panic attack

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❗️Triggerwarnung❗️
Thema: Panikattacke


H A R P E R

Fassungslos zog ich mir die Sonnenbrille vom Gesicht, um genauer hinsehen zu können, aber es gab keinen Zweifel.
Was zum Henker machte er hier?

Ich überlegte, ob ich einfach weitergehen sollte, aber es war bereits zu spät.
Unsere Augen trafen sich, blau auf braun genauso wie früher, und ich hatte das Gefühl in einen Strudel aus Erinnerungen eingesogen zu werden.

Bevor er mich verschlingen konnte, schüttelte ich entschlossen den Kopf und bemühte mich, in der Gegenwart zu bleiben.
Kurz schaute er sich um, dann kam er aus der Mercedes-Garage und sah mich fragend an.
"Harper, was... was machst du hier?"

"Ich könnte dich dasselbe fragen", entgegnete ich kühl und sah, dass Oliver sich deutlich unwohl fühlte.

Kurzerhand griff er nach meinem Handgelenk und ich ließ zu, dass er mich in eine Nische neben der Garage zog, wo wir vor neugierigen Blicken geschützt waren. Beinahe verzweifelt raufte er sich die Haare, dann lachte er kurz und freudlos.

"Wow, es ist... es ist wirklich lange her, nicht wahr? Und jetzt treffen wir uns bei einem Formel 1-Rennen wieder und nicht in London, obwohl ich immer befürchtet habe, wir würden uns in der Stadt über den Weg laufen."

"Befürchtet?", wiederholte ich und ließ meine Augenbraue nach oben wandern, "Seit wann hast du Angst vor mir?"

"Das hab ich natürlich nicht. Es ist nur damals alles irgendwie blöd gelaufen mit uns und dem... dem..."

"Baby?", half ich ihm aus und ließ zu, dass sich Emotionen in meine Stimme mischten, "Nenn es ruhig beim Namen. Du hattest nicht die Eier, um zu deiner schwangeren Freundin und deinem Kind zu stehen und hast Mummy und Daddy alles für dich regeln lassen."

Beschwichtigend sah Oliver mich an.
"Harper, ich wollte doch nicht... ich war einfach nicht bereit, Vater zu werden."

Fassungslos starrte ich ihn an.
"Glaubst du ich war bereit, Mutter zu werden? Ich war kein bisschen bereit, aber Unterstützung und Liebe hätten es mir leichter gemacht! Stattdessen wurde ich in Schande verstoßen und saß plötzlich schwanger und ohne finanzielle Mittel auf der verdammten Straße!"

Ich spürte, wie mein Herz mir bis zum Hals schlug und ich mich in Rage redete, aber es war zu spät, um mich zu beruhigen. All die unterdrückten Gefühle der letzten knapp acht Jahre schienen auf einen Schlag auf mich hereinzubrechen und ich war kein bisschen darauf vorbereitet.
Aber wie hätte ich auch damit rechnen sollen, Elliotts Erzeuger hier zu treffen?

Ich spürte, wie mich die Kraft wütend zu sein immer mehr verließ. Stattdessen fühlte ich mich jetzt wieder genau wie damals, als meine Eltern mich rausgeschmissen hatten. Hilflos, ungeliebt und einsam, so verdammt einsam.

"Was machst du überhaupt hier?", fragte ich leise und erschöpft, während meine Schultern nach unten sackten.

"Ich arbeite mittlerweile bei Epson und wir sind einer der Sponsoren von Mercedes. Ich bin dieses Wochenende als Vertreter der Firma hier."

Beinahe hätte ich gelacht, so absurd war die Situation.
War ich nicht erst vor wenigen Wochen genauso bei meinem ersten Rennen gelandet? Als Vertreterin einer Sponsoren-Firma?
Und jetzt stand Oliver als solcher vor mir und ich konnte nicht glauben, dass das hier wirklich passierte.

Fragend sah er mich an.
"Wieso bist du hier?"

"Das ist eine längere und etwas kompliziertere Geschichte", murmelte ich, dann wurde mir bewusst, dass es pures Glück war, dass Oliver seinen Sohn vorhin nicht im Vorbeigehen gesehen und erkannt hatte. Schließlich sah er ihm nicht ganz unähnlich, auch wenn ich mir sicher war, dass er mehr nach mir kam.

Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt