his life in a nutshell

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D A N I E L

Ich starrte nachdenklich auf das Display meines Laptops und auf die Unmengen von Zahlen und Daten, die mir präsentiert wurden und die mir eigentlich erklären sollten, warum ich zu langsam war.

Angestrengt versuchte ich nicht nur Andreas' Stimme, sondern auch seinen Worten zuzuhören, aber meine Konzentration war nach einer Stunde der Besprechung am absoluten Tiefpunkt angelangt und als ich den Blick kurz durch den Raum schweifen ließ, stellte ich fest, dass es den meisten anderen hier auch so ging.

Mein Teamkollege Lando, der einige Plätze entfernt saß, tippte unter dem Tisch auf seinem Handy herum, aber ich wusste, dass er trotzdem mitbekam, was unser Teamchef sagte, denn der junge Brite war erstaunlich multitaskingfähig, wenn es darum ging, am Handy zu sein und gleichzeitig zuzuhören.

Andreas schien jetzt ebenfalls zu bemerken, dass ihm nicht mehr alle folgen konnten, weshalb er uns kurzerhand eine halbe Stunde Pause einräumte. Die meisten Anwesenden verließen den Raum, um sich irgendwo etwas zu essen oder zu trinken zu holen, während ich weiterhin auf die Daten starrte, die vor mir lagen und zu verstehen versuchte, warum ich langsamer war als Lando.

Ich wusste, was ich konnte und zweifelte eigentlich nicht an meinen Fähigkeiten, aber ich zweifelte auch nicht am Auto oder dem Team.
Wo also lag das Problem?
Bei den ersten Rennen war der Abstand noch gar nicht so groß gewesen, aber je weiter die Saison voranschritt, umso größer wurde der Geschwindigkeitsunterschied zwischen uns.

Am vergangenen Wochenende in Spanien war ich sogar einen Platz vor meinem Teamkollegen ins Ziel gekommen, aber ein herausragendes Rennen hatte ich trotzdem nicht gemacht. Und beim Rennen in Portugal in der Woche davor war ich im Qualifying nichtmal ins Q2 gekommen, das hatte sich wie eine Faust mitten ins Gesicht angefühlt. Zwar hatte ich es im Rennen trotzdem noch in die Punkte geschafft, aber ich war nicht zu McLaren gewechselt, um in den Rennen darum zu kämpfen, überhaupt in die Top 10 zu kommen.

Ich hörte sich nähernde Schritte und schaute hoch, direkt in das Gesicht des Teamchefs.

"Na Daniel, worüber denkst du nach?", fragte er interessiert und ich presste kurz die Lippen aufeinander, bevor ich antwortete:
"Über meine Pace und warum Lando so viel schneller ist als ich. Ich hab noch nicht rausgefunden, wo das Problem liegt."

"Verstehe. Du weißt ja, dass wir uns darüber auch Gedanken machen und Nachforschungen anstellen. Aber im Moment sind wir zufrieden mit deinen Leistungen, immerhin bist du neu im Team und es liegen gerade mal vier Rennen hinter uns. Dass du nicht sofort so vertraut mit dem Auto bist wie Lando, haben wir erwartet. Du etwa nicht?"

"Doch, schon. Aber das mit der Geschwindigkeit beschäftigt mich trotzdem. Also mit dem deutlichen Unterschied."

Beruhigend sah Andreas mich an.

"Das wird schon, Daniel. Keiner hier zweifelt an deinem Können, sonst hätte McLaren dich nicht eingestellt und der Rest wird sich finden."

Der Deutsche warf einen Blick auf seine Armbanduhr, dann verabschiedete er sich von mir und ging wieder zu einem Platz, um das Meeting bald weitergehen zu lassen und ich versuchte, mich wieder mehr auf seine Worte zu konzentrieren.

~~~

"Und dann hat er mir einfach den Controller aus der Hand gerissen und ich bin gestorben und der Rekord war futsch!", hörte ich Lando Zak erzählen, die gemeinsam am anderen Ende des Raumes standen.

Die beiden waren schon irgendwie lustig zusammen, aber ich hatte in der kurzen Zeit, die ich bereits hier war, gemerkt, dass Lando für Zak beinahe wie ein Sohn war. Allgemein gefiel mir der Umgang miteinander hier bei McLaren sehr gut und ich war immer noch überzeugt davon, dass es der richtige Schritt gewesen war, hierher zu wechseln.

Aber ich wusste eben auch, dass die Stimmen der Fans lauter wurden, die mehr von mir erwarteten. Normalerweise machte ich mir aus sowas nichts, aber wenn ich selbst eigentlich ihre Meinung teilte und mehr von mir erwartete, verkomplizierte das die Situation.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, weil mein Handy in meiner Hosentasche zu vibrieren begann und als ich sah, wer mich anrief, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Schnell hob ich ab.

"Sir Maximus, was verschafft mir die Ehre deines Anrufs?"

Am anderen Ende der Leitung erklang das schallende Gelächter des Holländers und es dauerte einen Moment bis er sich beruhigt hatte.

"Manchmal frage ich mich wirklich, auf welchen Drogen du bist, Daniel. Aber warum ich eigentlich anrufe: Hast du Bock morgen Abend feiern zu gehen? Ich bin im Moment in Milton Keynes und du müsstest doch auch in Woking sein, oder?"

"Sollte ich es gruselig finden, dass du weißt, wo ich bin?", entgegnete ich schmunzelnd, während ich den Gang entlang lief und nach einem ungestörteren Ort zum Telefonieren suchte. Letztendlich fand ich einen leeren Besprechungsraum, den ich betrat.

"Na hör mal, natürlich weiß ich, wo der Hauptsitz von McLaren ist und dass du dort bist, war jetzt nicht gerade schwer zu erraten."

"Na gut, du hast Recht. Wie war denn deine Woche? War eher nicht so lustig bei euch, oder?"

Max ließ ein genervtes Schnauben vernehmen.

"Natürlich nicht. Die Strategie hat mich letztes Wochenende den Sieg gekostet und das wissen alle. Da hab ich mir dann auch mal das Recht rausgenommen, klar und deutlich zu sagen, was ich davon halte. Hoffen wir, dass es nächstes Mal besser läuft. Aber das ganze Drama ist auf jeden Fall Grund genug, um sich mal wieder ordentlich abzulenken und da halte ich Feiern gehen für den perfekten Weg."

Der Gedanke, sich mit Max und guter Musik von meiner auch nicht gerade fantastischen Stimmung abzulenken, erschien sehr verlockend und kurzerhand entschied ich mich dafür.

"Sehr gute Idee, ich bin dabei. Wo wollen wir hingehen? Ich hab nicht wirklich Bock auf irgendeinen Technoclub in London, wo man im schlimmsten Fall auch noch erkannt wird."

"Ich auch nicht. Aber ich hab in irgendeinem Vorort von London einen Club gefunden, der am Freitagabend Musik spielt, die dir ganz sicher auch gefällt."

"Ach ja, ich hab dich so gut erzogen", säuselte ich und entlockte Max damit erneut ein Lachen.

"Ja, hast du. Also dann, ich schick dir gleich die Adresse und dann sehen wir uns Freitagabend so um zehn, okay?"

"Yes, so machen wir's. Also dann, hasta la vista."

"Mach's auch gut, Daniel", erwiderte Max, dann legte er auf und ich steckte mein Handy wieder ein.

Ich würde diesen Freitagabend genießen und nicht mehr an irgendwelche Geschwindigkeitsmessungen denken, soviel stand fest.
Und wer weiß?
Vielleicht würde ich ja sogar eine hübsche Lady treffen, die mir beim Ablenken helfen wollte.





Eine großartige Idee Max👍🏻

Oder was meint ihr?😜

Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt