Lilli blickte in die Ferne, weshalb sie mich zunächst nicht bemerkte. "Hallo, Lilli.", sagte ich und nun schaute sie zu mir herab. "Hallo, Freundin von Martin.", erwiderte die Kleine, da sie sich meinen Namen anscheinend nicht gemerkt hatte. "Gemma. Aber wenn es dir ein wenig leichter fällt, kannst du nur Gem zu mir sagen." Irgendwie wollte ich sie in ein Gespräch verwickeln. "Okay.", antwortete Lilli knapp und wandte sich wieder ab.
"Möchtest du nicht runter kommen, es gibt bald Essen.", meinte ich nun. "Keinen Hunger.", entgegnete das Mädchen. "Du könntest trotzdem runter kommen und wir könnten uns ein bisschen unterhalten.", versuchte ich es weiter, aber diesmal kam überhaupt keine Reaktion. "Na gut.. darf ich dann vielleicht zu dir hoch kommen?", fragte ich. "Wenn du das schaffst."
Angesichts meinem inzwischen gewachsenen Bäuchleins würde das nicht so einfach werden wie beim letzten Mal, aber das musste jetzt irgendwie gehen. "Natürlich schaffe ich das, pass mal auf!", sagte ich und stellte mich an die Leiter.
Der erste Versuch ging schief, aber beim zweiten Anlauf schaffte ich es trotz Kleid und Babybauch hoch zu klettern. Lilli war ein wenig zur Seite gerutscht, sodass ich ebenfalls Platz hatte. "Du hast dir hier wirklich einen schönen Rückzugsort ausgesucht." Ich erinnerte mich daran, wie ich hier oben mit Martin gesessen war. "Danke."
Eine Weile sagten wir Beide nichts, bis Lilli das Schweigen brach. "Oma hat dich zu mir geschickt oder war es der Martin? Papa könnte es auch gewesen sein, wahrscheinlich alle drei.", behauptete sie. "Wie kommst du darauf, dass mich jemand geschickt hat?", wollte ich wissen. "Weil Papa vorhin schon hier war und die Oma auch, die wollen das ich mit ihnen rede. Dabei sollen sie mich einfach mal in Ruhe lassen!", stelle Lilli klar und ich sah die Tränen in ihren Augen.
"Mich hat eigentlich keiner geschickt, ich habe selbst gesagt das ich mal nach dir sehen werde." Das sie mir gegenüber misstrauisch war, konnte ich gut verstehen. Schließlich kannte sie mich noch nicht wirklich, aber aufgeben würde ich definitiv nicht. "Und warum machst du das? Wir kennen uns nicht wirklich.", sprach Lilli meine Gedanken laut aus.
"Weil ich weiß, wie du dich gerade fühlen musst.", gab ich aufrichtig zu. "Das sagst du jetzt nur so!", sagte Lilli trotzig. "Nein, ich bin kein Mensch der lügt." Nun liefen der Kleinen die Tränen den Wangen hinunter. "Warum passiert das alles? Erst.. erst stirbt Mama, dann das Baby und jetzt ist Andrea auch noch weg!"
Ich legte meine Arme um Lilli und drückte sie an mich, woraufhin sie ihren Kopf auf meine Schulter legte und bitterlich weinte. "Der Martin.. der ist so traurig und die Oma und er Papa auch! Sie meinen ich bekomme das alles nicht mit, aber das stimmt nicht!", schluchzte Lilli. "Weißt du, Lilli.. sie wollen dich schützen, indem sie mit dir nicht darüber reden. Die Erwachsenen müssen selbst erstmal schauen, wie sie mit der Situation zurecht kommen.", erklärte ich ihr. "Das hat der Martin mir auch erzählt, als die Mama gestorben ist!", antwortete sie und mir wurde allmählich klar, wie viel dieses Kind schon durchmachen musste. "Martin war so glücklich mit Andrea und das Baby.. es war doch sozusagen mein Bruder!"
Damit lag sie vollkommen richtig. "Ja. Aber manchmal passieren Dinge.. schreckliche Dinge, die für uns unerklärlich sind. Wir haben alles versucht, nur in manchen Fällen können selbst Ärzte nichts mehr ausrichten."
Ihr irgendetwas zu verschweigen wäre ein großer Fehler und Lilli schien für ihr Alter schon sehr weit zu sein, weshalb ich es auch verantworten konnte ihr so etwas zu sagen. "Und.. warum ist Andrea jetzt weggegangen?", fragte Lilli weiter. "Für sie war das alles auch nicht einfach, eher war es für sie am schwersten. Ich denke nicht, dass sie Martin verletzen wollte. Eher.. eher ist sie gegangen, um über den Verlust den sie erlitten hat hinweg zu kommen."
Eigentlich war ich noch immer wütend auf Andrea, aber vor Lilli wollte ich sie keinesfalls schlecht machen. Diese beruhigte sich allmählich wieder und schmiegte sich an mich. "Du bist wirklich lieb, ganz anders als Papa gesagt hat", sagte sie und ich verkniff mir jegliches Kommentar. Stattdessen holte ich ein Päckchen Taschentücher aus der Tasche meiner Strickjacke und gab Lilli eins davon. "Hast du zufällig Lust auf Eis?", fragte ich, da ich sie unbedingt etwas ablenken wollte. "Wie meinst du das jetzt?" Lilli schien etwas verwirrt zu sein. "Wir Beide könnten zusammen ein Eis essen gehen, wenn du möchtest.", schlug ich ihr vor. "Wirklich? Das wäre toll!", sagte sie begeistert. "Aber ich weiß nicht, ob Papa das erlaubt.", fügte sie ein wenig traurig hinzu. "Den werde ich schon irgendwie überreden.", antwortete ich mit einem Augenzwinkern.
Nur musste ich erstmal wieder vom Baum runter kommen, was noch schwerer war als das rauf klettern. Letztendlich stand ich aber wieder sicher auf dem Boden und wartete, bis Lilli ebenfalls hinunter geklettert war. Sofort rannte sie los, jedoch kam ich fast gar nicht hinterher. "Komm schon!", rief die Kleine aufgeregt. "Ich kann nicht so schnell!", teilte ich ihr amüsiert mit. Daraufhin kam sie zu mir zurück, packte mich bei der Hand und zerrte mich hinter sich her. Das ging zwar auch nicht schneller, aber wir Zwei hatten etwas zu lachen.
"Ist das Baby so schwer?", fragte sie mich, als wir endlich die Haustür erreicht hatten und ich erstmal durch schnaufte. "Mit dem Bauch ist es mittlerweile schon etwas umständlich, ja. Stell dir vor, du trägst den ganzen Tag einen Sack Kartoffeln mit dir rum." Über diesen Vergleich musste Lilli abermals lachen, genau das wollte ich erreichen. Wir gingen rein und sie stürmte gleich in die Küche.
"Wo ist Papa?", wollte sie wissen. "Wieder raus aufs Feld.", erwiderte Lisbeth verdutzt, wahrscheinlich weil ihre Enkelin plötzlich nicht mehr so traurig war. "Dann frag ich eben euch!", offenbarte sie Lisbeth und Martin. "Und was?", fragte ihre Oma. "Gem und ich wollen Eis essen gehen. Darf ich? Bitte, bitte, bitte!", flehte sie und ich musste schmunzeln, da sie sich so darüber freute. "Mit wem?", fragte Martin verwundert und blickte zwischen uns beiden hin und her. "Mit Gem! Also, darf ich?", fragte Lilli ungeduldig. "Klar, natürlich darfst du.", sagte Lisbeth nun und Lilli rannte hinaus. "Ich zieh mich nur schnell um!", rief sie noch und befand sich schon auf der Treppe. Lisbeth und Martin schauten mich schief an.
"Was genau hast du mit ihr gemacht?", fragte Martin. "Meine Tricks bleiben geheim.", erwiderte ich grinsend und setzte mich zu ihnen, um auf Lilli zu warten. Und das dauerte gerade einmal drei Minuten, dann kam sie wieder in die Küche. "Wir können los!", sagte sie und war gleich darauf schon durch die Haustür hinaus gegangen. "Und das ist dir wirklich recht?", fragte Martin. "Natürlich, ansonsten hätte ich es nicht angeboten. So wird sie ein bisschen abgelenkt und ihr habt Zeit miteinander zu reden."
Ich stand auf und Lisbeth ebenfalls, damit sie mich in den Arm nehmen konnte. "Du bist uns eine sehr große Hilfe, Gemma. Danke für alles!", flüsterte sie mir zu. "Das ist nicht der Rede wert.", erwiderte ich und war gerührt, dass sie mir so dankbar war. "Gibt es eine bestimmte Uhrzeit, um die wir zurück sein sollen?", erkundigte ich mich noch. "Nein, lasst euch so viel Zeit wie ihr wollt.", antwortete Martin und nachdem ich mich von ihm und seiner Mutter verabschiedet hatte, ging ich hinaus zu Lilli.
Sie begutachtete gerade mein Auto und schien Gefallen daran gefunden zu haben. "Das ist doch ein Cabrio, oder?", fragte sie und ich nickte. "Können wir bitte mit offenem Dach fahren?", fragte sie weiter. "Klar, kein Problem." Also öffnete ich das Verdeck und Lilli beobachtete begeistert, wie es im Kofferraum verschwand. "Das passt ja wirklich da hinten rein!", stellte sie fest. "Ja, so wie es sich gehört. Dann mal rein mit dir."
Das ließ sich Lilli nicht zweimal sagen und stieg ins Auto ein, ich tat es ihr gleich. "Gibt's irgendeine Eisdiele, in die du besonders gerne gehst?", wollte ich wissen und sie nannte mir tatsächlich eine. Dort war ich schon mal gewesen, weshalb ich den Weg kannte. Ich setzte mir meine Sonnenbrille auf, da ich ziemlich geblendet wurde. "Damit siehst du voll cool aus!", meinte Lilli und ich lachte. "Falls du auch eine möchtest, meine zweite liegt da vorne im Handschuhfach."
Wie erwartet schaute sie nach und setzte die Brille auf, die ihr ein wenig zu groß war. Dann fuhr ich los und parkte wenig später vor der Eisdiele, wo einiges los war. Jedoch bekamen wir noch einen freien Tisch und bestellten uns jeder einen großen Eisbecher, den wir beide ganz dringend brauchten. Lilli redete sehr viel und wir verstanden uns blenden, so konnte sie ihre Sorgen wenigstens für ein paar Stunden erstmal vergessen.
Nachdem wir dann bei mir zu Hause noch eine Art 'Spielenachmittag' gemacht hatten, fuhr ich sie gegen 19 Uhr zurück zum Gruberhof. "Das heute war so schön!", schwärmte Lilli. "Freut mich, dass es dir gefallen hat.", erwiderte ich und parkte vor dem Haus. "Kannst du mich mal mit dem Auto von der Schule abholen? Ich bin mir sicher die werden alle ganz neidisch gucken!"
Ich lachte und versprach ihr, dass ich sie bald einmal abholen würde sofern ihre Väter damit einverstanden waren. Wir stiegen aus und da die übrige Familie Gruber unten auf der Terrasse saß, begaben wir uns dorthin.
"Mensch Lilli, da bist du ja endlich!", sagte Hans erleichtert und ich verdrehte die Augen. "Ich war mit Gemma unterwegs und das war total schön! Wir waren Eis essen und sie hat mit der Bedienung Italienisch geredet, das will sie mir beibringen. Ich kann schon Bitte und Danke sagen!", teilte Lilli allen anderen Anwesenden stolz mit. "Da hattet ihr aber wirklich einen schönen Tag, hast du dich auch bei Gemma bedankt?", wollte Lisbeth wissen und auch wenn sie das schon mehrfach getan hatte, machte Lilli es nochmal.
Dafür umarmte sie mich ganz fest. "Mille Grazie, Gemma!" Ich musste erneut lachen und strich ihr über den Kopf. "Prego!", antwortete ich amüsiert. "Aber jetzt kannst du dich langsam schon mal bettfertig machen, junges Fräulein. Danach kannst du gerne wieder runter kommen.", meine Martin nun und Lilli rannte ohne Widerspruch hinauf zum Haus.
"Unfassbar! Sonst streikt sie immer, wenn sie sich fertig machen soll." Lisbeth war sichtlich überrascht und sah ihrer Enkelin hinterher. "Der Nachmittag mit Gemma hat ihr wirklich gut getan.", sagte Martin daraufhin und lächelte mich an. "Darüber würde ich gerne noch mit ihnen reden.", warf Hans nun ein und ich seufzte. "Ich..", setzte ich an, wurde aber unterbrochen. "Unter vier Augen.", offenbarte er mir und lief schon davon, bedeutete wohl das ich ihm folgen sollte. "Lass dich nicht ärgern.", sagte Martin und war ebenfalls nicht wirklich begeistert.
Da ich aber neugierig war was Hans von mir wollte, ging ich ihm nach. Er setzte sich oben beim Haus auf eine Bank, während ich protestiv stehen blieb. "Was wollen sie von mir?", fragte ich. "Sie können sich gerne neben mich setzen, das Stehen ist doch bestimmt mittlerweile ziemlich anstrengend." Das er damit auf meine Schwangerschaft abspielte, war mir sofort klar. "Um mein Wohlbefinden brauchen sie sich definitiv nicht zu kümmern! Also, warum sollte ich mitkommen?", fragte ich nochmals.
"Weil ich mit ihnen darüber reden möchte, das sie Lilli einfach mitgenommen haben." Da ich das Gefühl hatte, Hans würde mir das jetzt vorwerfen wollen, wurde ich sauer. "Ich habe Lilli lediglich zum Eis essen eingeladen und habe versucht sie ein wenig abzulenken, sie haben ihre Tochter unversehrt wieder! Ich habe sie weder entführt, noch vergiftet oder der Kleinen irgendwie anderweitig Schaden zugefügt! Halten sie mich wirklich für so einen Unmenschen oder was ist schon wieder das Problem?", ging ich ihn an.
"Es gibt keins.", antwortete er ruhig. "Wie jetzt?" So ganz traute ich ihm noch nicht. "Es gibt kein Problem, ich wollte mich nur bei ihnen bedanken und mich entschuldigen. Und zwar für alles, was ich in der Vergangenheit gesagt oder getan habe."
Ich konnte vor Verwirrung erstmal nicht antworten und er sprach weiter. "Was sie für meine Familie tun, ist nicht selbstverständlich. Für Martin sind sie eine gute Freundin und für Lilli wie es scheint genauso, das habe ich jetzt verstanden." Da Hans es offenbar wirklich ernst meinte, setzte ich mich nun doch hin.
"Und woher kommt diese plötzliche Erkenntnis?", fragte ich. "Das weiß ich auch nicht so genau, aber ich habe mich verhalten wie der letzte Idiot. Vielleicht weil ich wirklich eifersüchtig auf Martin war, weil es bei ihm mit den Frauen so gut klappt und bei mir nicht. Dabei wollten sie sich gar nicht bei uns einschleichen und sich von Martin aushalten lassen, es war ein Fehler das zu behaupten.", stellte Hans nun selbst fest. "Und das sie damals wegen mir beinahe ihr Kind verloren hätten.. ich kann mich auch dafür nur aufrichtig entschuldigen.", fügte Martins Bruder noch hinzu.
"Wissen sie was? Das ist vergeben und vergessen. Vielleicht sollten wir nochmal von vorne anfangen, ich bin Gemma." Ich ging auf sein Friedensangebot ein und hielt ihm die Hand hin, als würden wir uns zum ersten Mal begegnen. Hans ergriff sie und lächelte. "Ich bin der Hans.", stellte er sich nun ebenfalls ordnungsgemäß vor. "Schön, dass das geklärt ist.", meinte ich und nun kam Lilli wieder heraus.
"Warum sitzt ihr denn hier oben?", fragte sie uns. "Wir haben uns nur unterhalten.", antwortete Hans. "Unterhalten oder geflirtet?", hinterfragte die Kleine weiter und grinste. "Nur geredet, Lilli. Wir haben nur geredet.", beteuerte ich und wusste, dass sich ihre zweite Option niemals bewahrheiten würde. Auch wenn jetzt Frieden zwischen uns geschlossen war, Hans war überhaupt nicht mein Typ und mir zudem viel zu stur.
"Du bleibst aber noch und kommst wieder mit runter, stimmt's?" Natürlich würde ich noch bleiben, allein schon weil sich Lilli darüber sehr freute. Also gingen wir wieder auf die Terrasse zu Lisbeth und Martin. Lilli setzte sich neben mich uns rutschte mit ihrem Stuhl ganz nah an mich ran, damit sie mir etwas von ihrer Decke abgeben konnte. Diese hatte sie mit raus genommen, da es auf Abend zu immer etwas frisch wurde. Zufrieden bettete sie ihren Kopf auf meiner Schulter und merkte, dass uns alle anderen grinsend beobachteten.
"Was denn?", fragte Lilli. "Nichts, alles gut.", erwiderte Martin und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Lisbeth erklärte sich dann bereit noch Tee zu machen und für die Männer ein Bier zu holen, währenddessen unterhielten wir uns. Es war schön, so beisammen zu sitzen und so würden wir unsere Trauer womöglich am besten verarbeiten können.
Die Zeit verging und es wurde immer dunkler, sodass die Sterne hell am Himmel zu sehen waren. "Was meint ihr, welcher Stern wohl Niklas ist?" Genau wie Lilli, blickten wir alle nach oben und ich hatte meine Entscheidung schnell getroffen. "Siehst du den dort?" Ich deutete auf einen Stern, der meiner Meinung nach am hellsten leuchtete. "Der ganz große da?", fragte Lilli. "Ja, genau. Ich denke das ist er und gerade beobachtet er uns, wie wir hier am Tisch sitzen." Ich schaute zu Martin hinüber, der Tränen in den Augen hatte, aber dennoch lächelte. Wir legten eine Schweigeminute ein und dachten allesamt nach, während wir den Stern ansahen.
Zwei Stunden später saßen wir noch immer da, jedoch war Lilli eingeschlafen. "Schläft sie etwa?", fragte Lisbeth und deutete auf ihre Enkelin, die sich an meine Schulter geschmiegt und sich in die Decke eingekuschelt hatte. "Ja, schon seit einer Weile.", erwiderte ich. "Sieht wirklich sehr süß aus, wie sie sich so an dich gekuschelt hat.", meinte Lisbeth. "Stimmt.", pflichtete Martin seiner Mutter bei. "Aber wenn es dir zu schwer wird, musst du es sagen.", fügte er noch hinzu. "Gerade ist es noch auszuhalten.", versicherte ich ihm und trank von meiner Tasse.
Nachdem wir alle ausgetrunken hatten und es schon sehr spät war, entschlossen wir uns dazu hinein zu gehen. Außerdem musste ich noch Heim fahren und wenigstens etwas schlafen, da ich arbeiten musste. "Lilli." Ich stupste die Kleine an. "Lilli, komm aufwachen. Zeit ins Bett zu gehen, da kannst du weiter schlafen." Sie richtete sich auf und sah mich verschlafen an. "Kommst du noch mit?", fragte sie mich und ich blickte zu ihren Vätern hinüber, die beide zustimmend nickten. "Ich komme noch mit, ja."
Wir standen auf und Lilli nahm mich bei der Hand, gemeinsam liefen wir dann hoch zum Haus. Oben in ihrem Zimmer angekommen, legte sie sich sofort ins Bett. "Zähne geputzt?", fragte ich und Lilli nickte. "Vorhin schon.", antwortete sie und ich wandte mich schon zum gehen, als Lilli mich bat bei ihr zu bleiben bis sie eingeschlafen war. Also setzte ich mich auf die Bettkante und wusste, dass es nicht lange dauern würde.
"Können wir so was wie heute nochmal machen?", wollte die Kleine wissen. "Jederzeit.", antwortete ich und Lilli freute sich sichtlich. Da meine Tochter gerade wieder sehr aktiv in meinem Bauch war, legte ich meine Hand darauf um ihre Tritte zu spüren. "Was machst du da?", wollte Lilli wissen. "Mein Baby tritt mich gerade.", meinte ich und sie schaute mich ganz erschrocken an. "Das muss doch weh tun!" Ich lachte und schüttelte den Kopf. "Nein, es tut nicht wirklich weh. Es ist eher ein sehr schönes Gefühl, so weiß ich das es ihr gut geht."
Und diese Bestätigung brauchte ich in letzter Zeit viel häufiger. "Niklas geht es jetzt auch gut und passt auf uns auf.", murmelte Lilli, gähnte und schloss die Augen. "Ganz sicher.", sagte ich und streichelte ihr über den Kopf.