarten.
Und ich hoffe, dass du genauso darüber denkst und bereit bist, das mit mir zusammen durchzuziehen. Weil ich jetzt nicht nur in dich verliebt bin, sondern auch in diesen kleinen Rennfahrer in deinem Bauch.
Wir können das wirklich schaffen, du musst nichts alleine regeln, was auch immer das heißen sollte.
Ich bin dabei, ich gehe all in, lege alle Karten auf den Tisch. Und ich bitte dich, das auch zu tun.
Weil ich unfassbar in euch verliebt bin und die letzten Wochen seit Silverstone ohne dich die Hölle waren."

Ich beendete meinen Monolog und schaute Harper flehend an, die mich stumm und emotionslos musterte.
Dann seufzte sie leise.
"Danke, dass du hergekommen bist. Aber bitte gib mir erstmal Zeit, um nachzudenken."

Verständnisvoll nickte ich und lächelte schwach, weil ich das als gutes Zeichen ansah.
"Okay, kein Problem. Rufst du mich an, wenn du dich entschieden hast? Ich bleibe noch eine Weile in England."

Sie nickte leicht.
"Mach ich."

"Gut. Dann... dann sehen wir uns, schätze ich?"

"Ja. Mach's gut, Daniel."

"Mach's gut, Eiskönigin."

Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging, während hinter mir die Tür geschlossen wurde, dann zog ich mein Handy aus der Hosentasche und begann im Internet nach einem Hotel zu suchen.

Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt