Kapitel 73

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Ein paar Tage später ging es mir wieder soweit gut, sodass ich arbeiten konnte.

Seit zwei Stunden waren Martin und ich bereits in der Praxis. Heute würde er die Patienten dort versorgen und ich würde die Hausbesuche erledigen. "Und du traust dir das wirklich schon zu?", fragte Martin skeptisch. "Wie oft noch? Ich fühle mich dazu bereit, deshalb würde ich es gerne probieren. So kannst du mal wieder ordentlich praktizieren und ich komme mal ein bisschen rum, ich muss die Gegend kennenlernen."

Er verdrehte die Augen. "Jetzt vertrau mir doch mal.", meinte ich etwas sauer. "Ich vertraue dir, Schatz. Aber du bist noch nicht ganz fit und da hätte ich dich lieber hier unter Aufsicht von Roman, anstatt das du allein in der Prärie herum fährst und dich hundertprozentig noch verirrst."

Roman musste ihm erzählt haben, dass ich mich anfangs verfahren hatte und er erinnerte sich daran obwohl es schon Monate zurück lag. "Ich hab im Notfall ein Navi.", beruhigte ich ihn. "In Ordnung, wenn du das unbedingt möchtest werde ich dich nicht daran hindern. Aber du rufst sofort an, wenn etwas sein sollte."

Das musste ich ihn versprechen, erst dann ging er zu seinem Patienten in den Behandlungsraum. "Kira bleibt hier?", wollte Roman wissen. "Ist besser so, ja." Ich schaute mir dann die Akten der Patienten an, die ich später besuchen würde und nahm kurzerhand Fräulein Schneiders Schreibtisch in Beschlag. Aber das störte sie nicht, da sie mit einem jungen Mann im Wartebereich flirtete. Der hatte vorhin den Patienten her gebracht, den Martin gerade versorgte.

Ich schüttelte bei dem Anblick nur den Kopf und ich nächsten Moment musste ich ans Telefon gehen. Die Frau die anrief berichtete mir, dass ihr Mann gestürzt sei und nun über Schmerzen im Bein klagte. Ein Notfall also, zu dem ich fahren würde. Aber nicht ohne Martin Bescheid gegeben zu haben und deshalb klopfte ich gleich an der Tür zum Nebenzimmer.

"Martin, es hat gerade jemand angerufen und da fahre ich jetzt hin. Wir sehen uns später." Ich gab ihm einen Kuss. "Wo geht's hin?", fragte er noch. "Zu irgendeinem Hof, Distelmeier oder so ähnlich." Da ich einfach hinaus ging, bemerkte ich seinen erschrockenen Blick nicht mehr.

Umso mehr überrumpelte es mich, als ich bereits im Auto saß und er einfach einstieg. Er hatte sich schnell eine Jacke über gezogen und seine Tasche stellte er im Fußraum vor sich ab. "Was ist denn los?", fragte ich ihn. "Nichts, fahr ruhig los.", wollte er ablenken. "Gleich, aber erst möchte ich wissen warum du mir jetzt hinterher bist. Ich kann das alleine, wirklich."

Nur das sah er offenbar anders. "Nein, kannst du nicht. Zumindest nicht bei dem, du bist noch nicht soweit." Das verärgerte mich nun. "Ich bin noch nicht soweit? Das denkst du.. Das ich noch nicht soweit bin?", wollte ich wissen. "Genau das denke ich, Gem. Du bist eine gute Ärztin, aber für Soloausflüge dieser Art bist du noch zu unerfahren.", wollte er mir weiß machen. "Ich werde doch wohl selbst wissen, was ich mir zutrauen kann und was nicht! Ich war oft genug bei dir dabei, ich habe gelernt wie es läuft. Ich.." Martin fiel mir einfach ins Wort. "Schluss jetzt! Du fährst nicht alleine zu diesem Hof, ich komme mit und fertig!" Er vergriff sich nun ordentlich im Ton. "Aber..", versuchte ich erneut dagegen zu gehen. "Gemma, akzeptier es jetzt einfach und fahr los!" Seinen plötzlichen Sinneswandel konnte ich mir nicht erklären und er hatte es geschafft, mich wütend zu machen.

"Weißt du was? Wenn ich angeblich nicht dafür geeignet bin, dann brauche ich auch nicht mitkommen!" Vielleicht würde ihn das wieder zur Vernunft bringen. "Das wäre sogar am besten, wenn du nicht mitkommen würdest." Das hatte er wohl erreichen wollen. "Dann mach's doch alleine, du elendiger Sturkopf! Ich hab keine Ahnung was dir jetzt über die Leber gelaufen ist, aber.. Ach, vergiss es!" Daraufhin stieg ich wütend wie ich war aus und hatte den Schlüssel extra abgezogen, damit er gezwungen war mit seinem Wagen zu fahren. Er machte sich nicht einmal die Mühe mir hinterher zu gehen, denn ich hörte wie er hinüber zu seinem Auto stapfte und los fuhr. Er fühlte sich also tatsächlich noch im Recht, ich konnte es nicht fassen.

Die BergdoktorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt