Gegen 17 Uhr war ich dann zu Hause und legte Kira erstmal zum Schlafen hin. Ich hatte mit Sarah ausgemacht, dass ich mich nochmal melden würde sobald ich wusste ob Lisbeth auf meine Kleine aufpassen konnte oder nicht. Wie geplant hatte ich sie dann gleich angerufen und tatsächlich hatte sie sich zum Babysitten bereit erklärt. Von meinem Streit mit Martin erzählte ich ihr nichts und freute mich stattdessen auf den freien Abend.
Zwei Stunden später brachte ich Kira schließlich zum Gruberhof und klärte Lisbeth genau auf wie sie sie zu versorgen hatte. Auch wenn sie das bereits wusste, wollte ich auf Nummer sicher gehen. Milch hatte ich ihr genügend da gelassen und falls das nicht reichte, hatte ich ihr auch noch das Milchpulver eingepackt. Schließlich würde Kira bis Morgen bei Lisbeth bleiben, da ich nicht wusste wann genau ich heute Nacht Heim kommen würde und so war es am besten geregelt.
Kira schlief die erste Nacht ohne mich auswärts und ich hoffte mein Handy würde wenigstens durchhalten, bis ich wieder Daheim war. Denn sollte etwas mit meiner Kleinen sein, würde ich sofort ins Auto steigen und den Partyabend abbrechen.
Wieder zu Hause angekommen duschte ich erstmal und begann dann nach geeigneten Klamotten zu suchen, als es auf einmal klingelte. Es war Sarah, mit der ich mich um diese Uhrzeit verabredet hatte. Wir hatten uns letztendlich doch dazu entschlossen uns bei mir zu treffen.
"Echt super, dass das heute klappt.", meinte sie, nachdem wir uns kurz umarmt hatten. "Finde ich auch.", antwortete ich. "Du bist ja noch gar nicht angezogen.", stellte sie fest, da ich im Bademantel vor ihr stand. "Ich bin noch am überlegen, was ich anziehen soll.", gestand ich ihr. "Das übliche Problem, aber das haben wir gleich.", sagte sie und ging einfach voraus in mein Schlafzimmer. Der Kleiderschrank war noch offen und Sarah nahm meine Klamotten wie selbstverständlich in Augenschein. "Kleid oder eher Hose und Oberteil.", erkundigte sie sich. "Eher Zweiteres, mit den riesen Pflastern an den Knien kann ich mich in einem Kleid nicht sehen lassen."
Der gleichen Meinung war Sarah auch und suchte nun akribisch nach etwas passendem für unser heutiges Vorhaben.
"Shoppen warst du wohl auch schon lange nicht mehr.", stellte sie fest. "Ich bin schon immer selten einkaufen gegangen, nur wenn ich etwas gebraucht habe.", antwortete ich. Aber das hielt sie nicht davon ab, weiter nach einem Outfit zu suchen. "Eine Hose hätte ich schon mal.", teilte die mir mit und drückte mit eine hellblaue Jeans in die Hand. "Ich bezweifle, dass ich da schon wieder rein passe." Durch meine Schwangerschaft hatte ich schließlich ein bisschen zugenommen und war noch ein paar wenige Kilos von meinem vorherigen Gewicht entfernt.
"Anprobieren.", sagte Sarah jedoch ohne auf meine Bedenken einzugehen. Während sie nun nach einem Oberteil suchte, zog ich die Hose an. Zu meiner Überraschung passte ich wieder perfekt hinein und Sarah kombinierte dazu noch ein weißes Spaghettiträger-Top mit Rüschen und eine schwarze Lederjacke. "Sieht doch schon mal ganz akzeptabel aus. Schuhe sind wo?", fragte sie mich, als ich das alles angezogen hatte. "Draußen im Flur in dem Schrank, gleich neben der Garderobe." Sogleich ging sie hinaus und ich betrachtete mich kritisch im Spiegel. Diese Sachen hatte ich schon ewig nicht mehr an gehabt und dementsprechend komisch fühlte ich mich.
"Meinst du nicht, das ist etwas zu gewagt?" Sarah kam mit ein paar Schuhen wieder und drückte mir auch diese einfach in die Hand. "Ich find's genau richtig.", antwortete sie. "Jetzt noch die Schuhe, dann ein bisschen Schminke und es kann losgehen." Also zog ich auch die Highheels an, die sie mir gebracht hatte. Aber so ganz überzeugt war ich noch immer nicht. "Ich weiß nicht, Sarah. Das sieht doch irgendwie aus wie gewollt und nicht gekonnt." Zumindest kam es mir so vor. "So ein Schwachsinn! Dreh dich mal.", forderte sie mich auf. "Ich finde das passt. Jetzt komm, ab ins Bad und schminken."
Auch dabei wollte sie mir helfen. "Aber nicht zu viel, ja.", bat ich sie. "Gemma, was bist du? Eine alte Jungfer? Jetzt entspann dich mal und vertrau mir, ich werde dich schon nicht verunstalten." Und so ließ ich mich darauf ein. Ich hatte schon ganz vergessen, wie viel Spaß es machen konnte sich vor einem Partyabend gemeinsam fertig zu machen. Und schon jetzt lenkte es mich von meinem privaten Kram ab.