Ein paar einzelne Regentropfen prasselten bereits auf die Frontscheibe und ich konnte es nicht mehr erwarten endlich bei dieser Hütte anzukommen und hoffentlich auf Lilli zu treffen. Ich hielt dort an, wo wir am Samstag unser Auto abgestellt hatten und wollte mich nicht damit abfinden so lange für den Aufstieg zu brauchen.
Deshalb holte ich eine Karte aus dem Handschuhfach und faltete sie soweit auseinander, bis ich die Hütte gefunden hatte. Diese war bereits eingekreist, das hatten wir vorsichtshalber vor unserem Aufbruch am Wochenende erledigt.
Ich konnte einen anderen Weg finden, der kürzer sein würde. Also fuhr dorthin, aber hier sah alles noch viel steiler aus und ich bereute meine Entscheidung zunächst. Aber hier führte wenigstens ein Stück weit ein Weg nach oben, den ich mit dem Auto hinter mich bringen konnte. Ich hatte zwar keinen Geländewagen, aber das war momentan nebensächlich. Nur kam ich irgendwann an eine Stelle, an der es definitiv zu steil wurde und die ich zu Fuß zurücklegen musste. Jedoch hatte ich so viel Zeit eingespart und lief gleich los.
Der Aufstieg war anstrengend und eigentlich hätte ich eine Pause benötigt, doch die Sorge um Lilli hielt mich davon ab eine zu machen. Ich wollte so schnell wie es ging die Hütte erreichen und kämpfte mich den Berg hinauf. Es ging stur geradeaus und immer wieder blickte ich mich um, da ich hoffte Lilli oder vielleicht Martin mit den Kollegen der Bergrettung zu entdecken. Aber ich war allein hier, was bei dem Wetter auch nicht verwunderlich war. Kein Mensch kam da auf die Idee wandern zu gehen, außer es war ein Notfall und das gerade war definitiv einer.
Ich vernahm bereits Donnergeräusche und Blitze zuckten nicht weit entfernt über den Himmel. Es dauerte nicht lange und es begann zu regnen, erst tröpfelte es nur leicht und dann begann es regelrecht wie aus Eimern zu schütten. Das Gras auf dem ich lief wurde dadurch rutschig, weshalb ich mehrmals beinahe hinfiel. Jedoch schaffte ich es immer wieder mich abzufangen und setzte meinen Weg unaufhaltsam fort. Irgendwann kam ich an einen kleinen Wald, der nur aus wenigen Bäumen bestand und den ich durchqueren musste.
Dort war ich wenigstens etwas vor den Wassermassen geschützt, die vom Himmel herunter kamen. Obwohl ich sowieso schon völlig durchnässt war und am ganzen Körper fror. Hier war es ebenso steil und die herumliegenden Äste erschwerten mir das vorankommen ungemein. Aufgeben war aber keine Option, denn ich war bereits so weit gekommen und den Rest würde ich auch noch schaffen.
Als ich aber fast oben angekommen war und schon die nächste Lichtung sehen konnte, auf der die Hütte stand, rutschte ich auf dem feuchten Untergrund aus und kullerte den Abhang wieder einige Meter hinunter. Die Rutschpartie konnte ich erst beenden, indem ich es schaffte mich an einem dünnen Baum festzuhalten.
Etwas benommen setzte ich mich auf und sah sofort die Verletzungen, die ich mir zugezogen hatte. Meine Jeans war an den Knien aufgerissen und die Haut darunter aufgeschürft, es blutete etwas. Außerdem taten mir die Arme und der Rücken etwas weh, des Weiteren war ich nun nicht mehr nur nass sondern auch verdreckt.
So blieb ich erstmal sitzen und beruhigte mich allmählich wieder von diesem Schreck. Nach ein paar Minuten fühlte ich mich in der Lage dazu aufzustehen und setzte das sogleich in die Tat um. Langsam zog ich mich an dem dünnen Baumstamm hoch und ignorierte das unangenehme Brennen, das von meinen Knien ausging.
Deutlich langsamer und ein wenig humpelnd wagte ich den Aufstieg erneut und erreichte entkräftet die Lichtung. Es regnete weiterhin ununterbrochen, aber ich war erleichtert endlich die Hütte zu sehen. Jetzt musste ich nur noch Lilli finden und alles würde gut werden. Also lief ich schnurstracks auf das Häuschen zu, das aber auf den ersten Blick hin verlassen schien. Doch ich wollte nicht eher gehen, bis ich mir sicher war das wirklich niemand hier war.
Immer näher kam ich der Hütte und entdeckte etwas, das mir zeigte das ich mit meiner Vermutung richtig lag. Denn auf der kleinen, überdachten Veranda lag ein Rucksack. So schnell wie es meine Beine zu ließen eilte ich dorthin und nahm die Tasche genauer unter die Lupe, es war definitiv Lillis Rucksack und suchend sah ich mich um.
"Lilli?", rief ich und erhoffte mir eine Antwort. Aber außer dem lauten Prasseln des Regens war nichts zu hören. "Lilli Gruber, bist du hier irgendwo?" Erneut lauschte ich, jedoch bekam ich auch diesmal keine Antwort. Ich versuchte mein Glück an der Tür der Hütte, um Lilli vielleicht dort drin vorzufinden, aber diese war nach wie vor verschlossen. "Verdammt!", fluchte ich und fragte mich wo sie nur sein konnte. Ich beschloss die Gegend abzusuchen, da ich ihr ja auf die Spur gekommen war.
"Lilli!", rief ich erneut. "Wenn du mich hören kannst antworte mir bitte!" Ich war nun einige Meter von der Hütte entfernt und blickte mich weiterhin um, ob ich das Mädchen nicht irgendwo entdecken konnte. "Lilli, wo bist du?"
Diesmal glaubte ich endlich eine Antwort erhalten zu haben, weshalb ich nochmal nach ihr rief. "Hilfe!", vernahm ich nun deutlich. "Ich bin hier!" Es hörte sich an, als ob sie in Gefahr war. "Wo ist hier?", fragte ich deshalb nach und versuchte zu deuten, aus welcher Richtung die Rufe gekommen waren. "Hier oben, hilf mir!" Ein Stück weit über der Hütte erblickte ich weit und breit nur einen Holzstand, dort musste sie sein.
Ich fackelte nicht lange und rannte den Hügel hinauf, schmerzende Knie hin oder her. "Ich bin gleich bei dir!", versuchte ich sie derweil zu beruhigen. Ob sie mich an der Stimme bereits erkannt hatte wusste ich nicht.
Je näher ich dem Holzstand kam, desto genauer konnte ich erkennen was geschehen sein musste. Der Stapel mit Holz war nicht mehr ordentlich aufeinander getürmt, sondern war in sich zusammen gefallen. Auf dem Boden konnte ich einen Körper ausmachen, die Beine unter ein paar Holzscheiten begraben. "Hilf mir!", kam es wieder weinerlich von Lilli, die sich nicht rührte.
"Ich bin schon da." Schnell ging ich neben ihr in die Hocke und stellte sicher, dass sie mich erstmal ansah. "Gem, ich wusste das du es bist!", schluchzte sie. "Es war eine blöde Idee einfach abzuhauen!", stellte ich sofort klar, war aber erleichtert sie endlich gefunden zu haben. "Ich weiß, aber ich hab es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten! Papa war so sauer.. und.. und ich will doch einfach nur das sie sich nicht mehr streiten!"
Das war nachvollziehbar. "Ich verstehe dich, glaub mir. Aber als erstes hol ich dich mal da raus!" Ich wusste nicht wie lange sie schon hier im Regen lag und auf Hilfe wartete, deshalb musste ich sie jetzt umso schneller befreien. Ein Holzstück nach dem anderen entfernte ich und warf sie einfach unkoordiniert in die Wiese.
Lilli hätte sich eigentlich ohne Probleme selbst befreien können, jedoch saß der Schreck vermutlich ziemlich tief und außerdem war sie vollkommen entkräftet. Kaum hatte ich den letzten Scheit herunter genommen, setzte Lilli sich auf und drückte sich weinend an mich. Immer noch waren wir dem Regen ausgeliefert und ich hoffte baldmöglichst auf Hilfe von der Bergrettung, die hoffentlich inzwischen wussten wo ich hingegangen war.
"Ich bin ja da, alles wird gut.", redete ich derweil Lilli beruhigend zu. "Hast du Schmerzen?", wollte ich wissen. "Nein.", antwortete sie weinend und deshalb war der Schreck also doch größer gewesen als die Sache selbst. Das Holz war wohl nicht fachgerecht gestapelt worden, ansonsten wäre so etwas nämlich nicht passiert. "Wir sollten runter zur Hütte. Kannst du aufstehen?", fragte ich Lilli schließlich. "Ich kann's versuchen."
Lilli und ich lösten uns voneinander und ich stand als erstes auf, was mir nicht gerade leicht viel. "Komm." Ich hielt ihr beide Arme hin und sie nahm meine Hände, woraufhin ich sie vom Boden hoch ziehen konnte. Sie zitterte am ganzen Körper, da sie nicht gerade wetterfest angezogen war. Die letzten Tage war es wärmer gewesen und mit diesem Wetterumschwung hatte man kaum rechnen können. "Warte, du bekommst meine Jacke. Vielleicht wird es dir so wenigstens ein bisschen wärmer." Ich machte meine Jacke auf und Lilli sah mich unsicher an. "Und du?" Inzwischen hatte ich sie ausgezogen und legte Lilli die rote Jacke über die Schultern. "Mach dir um mich keine Gedanken.", antwortete ich. Lilli schlupfte daraufhin in die Ärmel und schlang die Jacke eng um sich. Die war ihr logischerweise viel zu groß, aber es war besser als nichts.
"Gehen wir runter.", sagte ich und nahm sie an die Hand. Gemeinsam liefen wir den kleinen Hügel zur Hütte hinunter, immer bedacht darauf nicht auszurutschen und das dauerte seine Zeit. Endlich hatten wir dann die kleine Terrasse mit der schützenden Überdachung erreicht und erschöpft ließen wir uns auf der dort stehenden Bank nieder. Die Kälte war mir mittlerweile bis in die Knochen geschlichen und ich bibberte noch stärker als vorher. Lilli lehnte sich müde an mich und ich legte einen Arm um sie. "Was hast du da oben eigentlich gesucht?", erkundigte ich mich. "Ich wollte schauen ob ich da geeignetes Holz für ein Feuer finde. Mir ist so kalt!" Ich drückte sie enger an mich. "Die Bergrettung weiß wo sie uns finden wird, sie werden sicher bald kommen.", meinte ich zuversichtlich und versuchte selbst daran zu glauben. In diesem Moment donnerte es heftig und wir zuckten beide zusammen.
'Wenn wir nur in die Hütte rein kommen würden..', dachte ich und stand auf. "Wohin gehst du?", fragte Lilli. "Nirgendwo hin, ich will nur was schauen.", erwiderte ich ruhig und begutachtete die Holztür. Irgendwie musste man die doch auf bekommen, schließlich war sie alles andere als stabil und da die Hütte anscheinend sowieso keinem mehr gehörte würde es auch niemanden stören wenn wir uns Zutritt verschafften.
Ich rüttelte am Türknauf, in der Hoffnung die Tür würde mit so wenig Aufwand einfach auf gehen. Schließlich war sie schon alt und das Holz ein wenig morsch, jedoch klappte es nicht. "Willst du da rein?", fragte Lilli. "Da drin wären wir vor dem Gewitter geschützt und es gibt auch einen Kamin, das hab ich erkennen können als ich durchs Fenster gesehen hab. Wir könnten uns also etwas aufwärmen bis Hilfe kommt."
Ich begann nach einem Schlüssel zu suchen, jedoch hatte man keinen für den Notfall hinterlassen und so war ich gezwungen härtere Maßnahmen zu ergreifen. Ich trat somit einmal fest gegen die Tür und musste mich zusammenreißen, um nicht vor Schmerz auf zu schreien. Tapfer biss ich die Zähne zusammen und wagte noch einen Versuch.
"Gem, das bringt nichts.", meinte Lilli. "Ich hab's gleich.", entgegnete ich und war fest entschlossen dort hinein kommen zu wollen. "Du tust dir noch weh.", argumentierte die Kleine wieder dagegen. "Womöglich." Jedoch wollte ich keine Niederlage einstecken. Ich ging ein paar Schritte zurück, da ich mich daran erinnerte wie Stefan einmal betrunken die Tür des Arbeitszimmers aufgebrochen hatte. Damals hatte ich dort alles was Geld betroffen hatte vor ihm in Sicherheit gebracht, aber er hatte genau gewusst wo er suchen musste. Ich hatte ihn noch davon abhalten wollen, jedoch vergeblich und er war geradewegs mit der Schulter voraus gegen die Tür gerannt.
Das lernte man bei der Polizei zwangsläufig, nur hatte er sich bei dem Versuch die Schulter verletzt. Die Tür aber war danach offen gewesen und wir hatten sie reparieren lassen müssen. Wenn der das also betrunken hin bekam, würde ich das jetzt auch schaffen.
Ich konzentrierte mich vollkommen darauf und atmete nochmal tief durch, ehe ich Anlauf nahm, gegen die Tür knallte und in die Hütte stolperte. Abfangen konnte ich mich nicht mehr rechtzeitig, aber die Tür war tatsächlich offen. "Gemma, geht's dir gut?", fragte Lilli erschrocken. Ich setzte mich auf und verkniff mir das Lachen. "Herein spaziert, Lillimaus." Die wusste erst nicht was sie davon halten sollte und ich brach in Gelächter aus, sie stimmte sofort mit ein. Ich war von mir selbst überrascht, dass ich das geschafft hatte. Jedoch musste ich zugeben, dass mir zusätzlich nun auch noch die Schulter weh tat und ich deshalb versuchte sie beim Aufstehen nicht zu belasten.
Lilli guckte derweil herein und sah sich um. "Sieht doch eigentlich ganz gemütlich aus.", stellte ich zufrieden fest. "Komm rein." Nun betrat auch Lilli die Hütte und ich schloss die Tür hinter uns. Da sie aber durch das kaputte Schloss nicht mehr zu halten wollte, stellte ich als Notlösung einfach einen Stuhl davor der ganz in der Nähe stand. "Wie lange war hier niemand mehr, was meinst du?" Auf Lillis Frage hin schaute ich mich nochmals um und da es ziemlich staubig war vermutete ich das sich seit mindestens zehn Jahren niemand mehr um die kleine Hütte bemühte.
"Ich würde sagen es war lange keiner mehr hier, zehn Jahre bestimmt.", antwortete ich schließlich und wandte mich nun dem Kamin zu. Glücklicherweise lagen in einem Korb daneben noch ein paar trockene Holzscheite, mit denen sich in null Komma nichts ein schönes Feuer entfachen lassen würde. Vorausgesetzt man hatte ein Feuerzeug und genau nach einem solchen suchte ich nun. Fündig wurde ich auf dem kleinen Tisch, der am Fenster stand.
Zwar fand ich kein Feuerzeug, dafür aber Streichhölzer und die würden definitiv noch ausreichen. Gleich machte ich mich daran ein Feuer in Gang zu bringen und wenige Minuten später wurde der Raum in sanftes Licht getaucht.
"Setz dich vor den Kamin, da wird dir ganz schnell wieder wärmer. Die nassen Jacken am besten ausziehen, ich werde mal nachsehen ob ich hier ein paar Decken finde." Lilli nickte und kam meiner Aufforderung sofort nach. Vor dem Gewitter waren wir so erstmal in Sicherheit, auch wenn man den Wind immer noch pfeifen hörte. In einem der Schränke fand ich schließlich zwei Decken, die erstaunlicherweise noch gut zu gebrauchen waren und damit kehrte ich zu Lilli zurück.
Sie saß ganz nah vor dem Kamin und zitterte noch immer ein wenig, weshalb ich ihr zusätzlich noch eine Decke um legte. Ich hüllte mich ebenfalls in eine Decke und ließ mich neben sie nieder. Jetzt mussten wir nur noch warten bis Hilfe kam, was bestimmt nicht mehr so lange dauern konnte. Das erhoffte ich mir jedenfalls.
Eine Weile saßen wir schweigend beieinander. Lilli lehnte sich wie vorhin wieder an meine Schulter, nur diesmal tat es mir ziemlich weh und ich zog scharf die Luft ein. "Tut mir leid!", entschuldigte sie sich sofort schuldbewusst. "Nichts passiert.", beruhigte ich sie sogleich. "Aber vielleicht solltest du dich lieber woanders ankuscheln. Du bist müde, stimmt's?" Lilli nickte. "Dann leg dich ein bisschen hin, du kannst ja meine Beine als Kissen benutzen.", schlug ich vor, da nicht viele andere Optionen übrig blieben. Und Lilli gefiel diese Idee, da sie sich sofort hin legte.
"Ist dir schon wärmer?", wollte ich wissen. "Ja und dir?" Auch ich war inzwischen wieder etwas aufgewärmt. "Ich fand das vorhin ziemlich cool, wie du die Tür auf gemacht hast. Es sah total lustig aus wie da auf dem Boden gelegen hast.", meinte die Kleine und kicherte. "Schön, dass du dich so köstlich amüsierst." Auch ich musste wieder selbst über mich lachen. "Meinst du der Papa, der Martin und die Oma sind arg sauer auf mich?', fragte Lilli. "Nein, das glaube ich nicht. Sie werden froh sein dich wohlbehalten wieder zu haben."
Ich strich ihr durch die nassen Haare und entspannt schloss sie die Augen. Es dauerte nicht lange da zeigte mir ihre regelmäßige Atmung, dass sie eingeschlafen war. Da ich doch einmal schauen wollte ob ich nicht doch Empfang hatte, holte ich mein Handy hervor. Dieses hatte ich vorhin in die Hosentasche gesteckt, was eine dumme Idee gewesen war, denn mein Sturz hatte an dem ebenso Spuren hinterlassen wie an meinem Körper. Das Display war gesprungen und vor Wut hätte ich es zusätzlich gerne noch gegen die Wand schmeißen können, aber ich beherrschte mich. Das Handy war aus und jeglicher Versuch es anzuschalten schlug fehl. Ich steckte es einfach wieder weg, um mich nicht aufregen zu müssen und richtete mein Augenmerk wieder auf Lilli.
Von draußen hörte man immer noch das Gewitter und ich bildete mir ein, dass es stärker geworden war. Aber plötzlich mischte sich unter das Donnergrollen ein anderer Lärm, der näher zu kommen schien. Ich horchte genau und kam endlich darauf was es war, ein Helikopter. Und dieser landete direkt vor der Hütte, es war die Bergrettung. "Lilli, wach auf." Ich weckte das junge Mädchen und verschlafen sah sie mich an. "Draußen ist gerade ein Heli gelandet, jetzt kommen wir hier weg!"
Sofort setzte Lilli sich auf und ich stellte mich mühsam auf die Beine, als es schon an der Tür klopfte. "Gemma, Lilli? Seid ihr da drin?" Es war Martin, der nun bemerkt haben musste das die Tür trotz des Stuhls leicht zu öffnen war. Die Erleichterung war ihm anzusehen, als er uns erblickte. "Ich hab mir solche Sorgen gemacht!"
Mit diesen Worten kam er auf uns zu und wollte Lilli in die Arme schließen, die aber zurück wich. Martin ahnte anscheinend das sie erstmal nicht mit ihm reden wollte und wandte sich deshalb mir zu. "Du bist so verrückt!" Im Gegensatz zu Lilli ließ ich mich von ihm in den Arm nehmen. "Einfach alleine bei dem Wetter hier rauf wandern, ohne jegliche Hilfe. Das hättest du nicht tun dürfen, das war leichtsinnig! Aber mich zusammen falten, weil ich angeblich so mit meinem Leben spielen würde. Gott, wenn euch was passiert wäre!"
Martin kam gar nicht mehr aus dem Belehren heraus und ich ließ es einfach über mich ergehen, da ich einfach nur erleichtert war das sie endlich da waren. "Wie habt ihr die Tür aufgekriegt? Die war doch verschlossen.", wollte er wissen. "Ich hab sie eingerannt.", antwortete ich und Martin schmunzelte. "Wie gesagt, du bist verrückt!" Liebevoll küsste er meine Stirn und wollte mich nicht mehr loslassen. "Ihr habt aber ganz schön lange gebraucht.", sagte ich müde. "Wir mussten erst den Heli startklar machen lassen, mit dem Auto hätten wir noch länger gebraucht."
Nun kam Hans herein gestürmt. "Sind sie hier?" Aber seine Frage erübrigte sich automatisch. Abwertend blickte er Martin und mich an, da wir immer noch umschlungen da standen. "Lilli, ich bin fast durchgedreht vor lauter Angst!"
Doch auch von ihm wollte Lilli gerade nichts wissen. "Ich schlage vor wir fliegen euch jetzt erstmal in die Klinik." Ich nickte und Lilli nahm mich an der Hand, ihre Väter ließen wir einfach stehen da sie mich Richtung Tür dirigierte. Hans und Martin konnten das Feuer genauso gut löschen, wir wurden derweil schon in den Heli gesetzt.
Für mich war es der erste Helikopterflug nach einer sehr langen Zeit und für Lilli komplettes Neuland. Das erste mal war ich geflogen als ich damals auf dem Eis zusammengebrochen war und ich schleunigst ins Krankenhaus gemusst hatte. Diverse Flüge hatte ich dann noch begleitet, aber nicht als Patientin, sondern als Teil des Rettungsteams. Dennoch war ich etwas aufgeregt, da es ja gewitterte und es somit bestimmt ein recht holpriger Flug werden würde.
Lilli wich mir nicht mehr von der Seite und ignorierte die zwei Männer noch immer gekonnt. Sie saßen auf der einen und wir auf der anderen Seite, es herrschte Schweigen. Bis auf uns waren noch zwei Kollegen der Bergrettung anwesend, der Pilot und einer zur Unterstützung. Lilli und ich waren am Ende unserer Kräfte, deshalb konnte ich es kaum abwarten bis wir landeten und ich nach Hause konnte. Nur würde ich erstmal ein paar Untersuchungen über mich ergehen lassen müssen, die ich lieber umgehen würde. Doch es half ja nichts, es musste sein. Meine Schulter schmerzte bei jeder Bewegung und auch der Rest meines Körpers tat mir weh. Außerdem würde es mich nicht wundern sollte ich krank werden.
Nach ein paar Minuten Flug hörte es dann endlich auf zu regnen und der Himmel hellte sich wieder auf. So konnte man den Ausblick wenigstens etwas genießen, bis wir letztendlich die Klinik erreichten.-------------------------------------------------------------------
Mich würde sehr interessieren, ob hier überhaupt noch jemand mit liest und wenn ja, ob ihr Verbesserungsvorschläge oder ähnliches habt. Liebe Grüße :)