promise? promise.

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H A R P E R

Daniel fuhr im freien Training auf P7 und später im Sprint-Qualifying auf P6, womit er ziemlich zufrieden zu sein schien.
Wir sprachen kein weiteres Wort miteinander und obwohl ich mir einzureden versuchte, dass mir das nichts ausmachte, war dem nicht so.

Es fiel mir unheimlich schwer, an mich zu halten und das ganze Gefühlschaos in meinem Inneren zurückzudrängen und je länger ich damit kämpfte, umso mehr wuchs in mir der Wunsch, zum Australier zu gehen und ihm alles zu erzählen.

Aber ich hielt mich mit aller Macht zurück und schaffte es irgendwie, die Rückfahrt zum Hotel und das Abendessen mit dem Team zu überstehen.
Schließlich verabschiedeten Elliott und ich uns von den Anwesenden und liefen hoch auf unser Zimmer, wo mein Sohn sich bettfertig machte und ich ihm anschließend noch ein wenig Harry Potter vorlas bis er einschlief.

Sobald ich seine ruhige, gleichmäßige Atmung hörte, schloss ich das Buch und musterte seine hellbraunen Locken, die ihm ein wenig in die Stirn hingen.
Er war so wunderschön und das Beste, was mir je passiert war und doch hatte ich immer mehr das Gefühl, dass mir irgendetwas im Leben fehlte.

Leise seufzend stand ich auf und tauschte mein Top und die Hose gegen eine Jogginghose und das T-Shirt von Daniel. Ich hatte es ohne darüber nachzudenken eingepackt und es jetzt ebenso gedankenlos angezogen, aber sobald ich merkte, was ich trug, kam das Bedürfnis zurück, zu ihm zu gehen und ihm alles zu sagen.

So sehr mich das auch überraschte, aber ich vertraute ihm.
Obwohl wir uns erst seit zwei Monaten kannten und ich sonst niemanden so schnell an mich heranließ, hatte Daniel es irgendwie geschafft zu mir durchzudringen und jetzt war er wie ein Virus, mit dem ich mich infiziert hatte und ohne das ich nicht mehr lebensfähig war.

Entschlossen warf ich einen kontrollierenden Blick auf Elliott, um sicherzugehen, dass er wirklich schlief, dann schnappte ich mir unsere Zimmerkarte und lief nach draußen.
Dass ich nur Socken, eine Jogginghose und Daniels T-Shirt trug und meine Haare mir ungekämmt und wirr auf den Schultern lagen, ignorierte ich einfach und begann stattdessen nach Daniels Zimmer zu suchen. Die Nummer hatte er heute Vormittag mal kurz erwähnt und als ich mein Ziel erreicht hatte, hielt ich angespannt inne.

Wenn ich jetzt diesen Raum betrat und dem Australier von Oliver erzählte, gab ich ihm damit die Waffe, um mich zu zerstören, wenn er das wollte.
Ich würde ihm etwas erzählen, was außer den Betroffenen niemand wusste und obwohl das Risiko objektiv betrachtet hoch war, sagte mir mein Gefühl, dass Daniel dieses Risiko zunichte machte.

Also atmete ich tief durch und klopfte an. Schritte erklangen, dann wurde die Tür geöffnet und die vertrauten braunen Augen sahen mich verwirrt an.
"Harper? Was machst du hier?"

Nervös biss ich mir auf die Lippe.
"Gilt das Angebot mit dem Reden noch? Über das, was heute Mittag passiert ist?"

Sanft sah Daniel mich an und nickte.
"Natürlich. Komm rein."

Er machte einen Schritt beiseite und ich betrat sein Zimmer. Der Australier folgte mir, dann hörte ich, wie er einen Schrank öffnete und wenige Sekunden später hielt er mir einen seiner Hoodies entgegen.
"Frische Luft wird sicher helfen, aber ich will nicht, dass du krank wirst."

Mit diesen Worten zog er sich selbst auch einen Hoodie über und ich tat es ihm gleich, dann öffnete er die Tür zu seinem Balkon und wir traten hinaus in die angenehm kühle Nachtluft.
Daniel folgte mir mit zwei gepolsterten Stühlen aus dem Zimmer, dann setzten wir uns und ich begann zu überlegen, wo und wie ich anfangen sollte.

"Oliver ist hier. Er ist Elliotts leiblicher Vater und ich... ich hab ihn nicht mehr gesehen, seit er mich damals verlassen hat, als ich schwanger wurde."

Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt