Kapitel 129

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Am nächsten Morgen wachte ich zum ersten Mal seit langem ausgeschlafen und erholt auf. Ich war überzeugt davon, dass es an Martin liegen musste. Seine Nähe tat mir gut.

"Guten Morgen.", hörte ich ihn gleich darauf sagen und bemerkte erst jetzt, dass Martin noch da war. Dabei war es draußen bereits hell und er müsste eigentlich schon in der Praxis sein. "Guten Morgen.", erwiderte ich. "Was machst du denn noch hier?", wollte ich wissen. "Haben wir verschlafen?" Martin grinste und schüttelte den Kopf. "Nein, keine Sorge. Ich war heute schon in der Praxis, aber Roman hat mich nach Hause geschickt. Ich soll mich um dich kümmern und wenn er freiwillig übernimmt, dachte ich den Rat sollte ich beherzigen. Also bin ich wieder hierher gefahren, hab mich wieder ins Bett gelegt und dir beim Schlafen zu gesehen.", erklärte er mir.

Er trug Jeans und T-Shirt, was darauf hin deutete, das er wirklich schon mal aufgestanden sein musste. "Da wären ein paar medizinische Fälle aber viel interessanter gewesen.", meinte ich. "Find ich nicht.", stellte Martin klar und gab mir einen Kuss. Ich hatte es so vermisst, nach dem Aufwachen einen Kuss von ihm zu bekommen, dass ich mich gar nicht mehr von ihm lösen wollte.

"Noch einen!", bat ich ihn, als sich unsere Lippen voneinander trennten und nochmals küsste Martin mich zärtlich. "Noch einen!", forderte ich gleich wieder, als auch dieser Kuss vorüber war. Ich bekam allmählich Lust auf mehr und spürte, dass es Martin genauso ging. Also ließ ich meine Hände unter sein T-Shirt wandern. Für einen Augenblick ließ er das auch zu, hielt mich dann jedoch auf. Fragend sah ich ihn an.

"Für mehr bist du noch nicht fit genug.", meinte er bestimmt. "Wie bitte?", fragte ich ungläubig. "Du hast mich schon richtig verstanden, Gem. Ich würde auch gerne, wirklich wahnsinnig gerne, aber ich bin nicht bereit deine Gesundheit für ein bisschen Spaß zu gefährden.", erklärte Martin mir und ich merkte, dass er es tatsächlich ernst meinte. Also zog ich meine Hände zurück, denn irgendwie hatte er ja wirklich nicht ganz Unrecht.

"Entschuldige.", sagte ich betrübt. "Wofür entschuldigst du dich denn jetzt?", fragte Martin erstaunt. "Dafür, dass dieser Unfall passiert ist und ich immer wieder etwas machen will was mir am Ende noch mehr schadet als hilft!" Mir kamen plötzlich einfach die Tränen und ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Auch wenn Martin es nur gut meinte, tat diese Abweisung irgendwie weh.

"Gem, Hey!" Martin war sofort da, um mich zu trösten. "Ich weiß, dass diese ganze Situation totaler Mist ist. Aber du bist bald wieder gesund und dann können wir machen, was du willst und so lange du willst. Nur du musst erstmal wieder völligst auf die Beine kommen. Und das ist jetzt auch kein Grund zum Weinen. Ich meine das mit meiner Fürsorglichkeit nicht böse, ganz im Gegenteil.", erklärte Martin mir und strich mir über den Kopf. "Das weiß ich doch!", schluchzte ich. "Nur ist das doch irgendwie alles beschissen! Ich kann nicht Auto fahren, ich kann nicht alleine duschen oder baden und nicht mal dir nahe sein kann ich vernünftig!", erklärte ich.

"Gem, schau mich an.", forderte Martin mich auf. "Komm, schau mich bitte an." Ich folgte seiner Aufforderung schließlich und drehte den Kopf ein wenig, um ihn ansehen zu können. Martin lag neben mir und strich mir die Tränen von der Wange. "Bald funktioniert wieder alles normal, hab Geduld. Ich weiß, das gehört nicht gerade zu deinen Stärken, aber je mehr du dich schonst desto schneller geht es. Und nur weil du auf Reha warst heißt das nicht, dass du jetzt wieder weitermachen kannst, als wäre nichts gewesen. Du hattest einen schweren Autounfall und kannst froh sein, dass du keine bleibenden Schäden davon trägst. Vorausgesetzt du hälst dich an das, was ich dir sage. Und jetzt lass uns runter gehen, die anderen warten sicher schon auf uns."

Martin half mir dann beim fertig machen und im Anschluss musste ich die Schiene wieder anziehen. Meinen Gefühlsausbruch hatte ich bis dahin wieder verwunden. Von denen hatte es in letzter Zeit einige gegeben und das war vermutlich nicht der letzte. Es war einfach frustrierend nichts tun zu können, andererseits hatte ich aber auch Fortschritte gemacht, was ich leider oft vergaß.

Die BergdoktorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt