Am Morgen werde ich ganz liebevoll von Martin geweckt. "Schatz, aufwachen.", hörte ich ihn sagen und brummte widerwillig. "Mag noch nicht aufstehen.", murmelte ich. "Das musst du auch nicht, weil ich hab beschlossen das du heute nicht mit in die Praxis kommen musst. Allerdings müsstest du dich wenigstens hinsetzen, wäre sonst schade um das Frühstück."
Neugierig wie ich war, öffnete ich die Augen ein wenig. Martin saß neben mir auf dem Bett, auf dem Nachttisch stand ein Tablett mit allerhand Sachen für ein ausgiebiges Frühstück. "Ist das etwa für mich?", erkundigte ich mich. "Nein, das ist alles allein nur für mich. Ich hab dich nur geweckt, damit du mir beim Essen zuschauen kannst.", antwortete Martin frech. "Das würde ich dir wirklich übel nehmen.", meinte ich und setzte mich nun auf.
"Guten Morgen erstmal." Er gab mir einen langen Kuss. "Guten Morgen.", erwiderte ich. "Hast du denn gut geschlafen?", wollte Martin wissen. "Mehr als nur gut und du?" Aber wir wurden nun von seinem Handy unterbrochen. "Entschuldige.", sagte Martin ein wenig schuldbewusst. "Kein Problem." Damit mussten wir nun einmal leben. "Ich bin gleich wieder da."
Martin ging aus dem Zimmer um zu telefonieren, während ich mir schnell frische bequeme Klamotten aus dem Schrank holte und anschließend wieder ins Bett huschte. Ich betrachtete das Frühstück und lächelte. Schon ewig hatte man das nicht mehr für mich gemacht und das Martin sich nun so ins Zeug legte, war ein Zeichen für mich das es ihm wirklich leid tat und ich ihm tatsächlich wichtig war. Martin kam nach wenigen Minuten wieder.
"Ich muss los in die Klinik.", teilte er mir mit. "Warum das?" Das er so früh schon nach Hall musste fand ich etwas komisch. "Alexander." Das war seine Standardantwort, doch glaubte ich ihm gerade nicht. "Was hat er jetzt wieder für ein Anliegen?" Zuerst druckste Martin ein wenig herum und erzählte mir dann wieder etwas von einer OP. Aber da Alexander eigentlich erst in einer halben Stunde Dienstbeginn hatte, konnte an der Geschichte etwas nicht stimmen.
"Genieß das Frühstück und deinen freien Tag, wir sehen uns heute Abend." Er gab mir noch einen Kuss und verließ wenige Minuten später die Wohnung.
Ich beschloss mir erstmal keine Gedanken darüber zu machen. Vielleicht war Kahnweiler wirklich wegen eines dringenden Falls früher in die Klinik gefahren und brauchte tatsächlich Martins Hilfe. Ich ließ mir dann das Frühstück schmecken und kuschelte mich anschließend noch etwas ins Bett. Zwei Stunden später stand ich auf und brachte das Tablett in die Küche. Martin hatte bereits alle Spuren von gestern beseitigt und so musste ich nicht aufräumen. Die übliche Hausarbeit musste allerdings trotzdem erledigt werden und deshalb machte ich mich gleich an die Arbeit.
Ich saugte die gesamte Wohnung, schaltete eine Maschine Wäsche ein und legte diese gleich zusammen nachdem sie aus dem Trockner kam. Dann nahm ich das Telefon zur Hand und rief bei Lisbeth an, damit sie wusste das ich kam um Kira abzuholen. Ich zog mich um und setzte mich gleich ins Auto, um zum Gruberhof zu fahren.
Lisbeth saß mit meiner Tochter auf dem Arm auf der Bank vor dem Haus. "Na, ihr beiden.", sagte ich nachdem ich ausgestiegen war. "Na du.", erwiderte Lisbeth. "Setz dich zu uns." Und das machte ich auch. "War alles gut?" Lisbeth nickte. "Genau wie ich gestern schon gesagt habe, deine Tochter ist ein richtiger kleiner Engel.", antwortete Lisbeth. "Danke, dass sie nochmal eine Nacht bleiben durfte."
Ich nahm Kira an mich. "Hallo, mein Schatz.", sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Jederzeit wieder. Hattet ihr gestern noch einen schönen Abend?", wollte Lisbeth wissen. "Ja, den hatten wir allerdings.", erwiderte ich schon fast verträumt. "Wir haben zusammen gegessen und anschließend gemeinsam gebadet. So romantisch hätte ich deinen Sohn eigentlich nie eingeschätzt." Lisbeth lachte. "Er kann schon, wenn er will. Man muss ihm nur einen kleinen Anstoß geben."