a new home

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D A N I E L

Theos Umzug war so glatt gelaufen, wie man es sich nur wünschen konnte.
Obwohl wir alle noch etwas müde von der eher kurzen Nacht gewesen waren, hatten wir alles durchziehen können, was zu erledigen war, und als Harper sich abends von ihrem Bruder hatte verabschieden müssen, hatte sie zwar Tränen in den Augen gehabt, aber es waren eher Freudentränen gewesen, weil sie so stolz auf ihn war.

Trotzdem hatte ich sie hinterher noch etwas aufmuntern müssen bevor ich ins Hotel gefahren war und ich vermutete, dass sie in den kommenden Tagen durchaus noch etwas damit zu kämpfen haben würde, dass wieder jemand, den sie liebte, gegangen war.
Denn auch wenn Theo nicht weit entfernt wohnte und die beiden jeden Tag miteinander schrieben, war es etwas anderes als in den letzten Wochen, in denen er nach der Schule immer in Harpers Wohnung gewesen war und sie Zeit miteinander verbringen konnten.

Aber all das musste meine Freundin beiseite schieben, um sich auf unser heutiges Vorhaben zu konzentrieren:
Unsere erste Wohnungsbesichtigung in Woking.

Wir hatten zwei Favoriten und würden uns heute mindestens eine davon anschauen und ich war erleichtert zu sehen, dass Harper dem ganzen positiv entgegensah. Nach allem, was sie in Monaco gesagt hatte, hatte ich mir darüber ein wenig Sorgen gemacht, aber die schien ich vergessen zu können.

Beim Frühstück hatte Elliott uns schonmal erklärt, was ihm besonders wichtig war und worauf wir achten sollten und Harper hatte sich die Sachen alle aufgeschrieben, auch wenn eine Kartbahn in unserem Garten wahrscheinlich nicht wirklich umzusetzen sein würde.
Dann hatten wir Elliott zur Schule gebracht und waren nach Woking gefahren.

Abgesehen von der McLaren Factory hatte ich noch nicht wirklich viel von der Gegend in echt gesehen und wir nutzten die Zeit vor der ersten Besichtigung, um einfach nur herumzufahren und uns alles anzuschauen. Besonders interessant war die Grundschule, an der wir auch ausstiegen, um sie uns genauer ansehen zu können.

Dann fuhren wir zur ersten Wohnung, der wir von vornherein sehr positiv gegenüberstanden, weil sie sowohl für Harper, als auch für Elliott und mich praktisch zu Arbeit und Schule lag.
Als ich geparkt hatte, spürte ich mein Herz in meiner Brust wild pochen vor Aufregung. Fragend sah ich Harper an und hielt ihr meine Hand hin, die sie ergriff und leicht drückte.

"Also dann", murmelte sie und ich nickte: "Also dann."

Wir stiegen aus und im selben Moment hielt ein Auto vor uns und eine Frau mittleren Alters stieg aus.

"Mr und Mrs Ricciardo?", fragte sie lächelnd und zu meiner Überraschung erwiderte Harper:
"Noch nicht Mrs Ricciardo, sondern Sanders."

Noch nicht Mrs Ricciardo?
Also schloss sie es nicht kategorisch aus, mich irgendwann zu heiraten?
Ich konnte mir nur schwer ein breites Grinsen verkneifen und konzentrierte mich schnell wieder auf die beiden Frauen.

Unser potentielle Vermieterin, Mrs Clark, war Mitte vierzig und redete gern, wie wir schnell herausfanden. Zu gefühlt jedem Winkel der Wohnung konnte sie uns drei verschiedene Geschichten erzählen und es war schön zu hören, dass in diesen vier Wänden schon mehrere glückliche Familien gelebt hatten.

Ab und zu stellten Harper und ich Mrs Clark Fragen zur Wohnung und der Umgebung, dann ließ sie uns allein, damit wir uns beraten konnten. Fragend, aber mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, sah ich meine Freundin an.
"Und, was denkst du?"

Zu meiner Überraschung erwiderte Harper das Lächeln sofort.
"Sie ist perfekt. Nicht so groß, dass sie mir zu groß erscheinen wird, wenn du unterwegs bist, aber auch groß genug, damit wir uns nicht gegenseitig auf dem Schoß sitzen, wenn du hier bist.
Das Wohnzimmer geht Richtung Süden, ist also immer warm und hell und es ist groß genug für ein Sofa, einen Sessel und einen Esstisch, wenn wir alles klug stellen.
Die Küche ist riesig im Vergleich zu meiner jetzigen, da können wir auch zu dritt drin sein, ohne uns gegenseitig mit Töpfen und Kochlöffeln zu erschlagen und das Zimmer in dem wir gerade stehen, das ist das perfekte Zimmer für Elliott."

"Und das Zimmer neben dem Wohnzimmer wird dann unser Schlafzimmer?", hakte ich nach und Harper nickte.

"Genau. Es geht Richtung Westen, also können wir abends die Sonne untergehen sehen. Das hatte ich als Kind auch in meinem Zimmer und ich hab es geliebt."

"Also denkst du, wir sollten die Wohnung nehmen? Sie ist wirklich nicht gerade riesig und wenn wir weitere Kinder bekommen, werden wir wahrscheinlich eine neue finden müssen."

Unsicher schaute Harper mich an.
"Weitere Kinder?"

Jetzt wurde auch ich unsicher und nickte zaghaft.
"Ich möchte auf jeden Fall irgendwann noch Kinder mit dir. Und natürlich weiß ich, dass das jetzt noch zu früh ist, aber ich möchte trotzdem schon an die Zukunft denken."

Harper schluckte hart, dann atmete sie tief durch.
"Ich möchte erstmal bei der neuen Arbeitsstelle ankommen und dort eine Weile sein, bevor ich nochmal über ein Kind nachdenke. Deshalb sehe ich das nicht unbedingt als Argument gegen diese Wohnung."

Ich nickte verständnisvoll und verkniff mir ein Seufzen, dann lächelte ich leicht.
"Du hast Recht, die Wohnung ist perfekt.
Die Grundschule ist zu Fuß in knapp zehn Minuten zu erreichen, Supermärkte sind auch nicht weit, es ist an keiner Hauptstraße, aber auch nicht völlig abgelegen und wir können den Garten mitnutzen. Ich sehe absolut keinen Grund, warum wir sie nicht nehmen sollten."

Unsicher sah Harper mich an.
"Besichtigen wir die andere Wohnung trotzdem noch oder entscheiden wir uns sofort?"

Nachdenklich kratzte ich mich an der Schläfe.
"Normalerweise würde ich sagen, dass wir uns beide anschauen sollten, aber wir wissen ja zum Beispiel schon, dass die andere Wohnung weiter von der Grundschule und deiner Arbeit entfernt ist und dass die Parkplatzsituation dort schwierig sein soll.
Und wenn die hier schon perfekt ist, was soll die andere dann bitte haben, was diese nicht hat? Außer ein paar Quadratmeter mehr."

Harper nickte zustimmend, dann begann sie plötzlich breit zu lächeln und sah mich aufgeregt an.
"Also nehmen wir die hier? Wir tun es wirklich und ziehen hierher?"

Ihr freudiges Lächeln steckte mich an und ich nickte lachend.
"Ja, wir tun es wirklich."

Euphorisch zog ich meine Freundin zu mir und küsste sie, was sie schmunzelnd erwiderte. Als wir uns voneinander gelöst hatten, fiel mir noch etwas ein.
"Elliott wollte doch eine Kartbahn im Garten, oder? Das wird zwar nicht klappen, aber sein neues Zimmer ist groß genug für eine Carrerabahn."

"Als Weihnachtsgeschenk meinst du hoffentlich", entgegnete Harper und ich nickte amüsiert.

"Natürlich. Ich würde doch nie auf die Idee kommen, Elliott einfach so etwas großes und teures zu schenken, weil ich weiß was du davon hältst."

Dieses Mal war es Harper, die mich zu sich zog und ihre Lippen sanft auf meine legte. Wir küssten uns innig, dann blieben wir Stirn an Stirn stehen.

"Willkommen in unserem neuen Zuhause", flüsterte ich lächelnd und Harper erwiderte das Lächeln.

Die Weichen für die Zukunft waren gestellt und ich konnte es kaum erwarten, mit Harper und Elliott hier einzuziehen.

Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt