a night to remember

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H A R P E R

Daniel und Max hatten einen Tisch in einem wirklich noblen Restaurant reserviert und Kelly und ich kamen aus dem Staunen kaum noch heraus.

Den ganzen Abend lachten wir über Witze und Anekdoten, die die beiden Männer abwechselnd zum besten gaben, nebenbei genossen wir das wohl beste Essen, das ich je gegessen hatte und tranken Wein, von dem eine Flasche so viel wie mehrere meiner vergangenen Monatsgehälter kostete.
Aber ich hatte Daniel vor dem Trip versprochen, hier nicht über Geld nachzudenken, sondern es einfach zu genießen, und das tat ich auch.

Schmunzelnd beobachtete ich meinen Freund dabei, wie er versuchte Max eine Erdnuss in den Mund zu werfen, ohne dass jemandem dieses kindische Verhalten auffiel, das an einem Ort wie diesem eigentlich nicht angebracht war.

Ja, das war jetzt meine Realität.

Hätte mir in den letzten acht Jahren jemand gesagt, dass ich heute in einem teuren Kleid, in einem noch teureren Restaurant in Monaco sitzen würde, hätte ich denjenigen wohl kräftig geschüttelt und daran erinnert, dass ich keinen einzigen entbehrlichen Penny besaß.
Und doch befand ich mich gerade an einem der Orte, die sich meine Eltern immer für mich vorgestellt hatten. Als Teil der High Society mit Geld und Ansehen, in chicen Kleidern und mit teurem Essen und Wein.

War es positiv oder negativ, dass ich jetzt gerade genau das lebte, was die beiden sich für mich gewünscht hatten?

Aber es war eine Seifenblase, Prestige auf Zeit.
Wie bei Cinderella würde der Zauber abrupt enden, wenn wir nach England zurückkehrten und je mehr Zeit ich in dieser Welt verbrachte, umso größer wurde meine Angst vor der Realität.
Ich wollte mich nicht an diesen Glanz gewöhnen, aber es fiel mir schwer, weil er mir das Gefühl meiner Kindheit zurückgab.

Vielleicht war das der Grund, warum ich es hier so gut geschafft hatte, mich gehen zu lassen und einfach wie ein Kind alles sorgenfrei zu genießen.
Meine Kindheit war genau so gewesen, wie dieser Abend. Menschen in chicen Kleidern, teures Essen, dessen Namen ich teilweise nichtmal aussprechen konnte, unauffällig wedelnde Geldscheine wohin man auch sah.

Kurz nach meinem Rausschmiss war das das Leben gewesen, das ich mir für Elliott gewünscht hatte. Vielleicht mehr Schein als Sein und viel Unechtes, aber Geld statt Sorgen und Essen statt Hunger.

Für einen kurzen Moment kam ich nicht umhin, mir Elliott in einem kleinen Smoking vorzustellen, der gequält den Erwachsenen zuzuhören versuchte, weil er genau wusste, dass es Ärger geben würde, wenn man ihm die Langeweile ansah.
Nein, rückblickend betrachtet war es ein Segen, dass ich gar nicht erst die Möglichkeit gehabt hatte, ihm dieses Leben aufzubürden.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, weil Daniel seine Hand auf meine legte und leise meinen Namen sagte.
"Harper?"

Kurz schüttelte ich verwirrt den Kopf, dann erinnerte ich mich daran, wo wir waren.
"Ja?"

Fragend und ein wenig besorgt schaute der Australier mich an.
"Alles okay bei dir?"

"Ja, ich war nur in Gedanken."

~~~

Nach dem Essen machten wir einen kurzen Verdauungsspaziergang, der das Casino zum Ziel hatte und ich sah zum ersten Mal in meinem Leben, wie sowas von innen aussah.

Gigantische Kronleuchter erhellten die jeweiligen Spieltische, überall standen Menschen, die mindestens genauso chic gekleidet waren wie wir. Von Poker über Roulette und Craps bis Black Jack wurde so ziemlich alles angeboten und ich spürte ein aufgeregtes Kribbeln in meinen Fingerspitzen.
Wenn ich schon hier war, wollte ich auch spielen.

Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt