Kapitel 48

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"Vermutlich sind sie alle nur neugierig wegen dem Baby.", meinte Martin belustigt, als wir beim Gruberhof angekommen und ausgestiegen waren. "Das denke ich auch.", antwortete ich und wir lachten. Ich holte noch den Maxi-Cosi mit Kira aus dem Auto, die sich neugierig umsah. "Soll ich sie tragen?", fragte Martin hilfsbereit. "Nein, das schaffe ich schon. Aber du solltest vielleicht voran gehen und Bescheid geben, dass wir da sind.", meinte ich und er ging voraus.
Drinnen hörte man schon die aufgeregten Stimmen und ein verführerischer Geruch von Essen lag in der Luft. Das Lisbeth eine hervorragende Köchin war, hatte sie mir schon öfter bewiesen und sie würde mir irgendwann das ein oder andere Rezept verraten. Kochen konnte ich natürlich auch, meine Mutter und meine Oma hatten mir einiges beigebracht, aber trotzdem freute ich mich darauf von Lisbeth lernen zu dürfen.
"Ich bin so gespannt, wie das Baby aussieht!", sagte gerade Lilli, die wir bis in den Gang hören konnten und Martin und ich grinsten uns an. "Ich auch, aber wir müssen es langsam angehen lassen. Gemma und die Kleine sind bestimmt noch ganz schön müde, da sollten wir sie keinem Stress aussetzen.", meinte nun Lisbeth und Martin machte die Haustür zu, wahrscheinlich absichtlich etwas lauter.
"Das war doch die Haustür!", rief Lilli aufgeregt und Martin betrat als erstes die Küche. "Hier wären wir. Aber Oma hat es gerade gesagt, mach nicht zu stürmisch.", mahnte Martin ebenfalls nochmal und auch Hans stimmte zu.
"Kannst rein kommen.", meinte Martin und ich lugte zunächst erstmal in den Raum hinein. Lisbeth, Hans und Lilli saßen am bereits gedeckten Tisch und Martin stand noch neben der Tür. "Gem!", rief Lilli freudig und sprang von ihrem Stuhl auf, um mich gleich zu umarmen. Ich schaffte es gerade noch so, Martin die Babytrage zu übergeben. Dadurch das sie mir entgegen gerannt war und ich sie sozusagen abfangen musste, schmerzte es ein wenig.
"Lilli, was haben wir gerade gesagt?" Hans sah sie streng an und verunsichert ließ sie mich erstmal wieder los. "Das halte ich schon aus, keine Panik. Komm her, Süße." Das ließ sich Lilli nicht zweimal sagen und umarmte mich sofort wieder.
"Das Baby ist doch draußen, oder?", fragte sie mich plötzlich. "Ja, warum?", wollte ich wissen. "Weil dein Bauch immer noch so dick ist!", antwortete Lilli vorwurfsvoll. "Also.. Lilli Gruber, das ist absolut nicht nett!", tadelte Lisbeth sofort. "Aber es stimmt doch.", verteidigte sich ihre Enkelin. "Trotzdem kannst du das nicht einfach sagen, das ist unhöflich!", mischte sich nun Hans ein.
"Wo sie Recht hat, hat sie Recht.", meinte ich nun, da ich es ziemlich amüsant fand. "Aber das Bäuchlein verschwindet irgendwann wieder komplett, du wirst sehen. Mit ein bisschen Rückbildungsgymnastik und Geduld klappt das schon.", erklärte ich ihr. "Wobei du jetzt noch ein bisschen mehr zum kuscheln hast. Schon mal daran gedacht, Lilli?", wandte Martin nun grinsend ein. "Stimmt.", stellte die Kleine nun fest und schmiegte sich wieder an mich.
Dann begann Kira plötzlich zu quengeln und zog natürlich die ganze Aufmerksamkeit auf sich. "Da möchte sich jemand wohl endlich vorstellen.", sagte Martin und stellte den Maxi-Cosi auf den Boden. Ich widmete mich gleich meiner Tochter und nahm sie auf den Arm.
"Darf ich mal schauen?", fragte Lilli erwartungsvoll, nachdem ich mich mit Kira auf einen der Stühle gesetzt hatte. "Klar darfst du.", antwortete ich und Lilli kam näher, damit sie Kira besser sehen konnte. "Oh, ist die süß und noch so klein!", war ihre erste Reaktion. "In der Tat, das ist sie.", meinte nun auch Lisbeth, die neben mir saß und meiner Kleinen ganz behutsam über die Wange streichelte. "Wie heißt sie denn?", fragte sie nun. "Kira-Romy.", erwiderte ich und Lisbeth lächelte. "Ein wunderschöner Name, den du dir ausgesucht hast."
Lisbeth stand nun auf, um nach dem Essen zu sehen und Martin setzte sich nun auch an den Tisch. Wenig später konnten wir bereits essen und unterhielten uns ausgelassen dabei. "Wie wollen wir das eigentlich mit dem Vertrag machen, Gem?", fragte Martin mich auf einmal. "Du hast gemeint, dass du dich um einen Termin beim Notar kümmern möchtest. Vielleicht schaffen wir es noch vor Weihnachten, das alles zu regeln."
Als ich ausgesprochen hatte bemerkte ich die überraschten Blicke aller übrigen Anwesenden. "Was für ein Vertrag?", fragten Lisbeth und Hans gleichzeitig. "Anscheinend hat Martin noch nichts von unserem Vorhaben erzählt.", stellte ich fest. "Hatte ja auch noch keine passende Gelegenheit.", meinte Martin. "Dann wäre der wohl jetzt.", meinte ich, da ich nun irgendwie verunsichert war.
Ich dachte Martin hätte schon mit seiner Familie darüber gesprochen, bevor er mir das Angebot gemacht hatte. Natürlich war es seine Praxis und somit seine alleinige Entscheidung, aber ich wollte mich nicht zwischen sie drängen. "Jetzt da wir alle so schön beisammen sitzen, hast du vermutlich recht.", antwortete Martin.
"Dann leg mal los.", sagte Hans ungeduldig. "Wir reden davon, dass ich Gemma 40% meiner Praxis überschreiben werde. Wir haben uns darüber unterhalten, sind uns einig geworden und seit gestern ist es amtlich.. Gemma und ich werden in Zukunft zusammen arbeiten, als Partner einer Gemeinschaftspraxis.", offenbarte Martin seiner Familie nun und erstmal war es ganz still.
"Und das ist jetzt kein Scherz?" Die erste die das Schweigen brach war Lisbeth. "Nein Mama, das ist absolut kein Scherz.", stellte Martin klar. "Also, ich finde die Idee richtig super!" Über diese Reaktion seiner Mutter war ich erleichtert. "Das entlastet dich dann auch ein wenig und ich glaube, ihr zwei werdet ein tolles Paar abgegeben!", schwärmte Lisbeth drauf los. "Ich meine ein tolles Paar, was die Zusammenarbeit betrifft.", fügte sie dann noch schnell hinzu, grinste aber.
Jedoch dachte ich mir nichts dabei und war gespannt, was Hans dazu sagen würde. "Und ihr habt euch das genau überlegt?" Wie erwartet schien er skeptisch zu sein. "Vor allem du, Martin? Schließlich ist es deine Praxis und 40% sind fast die Hälfte, die du ihr einfach mal so überträgst.", beharrte Hans. "Glaub mir, das weiß ich. Aber ich vertraue Gemma voll und ganz und nicht nur wir würden Beide davon profitieren, von unseren Patienten ganz zu schweigen. Ich hab es mir wirklich sehr gut überlegt und wir werden es erstmal ein halbes Jahr lang miteinander versuchen, sollte es nicht klappen dann können wir alles wieder rückgängig machen.", räumte Martin ein und Hans hatte nichts mehr dagegen zu setzen. "Wenn ihr meint, dass ihr das braucht.", murmelte er und verließ die Küche.
"Hans malt immer gleich den Teufel an die Wand.", meinte Lisbeth kopfschüttelnd. "Aber ich steh' hinter euch, das wird schon hinhauen.", bestärkte sie uns noch.

Die BergdoktorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt