Kapitel 120

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Es dauerte nicht mal zwei Minuten, bis Professor Böning und Alexander herein kamen. Als sie sahen, dass ich wach war, schien sie genau das wohl erstmal zu irritieren.

"Sie ist wach.", stellte Alexander fest. "Warum ist sie wach?!" Weder Martin noch ich antworteten auf seine Frage, weshalb Alexander gleich die Initiative ergriff. Er kam näher, drängte Martin zur Seite und leuchtete mir mit seiner kleinen Leuchte in die Augen. Ich drehte den Kopf reflexartig weg, da es ziemlich unangenehm war.

"Verstehst du uns?!", schrie Alexander mich förmlich an und Martin reichte es erstmal. Er stellte sich wieder zwischen Alexander und mich. "Sie versteht jedes Wort, sie kann auch sprechen. Sie weist keine neurologischen Defizite auf.", erklärte Martin seinen beiden Kollegen erstmal das wichtigste. "Sie klagt auch nicht über Schmerzen, nur fällt ihr das Atmen nach der Extubation noch schwer. Eine Indikation mit Sauerstoff sollte helfen."

Die anderen beiden schwiegen erstmal, anscheinend waren sie ziemlich geplättet."Alexander, hast du mir zugehört?", fragte Martin sicherheitshalber. "Was?", kam die Gegenfrage von Alexander. "Sauerstoff für Gemma, hast du das mitgekriegt?", wiederholte Martin. "Äh.. Ja klar, wird sofort erledigt."

Und er ging, wahrscheinlich um eine Krankenschwester zu holen. Alexander machte nämlich nur so viel selbst wie unbedingt notwendig. "Ich glaub das nicht!", hörten wir ihn murmeln. "Sie ist wach.. ich glaub das nicht!" Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, bereute es aber gleich darauf das ich mich dazu hatte verleiten lassen. Weil das Atmen wurde noch schwerer und vor allem jetzt richtig schmerzhaft. Martin war sofort zur Stelle, um mich zu beruhigen. Es ging kurz darauf wieder, erschreckend war es dennoch. Obwohl ich es gewohnt sein müsste, schließlich lief ein Asthmaanfall ähnlich ab.

"Wir werden einige Untersuchungen machen müssen.", wandte Böning ein, der ebenfalls noch ziemlich verwirrt wirkte. "Das was hier passiert ist, grenzt an ein Wunder. Aber ich bin froh, dass dieses Phänomen geschehen ist." Er lächelte, wenn auch ein wenig unbeholfen. Konnte es tatsächlich sein, dass sich mein Chef ebenfalls Gedanken um mich gemacht hatte? Mehr als üblich?

Alexander kehrte nun endlich zurück, es war mir vorgekommen wie eine Ewigkeit. Eine Schwester war wie erwartet dabei, aber Alexander machte bereits Anstalten mich versorgen zu wollen. Anscheinend weil Professor Böning anwesend war.

"Mach.. du das bitte.", bat ich Martin schnell. Ich wollte im Moment von keinem anderen berührt werden, außer von ihm. Ich fühlte mich so hilflos, verletzlich und schwach. Das war ziemlich schwer zu ertragen.

Martin nickte. "Du hast mitbekommen, was sie möchte. Lass mich das machen, Alexander.", wandte Martin sich an seinen Freund. Der schien es zuerst nicht einsehen zu wollen, überließ dann aber Martin die Arbeit. Das war schnell erledigt und mit dem zusätzlichen Sauerstoff klappte das Atmen bereits um Längen besser.

"Gut so?", erkundigte Martin sich fürsorglich. "Sehr gut sogar.", antwortete ich und konnte vor Müdigkeit kaum noch die Augen offen halten. Aber einschlafen wollte ich nicht, aus Angst wieder in dieser Parallelwelt zu erwachen.

Es folgten anschließend noch ein paar schnelle Checks, um die körperlichen Funktionen zu testen. Auch das ließ ich ausschließlich von Martin machen, nachdem ich die anderen aus dem Zimmer geschickt hatte. Nur die Krankenschwester war noch da. So langsam ließ das Taubheitsgefühl in meinem Körper nach und ich konnte mich immer ein bisschen mehr bewegen.

Jedoch machten sich damit langsam auch die Schmerzen bemerkbar. Martin bemerkte das natürlich sofort. "Ich gebe dir gleich wieder etwas gegen die Schmerzen.", meinte er. "Es geht schon.", versicherte ich ihm. "Ich spüre gerade, dass ich lebe. Also hat das nicht nur negatives."

Gleich darauf musste ich jedoch die Zähne zusammen beißen, da es wirklich ziemlich weh tat. "Du lebst und das ist ein Wunder. Deshalb werde ich keinesfalls zusehen, wie du leidest.", stellte er klar. "Schwester, ziehen sie mir bitte 10 Milligramm Morphin auf.", wies er die junge Frau an. Sie nickte und kam seiner Aufforderung sofort nach. Ich kannte die Krankenschwester, aber nur vom Sehen. Sie war noch relativ neu.

Die BergdoktorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt