Kapitel 70

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Natürlich hatte man uns nach Hall gebracht und ein Ärzteteam stand schon bereit um uns in Empfang zu nehmen.
Hans begleitete die Ärzte, die Lilli untersuchen würden und Martin kam mit mir. Nur Alexander war noch übrig und mit ihm gingen wir hinein. Martin unterstützte mich etwas beim Laufen und wenige später betraten wir bereits einen der zahlreichen Behandlungsräume der Klinik.
"Was hast du wieder angestellt?", fragte Alexander, während Martin mir half auf die Liege zu kommen. "Ich war auf Expedition.", antwortete ich. "Auf Expedition in den Bergen bei schlechten Wetterverhältnissen und das ganz allein.", berichtigte Martin mich. "Um ganz genau zu sein hab ich nach Lilli gesucht und sie ja zum Glück gefunden."
Mehr wollte ich Kahnweiler nun auch nicht erzählen, jetzt gerade zumindest nicht. "Ihr solltet dringend eure Angelegenheiten klären.", merkte Alexander an und erntete dafür von Martin und mir böse Blicke. "Das ist nicht so leicht wie du denkst!", stellte Martin gleich klar und darauf sagte Alexander nichts mehr zu dem Thema.
"Ich sehe du hast offene Wunden an den Knien, die sollten wir zuerst behandeln. Dafür musst du deine Hose ausziehen." Das hatte ich nicht bedacht und auch Martin war davon nicht begeistert. "Darf Martin währenddessen hier drin bleiben oder soll er draußen warten?", erkundigte sich Kahnweiler und bemerkte unsere Reaktionen erstmal nicht.
Aber Martin wusste wie er das ändern konnte. "Wenn hier einer draußen wartet, dann bist das du.", beantwortete er die Frage seines Freundes. "Wie jetzt?" Ich musste mir das Lachen verkneifen, da Alexanders Blick mich beinahe dazu brachte in Gelächter auszubrechen. Aber es war wohl etwas unangebracht. Ich merkte jedoch wie gut Martin mich mittlerweile kannte, da ich es auch nicht gewollt hätte mich vor Alexander von meiner Hose zu erledigen. Aber Martin hatte selbst auch Gründe weshalb er das nicht zulassen wollte.
"Ich übernehme das selbst und du kannst wieder deinen anderen Tätigkeiten nachgehen. Machen wir uns nichts vor, Alexander. Ich kenne dich mittlerweile ziemlich gut und du machst wirklich kein Geheimnis draus das du am liebsten jede Frau mit nach Hause nehmen würdest. Mit Gemma war es damals genau das gleiche und da lasse ich sie wohl kaum mit dir allein, jedenfalls wenn sie sich für die Untersuchung ausziehen muss."
Alexander sah Martin irritiert an. "Aber ich bin Arzt!", rechtfertigte er sich. "Bin ich auch.", antwortete Martin unbeeindruckt. "Schon, aber du arbeitest offiziell nicht hier.", erwiderte nun wieder Alexander. "Das bekommt kein Mensch mit, also bis später."
Alexander blickte nun mich an, aber natürlich hielt ich zu Martin. "Guck nicht so, ich lasse vor dir bestimmt nicht die Hose runter. Jedenfalls nicht wenn ich vollkommen bei Verstand bin, aber du könntest nach Lilli schauen gehen." Nun merkte er das jegliche Diskussion zwecklos war und Alexander verließ den Raum.
Wir warteten kurz bis er uns bestimmt nicht mehr hören konnte und begannen zu lachen. "Waren wir nicht etwas zu gemein?" Martin schüttelte den Kopf. "Der kommt damit schon klar, keine Panik. Aber für mich ziehst du die schon aus, oder?" Er grinste. "Hab wohl keine andere Wahl.", entgegnete ich. Während Martin alles Nötige zusammen suchte, zog ich die zerrissene Jeans aus und legte mich auf die Liege. "Dann schauen wir uns das mal an.", sagte Martin und setzte sich auf einen Hocker. "Legen sie los, Herr Doktor."
Martin zog sich Handschuhe über und begutachtete die Wunden, die größer waren als vermutet. Er reinigte und desinfizierte sie, dann machte er sich ans Verbinden. Bei der kleineren Schürfwunde an meinem rechten Knie reichte ein großes Pflaster aus, bei der auf der linken Seite jedoch brachte er einen Verband an.
"So, das hätten wir." Martin sammelte den Verpackungsmüll zusammen und warf diesen in den Abfalleimer, ich zog meine Jeans in der Zwischenzeit wieder an. Es schmerzte stark, aber ohne Hose konnte ich wohl kaum durch das Krankenhaus rennen. "Hast du sonst noch irgendwelche Verletzungen, die ich behandeln darf?" Er drückte sich extra so gewählt aus, da er bestimmt schon ahnte das da noch mehr sein musste.
"Meine Schulter vielleicht.", gab ich dann zu. "Mir ist schon aufgefallen das du die rechte Seite absichtlich nicht belastest und in Schonhaltung übergegangen bist. Mit der bist du vermutlich gegen die Tür gerannt, nehme ich an." Und ich bejahte das. Ich zog meine Sweatshirtjacke aus, damit Martin sich auch diese Verletzung anschauen konnte. Im T-Shirt war es zugegebenermaßen etwas kalt, aber noch auszuhalten. Auf der Schulter hatten sich mittlerweile schon Blutergüsse gebildet und als Martin sie vorsichtig abtastete, hätte ich ihm eine verpassen können.
"Aua!", jappste ich, als ich einen stechenden Schmerz verspürte. "Ist anscheinend nur eine Prellung, aber wir lassen das vorsichtshalber mal röntgen.", stellte er dann seine Diagnose und ich stimmte einfach zu. "Heute kein Protest? Wundert mich.", meinte Martin belustigt. "Es würde doch sowieso nichts bringen, also versuche ich es erst gar nicht.", erklärte ich ihm. Zum diskutieren war ich definitiv zu müde und zu erledigt.
Eine Stunde später hatte man das Röntgenbild erstellt und es war wirklich nur eine leichte Prellung. Ich musste die Schulter zwar zwei bis drei Wochen schonen, aber danach sollte alles wieder reibungslos funktionieren.
Martin und ich waren nun auf dem Weg zu Lilli, die man untersucht und anschließend in ein Zimmer gebracht hatte. Sie würde zur Beobachtung bleiben müssen, ich durfte aber wenigstens nach Hause. Bevor wir uns aber ein Taxi riefen, wollten wir unbedingt noch in Erfahrung bringen wie es Lilli ging und der Aufzug hielt nun auf der jeweiligen Station an. Wir liefen die Gänge entlang und sahen Hans bereits von Weiten vor der Zimmertür stehen. Ungeduldig lief er auf und ab und als er uns sah, verdrehte er genervt die Augen.
"Ihr könnt gleich wieder gehen, nicht mal mich lässt sie rein!", offenbarte er uns sofort. "Woher willst du wissen, ob das auf uns auch zu trifft? Das kannst du nicht!", giftete ich ihn ebenso unfreundlich an. "Mama ist gerade bei ihr, das wird reichen."
Genau in dem Moment kam Lisbeth heraus. "Genau nach dir sollte ich suchen.", meinte sie und umarmte mich erstmal. Ich befürchtete das Hans auch dagegen etwas sagte, aber er hielt den Mund. "Geht's dir gut, bist du verletzt? Die Lilli hat gemeint du hast eine Tür eingerannt!" Das erzählte sie wohl jedem. "Ja, hab ich auch. Aber außer ein paar Schrammen und einer Schulterprellung ist mir nichts passiert. Wie sieht's bei Lilli aus?", fragte ich. "Ihr geht es zwar den Umständen entsprechend gut, aber die Ärzte wollen sie trotzdem mal zur Sicherheit die Nacht über hier behalten und dann sieht man weiter. Sie hat nach dir gefragt und will dich sehen, ihre Väter allerdings nicht.", erklärte Lisbeth mir.
"Das is doch nicht ihr Ernst!", wandte Hans sauer ein. "Doch, ansonsten würde sie sich nicht so dagegen sträuben das ihr sie besucht. Geh du ruhig rein, ich hole mir einen Kaffee.", meinte Lisbeth. Etwas überrascht war ich von Lillis Einstellung schon, aber sie war in einem Alter in dem sie ihre Gründe erklären konnte. Schließlich war es schon etwas komisch, dass sie mich sehen wollte, aber Hans und Martin nicht. Auf diese Erklärung war ich nun gespannt, deshalb ging ich gleich zu ihr ins Zimmer.
Sie blickte gleich auf, als sie mich kommen hörte und lächelte. Zu meiner Verblüffung war sie nicht allein, sondern Kira lag ruhig schlafend in ihren Armen. "Da hat Oma dich aber schnell gefunden. Sie hat mir erlaubt die Kleine mal zu halten, bis sie wieder kommt, sie schläft ja." Ich lächelte ebenfalls und setzte mich auf den Stuhl, den man schon neben dem Bett platziert hatte. "Kira schläft allgemein viel, manchmal muss ich sie sogar zum Trinken wecken." Darüber musste Lilli lachen. "Sie ist so süß." Und das konnte ich nur bestätigen.
"Wie fühlst du dich?", wollte ich dann von ihr wissen. "Ganz gut eigentlich.", war die Antwort. "Eigentlich?" Ich war hellhörig geworden. "Ich weiß einfach nicht wie ich mich gegenüber Papa oder dem Martin verhalten soll, weißt du? Ich hab sie ja beide lieb und dich auch, aber sie streiten ja nur wenn sie zusammen sind! Und das nur weil der Papa eifersüchtig ist, dabei passt er doch gar nicht zu dir!", platzte es aus ihr heraus und solche Worte hätte ich von jemandem in ihrem Alter nicht erwartet. "Sie sollen einfach aufhören zu streiten und es soll wieder so sein wie vorher, mehr will ich gar nicht! Deshalb will ich sie auch nicht sehen, weil sie sowieso wieder miteinander diskutieren würden wer der bessere Papa für mich ist. Dabei brauche ich doch beide!" Alles was sie sagte konnte ich nachvollziehen. "Sie haben mir mal versprochen sie wären Beide für mich da nach Mamas Tod, nur.. nur kriegen die sich ständig in die Haare und das nervt!", machte Lilli ihren Standpunkt klar.
Da Kira aufwachte und unruhig wurde, nahm ich sie zu mir.  Mit meiner lädierten Schulter war das gar nicht so einfach, aber ich schaffte es sie so zu halten das es mir nicht weh tat. "Das solltest du ihnen sagen.", meinte ich ruhig. "Damit sie merken was sie dir damit antun. Ich glaube momentan denken die Zwei nur darüber nach was für sie das Schlimmste an der Sache ist, aber lassen deine Bedürfnisse ein wenig außen vor. Ich weiß das ich an der ganzen Situation nicht ganz unschuldig bin und es tut mir weg deine Familie so zerstritten zu sehen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass sie einmal von dir hören wie blödsinnig dieser Streit eigentlich ist."
Lilli war zunächst skeptisch. "Meinst du echt ich kann das machen?", fragte sie mich unsicher. "Wir sind alle unglücklich so wie es momentan ist. Deine Väter hören weder auf deine Oma, noch auf mich.. bei dir ist das sicher anders, du bist das was ihnen am meisten bedeutet." Ich wollte sie keinesfalls zu etwas drängen, aber so wie es zurzeit zu ging war es für alle von uns auf Dauer untragbar. Das Hauptproblem war Hans, der auf stur schaltete und vielleicht konnte ihm Lilli die Augen öffnen. Immerhin war sie von zu Hause abgehauen und hatte sich in Lebensgefahr gebracht, er musste nun einfach Einsicht zeigen. "Bleibst du aber trotzdem dabei?" Ich nickte. "Ich werde nirgendwo hingehen, bis alles geklärt ist.", versprach ich ihr. "Und die Oma kommt auch mit rein?" Das würde Lisbeth sicherlich machen, weshalb ich ihr auch hier das Versprechen geben konnte. "Dann kannst du sie rein lassen."
Ich stand auf und ging gleich hinaus, um Hans und Martin zu holen. Auch Lisbeth war derweil wieder da und alle schauten sie mich erwartungsvoll an. "Lilli möchte doch mit euch reden.", begann ich. "Aber wenn ihr da jetzt rein geht, wird nicht geschrien. Sie hat genug mitmachen müssen und derjenige, der es auch nur wagt die Stimmen zu erheben, der wird von mir höchst persönlich aus dem Zimmer geworfen. Hochkant! Habt ihr das verstanden?"
Martin nickte und Lisbeth ebenso, obwohl es sie eigentlich nicht betraf. Aber ich musste wohl so ernst klingen, dass selbst sie auf mich hörte. Aber Hans zeigte zunächst keinerlei Reaktion. "Hast du das auch verstanden, Hans?", fragte ich ihn nun direkt und er musterte mich mit einem abwertenden, aber auch nervösen Blick. "Ob du das verstanden hast, frage ich dich!", versuchte ich es nun energischer. "Solange ihr mir keinen Grund zum laut werden gebt, werde ich versuchen mich daran zu halten.", sagte er widerwillig. "Das will ich auch hoffen!"
Dann ließ ich sie einen nach dem anderen das Zimmer betreten und setzte mich wieder auf dem Stuhl. Lisbeth nahm auf der anderen Seite auf der Bettkante Platz, Hans und Martin mussten stehen bleiben. Sie waren angespannt, da sie nicht wussten was sie erwartete. "So, da sind die Zwei. Jetzt kannst du ihnen alles sagen was du willst.", meinte ich zu Lilli. "Wirklich  alles?" Noch wirkte sie unsicher. "Wirklich alles. Und sie werden dir zuhören, dir keinerlei Vorwürfe oder sonst etwas machen was mich dazu bringen könnte die Italienerin in mir raus zu lassen."
Den Männern war der Schreck anzusehen, sie wussten genau was ich damit meinte und auch Lisbeth grinste. "Was heißt das?" Lilli war die einzige die die Andeutung nicht so ganz verstand. "Das wirst du dann schon sehen.", antwortete ich und zwinkerte ihr zu. Das brachte sie zum lächeln und es war wohl gleichzeitig auch eine Ermutigung, denn nun schaute sie ihre Väter an. Erst musterte sie sie nur, die Beiden wurden zusehends unruhiger und dann ergriff Lilli ohne Vorwarnung das Wort.
"Ihr Zwei regt's mich so auf!" Martin und Hans erschreckten sich etwas vor Lillis ungewohnt wütenden Tonfall. "Habt's ihr eigentlich nix besseres mehr zu tun als zu streiten? Ihr solltet euch schämen so miteinander umzugehen!" Und das aus einem Mund einer Dreizehnjährigen, selbst mich machte das erstmal sprachlos.
"Damals bei der Mama war's das gleiche und eigentlich hättet ihr draus lernen können! Aber ne, ihr haut's euch wieder wegen einer Frau fast die Köpfe ein. Dabei ist Gemma so lieb und ich hab keine Ahnung, was du Papa, gegen sie hast!" Ich bewunderte Lilli insgeheim gerade wirklich sehr. "Darum geht's doch jetzt a gar.." Hans verstummte, als er meinen warnenden Blick bemerkte. Er sollte sich anhören was Lilli zu sagen hatte und zwar alles.
"Du brauchst doch net immer auf den Martin neidisch zu sein. Gemma und er passen eben besser zusammen, find ich. Und er hat sie zuerst gesehen, da kannst du auch nichts machen." Fast dasselbe hatte Martin mir gesagt, kurz nachdem es mit uns raus gekommen war und ich musste zwangsläufig grinsen. Lisbeth und ich mussten uns auch gar nicht einmischen, da Lilli gerade sehr gut alleine zurecht kam. "Aber da hättest du noch nicht einfach abhauen brauchen, wir hätten doch über alles reden können.", meinte Hans daraufhin. "Wie denn, wenn du ständig sauer wirst sobald man die zwei erwähnt?" Lilli war eindeutig sehr schlagfertig.
"Das.. also, ich..", stammelte Hans und hielt dann einfach wieder den Mund. "War ja klar, dass du darauf keine Antwort hast.", merkte Lilli an. "Weißt du überhaupt noch selbst, warum du so wütend bist?", fragte sie Hans dann, der erst überlegen musste. "Das heißt wohl nein.", murmelte Martin und auch er erntete dafür einen viel sagenden Blick von mir. "Ihr müsst euch doch nicht streiten!", stellte Lilli erneut klar. "Ich bin abgehauen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Das Wochenende bei  Martin und Gem war so schön, weißt du? Aber du warst wieder so wütend, das hab ich nicht mehr ausgehalten!" Hans hörte Lilli angespannt zu. "Ich wollte einfach, dass du merkst, was du tust. Das du uns alle verletzt. Dabei sind wir doch eine Familie und ich brauch euch beide als meine Väter!" Lilli musste gerade wohl an ihre Mama denken, weshalb sie nun mit den Tränen kämpfte. Lisbeth reagierte sofort und nahm ihre weinende Enkelin in den Arm.
"Siehst du, was du der Kleinen damit antust?", fragte ich Hans, der schwer schlucken musste. "Wir sind alle nicht unschuldig an dieser Misere, das ist mir klar. Aber wir haben versucht mit dir zu reden, das aus der Welt zu schaffen.. aber du hast uns keine Chance dazu gegeben." Das schien Hans sehr zu treffen, Lilli so zu sehen und meine Worte trugen das übrige bei. "Das du verletzt bist, das kann ich dir nicht verdenken. Nur habe ich dir irgendwann in irgendeiner Weise Hoffnungen gemacht, dass aus uns mehr werden könnte? Ich war mit dir essen, ja. Und ich war froh als endlich Frieden zwischen uns geherrscht hat. Wir könnten Freunde sein, mehr aber auch nicht. Ich liebe Martin und wir sind glücklich miteinander, aber ihr fehlt uns trotzdem."
Lilli hatte sich inzwischen wieder etwas beruhigt und wandte sich nun wieder an ihre Väter. "Könnt ihr euch bitte einfach wieder vertragen? Das Gestreite bringt doch überhaupt nichts.", bat sie die zwei Männer, die zwischen uns hin und her blickten. "Es liegt jetzt an euch.", fügte ich noch hinzu und hoffte wirklich auf eine Versöhnung. Es wurde Zeit das dieser Streit beigelegt wurde, er machte uns alle nur unglücklich und das musste einfach nicht sein.
Ein paar Minuten lang war es still im Zimmer und ich rechnete schon damit, dass meine Hoffnungen zunichte gemacht wurden. Lilli wirkte nervös, weshalb ich mit meiner freien Hand nach ihrer griff und ihr aufmunternd zu lächelte. Aber auch Lisbeth und ich waren aufgewühlt, irgendetwas musste jetzt passieren.
"Sie haben recht.", sagte Martin schließlich und ich konnte gerade noch einen erleichterten Seufzer unterdrücken. Wenigstens einer der Einsicht zeigte, jetzt musste Hans nur noch genauso reagieren. Er blickte seinen Bruder einfach nur an, schaute dann kurz zu und und wandte sich wieder Martin zu. "Vielleicht habe ich wirklich über reagiert." Lisbeth musste das gleiche denken wie ich, denn sofort sah sie hinüber zu mir und machte große Augen. Damit hatte wohl keiner von uns gerechnet, dass er es nun so schnell ein sah. "Ich bin eifersüchtig oder besser gesagt bin ich es gewesen. Aber wenn ich ehrlich bin weiß ich gar nicht mehr warum und nachdem Lilli jetzt auch noch abgehauen ist, nur weil ich mich so aufgeführt habe.. Ich fand Gemma eben nett und hab mir eingebildet, dass sie auch so empfindet. Und das sie wegen mit damals fast die Kleine verloren hätte, hat anscheinend viel dazu beigetragen. Dann kommst du und wie jede Frau verknallt sie sich in dich, da komme ich mir verdammt bescheuert vor!", gab Hans zu.
"Du übertreibst gerade auch wieder, nicht bei jeder ist es so. Nur bei Gem.." Martin sah zu mir und schaute ganz verliebt, was ich augenblicklich erwiderte. "Uns verbindet einfach etwas, das wir uns selbst nicht erklären können und wir sind glücklich miteinander. Und so leid es mir tut, Hans.. du wirst damit klarkommen müssen oder du reißt unsere Familie auseinander."
Die zwei Brüder standen einander gegenüber und Hans überlegte. Dann hob er schnell seine Hand und ich war schon bereit auf zu springen, da ich dachte er würde Martin erneut verletzten wollen. Aber er hatte sie ihm letztendlich nur für einen versöhnenden entgegen gestreckt. Zuerst zögerte Martin noch, nahm diese Geste aber dann an. Vermutlich würde es noch etwas dauern bis sich die Lage komplett beruhigt hatte, aber ein Anfang war gemacht.

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Vielen Dank für die Reviews zum letzten Kapitel! Ich habe mich sehr über eure lieben Worte gefreut und ich bin ein bisschen erleichtert, dass es doch Menschen gibt, die meine Geschichte hier lesen und mögen. Das motiviert!:)

Liebe Grüße Feline

Die BergdoktorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt