H A R P E R
Dienstags rief ich bei der Frauenärztin an, die mich schon während der Schwangerschaft mit Elliott behandelt hatte und bekam einen Termin für nächsten Montag, was deutlich früher war, als ich es erwartet hatte.
Ob ich mich über diesen schnellen Termin freuen sollte oder nicht, wusste ich nicht, aber es erwies sich auf jeden Fall als gut, dass Mrs. Frier an diesem Tag außer Haus war und mich somit nicht lynchen würde, wenn ich mich zwischendurch für eine Stunde verabschiedete.Überhaupt war die Arbeit momentan entspannter, weil meine Chefin oft Termine außerhalb hatte. Dass sich darüber nicht nur ich, sondern auch meine Kollegen freuten, sprach wohl nicht wirklich für Mrs. Friers Beliebtheit, aber daran war sie selbst Schuld.
So kam es, dass ich unter der Woche fast jeden Abend rechtzeitig zu Hause war, um mit Elliott zu Abend zu essen, ihn ins Bett zu bringen und ihm weiter Harry Potter vorzulesen. Tatsächlich näherten wir uns bereits dem Ende des zweiten Bandes und am Samstag beschloss ich, den spannenden Teil des Buches tagsüber vorzulesen, damit Elliott davon keine Albträume bekam.
Also kuschelten wir uns samstags zusammen auf die Schlafcouch und erlebten mit Harry die Gefahren der Kammer des Schreckens, den Sieg über den Basilisken und die Rettung von Ginnys Leben.
Sobald ich das Buch zugeklappt hatte, kuschelte Elliott sich enger an mich und fragte, wann wir mit dem nächsten Band beginnen würden, was mir ein leises Lachen entlockte."Ich war genauso neugierig wie du, als ich die Bücher damals zum ersten Mal gelesen habe. Aber alles zu seiner Zeit. Was wollen wir beide denn eigentlich morgen schönes machen?"
"Formel 1 gucken", antwortete Elliott sofort und meine Miene erstarrte.
Natürlich, morgen war das Rennen in Ungarn, der letzte Grand Prix vor der Sommerpause.
In meinen Ohren klang Daniels begeisterte Stimme nach, während er von diesem Rennen sprach, das eines seiner liebsten war.Kurz schloss ich die Augen und atmete tief durch, dann bemühte ich mich angestrengt um ein Lächeln.
"Wirklich? Wir waren doch vor zwei Wochen sogar live da, möchtest du dir dann schon wieder eins im Fernsehen anschauen?""Natürlich, wir müssen Daniel doch anfeuern", sagte Elliott sofort und voller Überzeugung und ich verkniff mir ein Seufzen.
Er hatte Daniel schon so lieb gewonnen. Wie sollte ich ihm bloß beibringen, dass wir den Australier wahrscheinlich nie wieder treffen würden?
Kurzerhand beschloss ich, dass dieses Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden konnte. Jetzt wollte ich die Zeit mit Elliott genießen und wenn dazu gehörte, dass ich morgen mit ihm das Rennen schauen musste, dann war das eben so.Also nickte ich.
"Okay, das stimmt natürlich. Dann spreche ich das nachher mal mit Lauren ab, damit wir morgen wieder bei ihr schauen können."Elliott nickte begeistert und senkte seinen Blick wieder, woraufhin mein Lächeln sofort zu bröckeln begann. Nachdenklich strich ich ihm über seine hellbraunen Locken und schloss die Augen.
Für einen kurzen Moment stellte ich mir vor wie es wäre, wenn ich das Baby tatsächlich bekommen und Elliott somit ein großer Bruder werden würde.In meiner Vorstellung küsste er seinen kleinen Bruder oder seine kleine Schwester sanft auf die Stirn, während er oder sie ihn aus großen braunen Augen musterte und dann leise giggelte.
Doch die romantische Vorstellung fand ein jähes Ende, als ich den Blick in Gedanken schweifen ließ und die völlig chaotische Wohnung bemerkte, weil ich für den Haushalt keine Zeit mehr hatte. Und Elliott war so gut mit seinem Geschwisterchen, weil er das Kleine praktisch großziehen musste, damit ich arbeiten gehen und Geld verdienen konnte.Schnell schüttelte ich den Kopf, um diese Illusion zu vertreiben und verkniff mir ein Seufzen.
Wenn die Frauenärztin mir am Montag die Schwangerschaft bestätigen würde, konnte ich es nicht länger aufschieben zu entscheiden, wie die nächsten Monate aussehen würden.
Aber bis dahin würde ich versuchen, diese Gedanken erstmal beiseite zu schieben.
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Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)
FanfictionBerühmt, beliebt und rasend schnell. Daniel Ricciardo gilt in der Formel 1 als herausragender Overtaker und abseits der Rennstrecke als Sonnenschein und Stimmungsaufheller. Zur Saison 2021 wechselt er zu McLaren, doch er findet sich langsamer zurech...