Blinzelnd öffnete ich die Augen. 'Bitte, lass das alles nur ein Traum gewesen sein!', dachte ich und schaute mich um. Im Raum war es dunkel, aber ich befand mich zweifellos immer noch in Martins Zimmer. Aber wenigstens fühlte ich mich jetzt wach und ausgeschlafen, auch wenn mir immer noch entsetzlich kalt war. Sogar noch kälter als zu dem Zeitpunkt, als ich mich zum Schlafen hingelegt hatte. Es war also wirklich kein Traum gewesen, da ich mich noch immer hier befand. Aber durchdrehen würde mich nicht weiter bringen.
Ich schlug die Decke zur Seite und stand auf um das Licht einzuschalten. Im Kleiderschrank suchte ich mir einen dicken Pullover und eine Jeans heraus. Dazu Kuschelsocken, die ich schon immer gern angezogen hatte. Nachdem ich umgezogen war, schaute ich auf den Wecker auf dem Nachttisch. Es war kurz nach acht.
Leise verließ ich das Zimmer und schlich ins Bad. Dort machte ich mich auf die Suche nach einem Thermometer. Mir kam es so vor als wäre ich total unterkühlt, da sich meine Haut auch eiskalt anfühlte. Ich wurde fündig. Also überprüfte ich mit dem Thermometer meine Temperatur. Ungeduldig wartete ich bis es piepte, dann nahm ich mir das Thermometer aus dem Mund und traute meinen Augen kaum. "32,1?!", murmelte ich entsetzt.
Das konnte auf keinen Fall stimmen, weshalb ich die Prozedur wiederholte. Diesmal zeigte das Thermometer 32,0 Grad an. "Unmöglich!" Bei einer Unterkühlung in diesem Ausmaß war man eigentlich tot. Doch dann dachte ich kurz an meine etwas verwirrende Situation. Aber Sonja hatte doch gesagt, dass ich nicht tot war. Ich war nur hier, damit sich mein Körper erholen konnte.
Ich kam zu der Schlussfolgerung, dass das Thermometer kaputt sein musste und warf es gleich in den Mülleimer neben dem Waschbecken. Dann eilte ich aus dem Bad und wollte eigentlich hinunter gehen, aber ich hörte deutlich das Niklas quengelte und gleich darauf zu weinen begann.
Kurz hielt ich inne und wäre beinahe umgekehrt. Aber etwas in mir weigerte sich und deshalb zwang ich mich weiter zu gehen. Trotz das der Kleine schrie lief ich die Treppe hinunter in die Küche. Sonja würde sicher gleich kommen und nach ihm sehen. Ich schaltete gleich den Wasserkocher an und stellte mir eine Tasse bereit in den ich einen Teebeutel gab. Während das Wasser langsam heiß wurde, wartete ich gegen den Tresen gelehnt darauf das es fertig war. Natürlich hörte ich Niklas immer noch schreien und es tat mir in der Seele weh.
"Sonja?", rief ich und hoffte sie würde sofort kommen. Aber es kam nicht mal eine Antwort. "Scheiße!", entfuhr es mir und ich überlegte ob es nicht doch besser war wenn ich nach ihm sehen würde. Während ich mich nervös umsah, entdeckte ich einen Zettel auf dem Küchentisch. Sofort lief ich hin und nahm ihn in die Hand. "Bin Einkaufen. Niklas schläft noch, ich hoffe das bleibt so bis ich wieder da bin. Sollte etwas sein melde dich, Sonja.", las ich murmelnd vor. Unten stand noch eine Handynummer. Würde ich nicht so davon überzeugt sein das hier etwas nicht ganz koscher war, würde ich glatt glauben ich würde hier gemeinsam mit einer Freundin wohnen oder so ähnlich.
Das Plärren des Kleinen wurde immer lauter und kläglicher. Und mein mütterliches Gewissen schrie in mir auch immer lauter. Letztendlich hielt ich es nicht mehr aus. Schnell rannte ich aus der Küche und die Treppe nach oben. Gleich darauf stand ich vor Niklas' Zimmer und atmete nochmal tief durch, ehe ich die Tür öffnete. Niklas lag zappelnd in seinem Bettchen, genau wie gestern. Ich ging zu ihm und hob ihn ganz vorsichtig heraus.
"Guten Morgen, kleiner Mann." Ich versuchte meine Nervosität irgendwie zu unterdrücken. Ich wusste von Kira nur zu gut, dass Babys diese spürten und selbst noch unruhiger wurden.
Was bei Niklas meiner Meinung nach aber kaum noch möglich sein konnte, denn er war ja schon total nervös und zappelig. Und ich konnte mir denken woran das lag, als mir ein verdächtiger Geruch in die Nase stieg.