Kapitel 124

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"Die Ergebnisse?", fragte ich und sah Martin skeptisch an. "Um das raus zu finden musst du den Brief auf machen. Ich hab ihn nicht gelesen, sondern ihn nur mit her genommen.", antwortete Martin und ich blickte wieder auf den Brief in meiner Hand. "Was anderes kann es nicht sein.", meinte ich. "Entweder bin ich zugelassen oder nicht. Zweiteres wäre realistischer."

Ich glaubte einfach nicht daran, zu den besten 15 zu gehören. "Wie gesagt musst du den Brief öffnen, wenn du es wissen möchtest. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du bald als Chirurgin in Ausbildung durch das Krankenhaus in Hall spazieren wirst.", erklärte Martin. "Und wenn nicht?", fragte ich. "Wenn sie mich nicht aufnehmen und ich die Weiterbildung vergessen kann, was passiert dann?", wollte ich wissen. "Wärt ihr alle dann immer noch so stolz auf mich?"

Martin seufzte und nahm meine Hand. "Ich bin so oder so stolz auf dich. Du musst mir nichts beweisen und auch keinem anderen. Du solltest diese Weiterbildung aus freien Stücken machen wollen. Wenn du genommen worden bist, dann ist das toll und wenn nicht dann ist es kein Weltuntergang. Solltest du nicht genommen worden sein, dann kannst du es nächstes Jahr nochmal probieren oder du machst die Weiterbildung ganz normal über sechs Jahre. Aber du musst definitiv keinem irgendwas beweisen."

Ich erinnerte mich, dass wir so ein ähnliches Gespräch bereits mehrfach vor den Prüfungen geführt hatten. "Wie wollen wir das denn machen?", wollte ich wissen. "Sechs Jahre.. Martin, das kann ich dir doch nicht zumuten.", stellte ich klar, doch mein Lebensgefährte lachte. "Zumuten? Gem, ich wüsste nicht was daran eine Zumutung sein sollte. Ob drei oder sechs Jahre das ist mir doch egal. Ich bin davon überzeugt, dass du eine gute Chirurgin abgeben wirst und das wird so bleiben.", erklärte Martin mir. "Ich bin dann wieder Assistenzärztin und solltest wissen was das heißt.", erwiderte ich. "Private Dinge müssten erstmal warten, das meine ich mit Zumutung. Da ist zwischen drei und sechs Jahren ein gewaltiger Unterschied."

Martin grinste und schüttelte leicht den Kopf. "Du redest mal wieder zu viel. Mach jetzt erstmal den Umschlag auf, dann sehen wir weiter."Ich zögerte noch immer. "Gem, du musst ihn so oder so irgendwann öffnen.", meinte Martin. "Ich weiß.", erwiderte ich. "Es ist nur so, dass ich solche Briefe nie gern aufmache. Entweder befinden sich darin gute Nachrichten oder ein kleiner Weltuntergang." Martin lachte. "Ach Gem, genau für solche Sprüche liebe ich dich!", sagte er belustigt. "Nur dafür?", fragte ich. "Nein, aber die Liste ist zu lang um sie aufzuzählen und ich würde jetzt wirklich gern wissen was da drin steht. Ich bin mindestens so aufgeregt wie du.", stellte Martin klar.

"Dann mach du ihn auf.", bat ich ihn. "Gem..", setzte Martin an, aber ich unterbrach ihn. "Ich bitte dich, mach ihn auf. Ich kriege das gerade nicht hin." Martin seufzte, grinste dann aber. "Gut, überredet. Gib her das Ding." Ich gab ihm den Brief und er sah ihn ebenfalls nochmal an. "Egal was da drin steht, ich liebe dich trotzdem.", stellte er klar und ich wusste das er damit auf die Probleme mit meinem Vater abspielte. Dieser hatte mich ja zum Teufel gejagt, nachdem ich mich gehen die Chirurgie entschieden hatte.

"Das hoffe ich.", antwortete ich und spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Martin nahm meine Hand und drückte sie leicht. "Ich verspreche es dir hoch und heilig, dass dieses Ergebnis keinen Einfluss auf unsere Beziehung haben wird." Martin musste gemerkt haben, dass ich mir darüber wirklich sogen machte. "Okay, dann mach ihn auf.", antwortete ich. "Sicher, dass du es nicht doch selber machen willst?" Ich nickte und Martin ließ mich wieder los. Anschließend begann er den Brief auf der oberen Seite auf zu machen und entnahm dann das darin befindliche Dokument. Er faltete es auseinander und begann zu lesen. Ich konnte nicht einschätzen was er erfuhr, sein Gesichtsausdruck war vollkommen neutral.

Als er fertig war, faltete er das Papier wieder zusammen und legte den Brief beiseite. "Komm mal her.", sagte er zu mir und es klang wirklich sehr ernst. Martin nahm mich in den Arm und ich befürchte deshalb, dass ich es nicht geschafft hatte. "Ich bin nicht aufgenommen, stimmt's?", fragte ich nach, da es wirklich so rüber kam als würde Martin mir genau das gleich mitteilen.

Die BergdoktorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt