Kapitel 67

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Er kam zu meiner Überraschung heute sogar pünktlich.
"Versteck dich!", sagte ich zu Lilli, als ich hörte wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde und sie eilte aus der Küche. "Ich bin da!", ertönte es aus dem Flur und gleich darauf tauchte Martin in der Tür auf. "Hallo, mein Schatz.", begrüßte er mich und gab mir einen Kuss. "Na du, war es noch arg stressig nachdem ich weg war?", wollte ich wissen. "Es ging eigentlich. Und war deine OP so spannend wie du es dir erhofft hast? Mich wundert es ja, dass du schon da bist.", meinte er. "Ach ja, die OP.. die war richtig informativ und lehrreich.", erwiderte ich und verkniff mir das Lachen. "Und wir waren früher fertig als eingeplant, deshalb bin ich schon da.", fügte ich hinzu. "Und da dachtest du, du kochst uns gleich was schönes. Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen." Neugierig schaute er in die Töpfe.
"Kira schläft?", fragte er dann. "Tief und fest, war wohl ziemlich geschafft.", antwortete ich und aus dem Augenwinkel sah ich Lilli grinsend in die Küche herein spitzen. "Setz dich doch schon mal hin, das Essen ist gleich soweit."
Ich verhielt mich weiterhin als wäre alles so wie immer. Martin setzte sich an den Küchentisch und entdeckte prompt das eine Bild, das Lilli in meiner Fotokiste gefunden hatte und das ihr so gut gefiel. Deshalb hatte ich es ihr geschenkt, schließlich hatte ich noch genügend andere. "Sieh mal einer an.. das bist doch du, oder?" E
r nahm das Bild in die Hand, um es sich genauer ansehen zu können. "Ja bin ich.", antwortete ich und kümmerte mich weiter um das Essen. "Hübsch warst du schon immer.", meinte er. "Und dieses kurze Kleidchen gefällt mir sehr gut." Ich schüttelte lachend den Kopf. "Du bist unmöglich!", tadelte ich ihn und Lilli nutzte es aus, das er abgelenkt war.
Leise schlich sie sich von hinten an und legte ihm die Hände über die Augen. "Was zum.." Martin wusste nicht genau was er davon halten sollte und Lilli und ich lachten los. "Moment mal.." Er nahm ihre Hände weg und staunte nicht schlecht darüber, wer ihn da hatte veralbern wollen. Erstmal war er nicht fähig etwas zu sagen, sondern schloss Lilli einfach in seine Arme und ließ sie so schnell nicht wieder los.
Natürlich wollte Martin wissen was Lilli hier machte und wir erklärten ihm alles. Er war überglücklich seine Tochter wieder sehen zu können und freute sich auf das gemeinsame Wochenende, das traf auf uns alle zu.
Wir aßen dann zu Abend und danach erledigte ich den Abwasch, das tat ich allein da Martin und Lilli ruhig die Zeit miteinander verbringen sollten. Sie hatten sich ins Wohnzimmer begeben und schauten sich nun gemeinsam die Bilder an. Kira wurde wach, als ich gerade die letzten Teller in den Schrank räumte und sofort ging ich zu ihr ins Zimmer. Ich wechselte die Windel und nahm sie mit ins Wohnzimmer, wo Lilli und Martin immer noch mit den Fotos beschäftigt waren.
Ich setze mich auf die Couch und sah den Beiden lächelnd zu. Gerade schauten sie sich ein Album mit Urlaubsfotos aus Italien an. Das war nun auch schon fast 15 Jahre her. Auf vielen Bildern war ich mit meiner Verwandtschaft zu sehen und sie wollten natürlich wissen wer die alle waren. "Wer sind die alle?", fragte Lilli und kam mit einem Familienfoto zu mir. Darauf waren alle zu sehen, die in Neapel lebten. Angefangen mit meiner Tante, bis hin zu meiner ganzen Familie mit der ich damals fast die ganzen Sommerferien dort verbracht hatte. Ich stellte ihr nacheinander die einzelnen Personen vor und sie fragte interessiert nach, auch Martin hörte genau zu.
"Deine Mama sieht hübsch aus.", meinte Lilli und ich konnte ihr nur zustimmen. Damals hatten wir den Geburtstag meiner Oma gefeiert und waren alle dementsprechend herausgeputzt. "Und wer sind die zwei da?" Lilli zeigte auf zwei Kinder, die mit mir und meinen Geschwistern vor den Erwachsenen standen. "Das sind die Kinder von meiner Tante und meinem Onkel.", antwortete ich. "Meine Cousine Stella.." Ich deutete auf das Mädchen. ".. und mein Cousin Enrico.", sagte ich und zeigte dabei auf den Jungen. "Das du dir bei der großen Familie alle Namen merken kannst!", staunte Lilli. "Das sind bei weitem noch nicht alle. Und was ich und die Beiden immer angestellt haben verrate ich dir lieber nicht, ansonsten kommst du mir noch auf dumme Gedanken." Bei diesen Erinnerungen musste ich einfach lachen und merkte einmal mehr, wie sehr mir meine Familie fehlte.
Da Lilli und Martin so darauf beharrten, erzählte ich ihnen dann doch von einigen Schandtaten die ich und meine zwei Verwandten verzapft hatten. Das Gelächter war groß und bis zum späten Abend saßen wir zusammen, bis es schließlich Zeit fürs Bett wurde. Gemeinsam ließen wir die Fotos wieder in der Kiste verschwinden und ich räumte diese wieder auf, anschließend richteten wir für Lilli die Couch zum Schlafen her.
Martin kümmerte sich um sie, während ich mit Kira ins Kinderzimmer ging um sie nochmal zu Stillen. Bald würden wir zusätzlich ein Fläschchen benötigen, da ich zunehmend das Gefühl hatte sie wurde nicht richtig satt. Da würde ich nochmal Rücksprache mit meiner Hebamme halten, was sie meinte, da ich mir doch noch sehr unsicher war. Aber nachdem sie getrunken hatte wurde die Kleine wie immer ganz schläfrig und ich blieb noch eine Weile mit ihr im Sessel sitzen, einfach nur um sie halten und ansehen zu können.
"Na, ihr Beiden." Als ich Martins Stimme vernahm blickte ich auf. "Alles klar bei euch?", fragte er und ich nickte. "Wir schlafen schon.", erwiderte ich flüsternd und stand auf, um meine Tochter in ihr Bettchen zu legen. Martin kam dazu und schaute ebenfalls nochmal nach ihr. "Sie sieht wirklich total süß aus, wenn sie schläft.", meinte er liebevoll lächelnd und strich ihr über den Kopf. "Oh ja, da könnte ich ewig zuschauen. Lilli schläft auch schon?", erkundigte ich mich und Martin bejahte. "Ich hab mich noch gar nicht dafür bedankt, dass du das organisiert hast.", fiel ihm ein. "Das war nicht meine Idee, sondern die deiner Mutter."
Sofort wich das Lächeln aus seinem Gesicht. "Du kannst sie nicht ewig auf Abstand halten, Martin.", stellte ich klar. "Und sie verurteilt uns nicht, im Gegenteil.. sie ist froh, dass wir endlich die Kurve gekriegt haben. Du solltest am besten mit ihr reden und dich selbst davon überzeugen.", meinte ich eindringlich. "Vielleicht sollte ich das tun.", stimmte Martin zu. "Aber heute nicht mehr, es ist schon zu spät." Ich nickte. "Dafür vielleicht, aber für etwas anderes nicht." Er verstand die Andeutungen, tat trotzdem so als würde er kein Wort verstehen. "Und woran denkst du da?", fragte er schmunzelnd. "An etwas, das uns Beiden viel Spaß machen wird." Sein Grinsen wurde breiter. "Worauf warten wir dann noch?", fragte er und schnell verließen wir das Kinderzimmer.
Leise schloss ich noch die Tür und als ich mich umdrehte wurde ich gleich leidenschaftlich geküsst. Schon während wir durch den Gang zum Schlafzimmer konnten wir die Finger nicht mehr voneinander lassen. Kaum war die Schlafzimmertür geschlossen, machten wir uns daran uns von den lästigen Klamotten zu befreien. Diese landeten nacheinander auf den Boden und küssend ließen wir uns aufs Bett fallen. Dort verwöhnten wir uns gegenseitig ganz liebevoll und gaben uns wenig später vollkommen einander hin. In diesen Augenblicken existierten wir nur noch füreinander und ich konnte nicht genug von Martins Zärtlichkeiten bekommen. Und umgekehrt war es nicht anders, weshalb wir uns ausgiebig Zeit ließen und ausnahmsweise nicht gestört wurden. Anschließend lag ich erschöpft, aber überglücklich in Martins Armen.
"Weist du eigentlich, dass es für mich von Mal zu Mal schöner wird?", fragte ich ihn. "Und das ich glaube, dass ich langsam süchtig nach dir werde?" Martin lachte daraufhin. "Ich weiß was du meinst, weil es mir nicht anders geht. Und ich glaube nicht mehr nur das ich süchtig werde, ich bin es schon längst." Zärtlich strich er mir über den Rücken und ich bekam eine Gänsehaut. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals wieder jemanden so nah an mich ran lassen könnte.", gab ich zu. Stefan war alles andere als liebevoll mit mir umgegangen, im alltäglichen Leben und auch in dieser Hinsicht. "Da hab ich wohl sehr gute Überzeugungsarbeit geleistet.", rühmte er sich sogleich. "Allerdings.", bestätigte ich und schloss die Augen.
"Ich liebe dich.", murmelte ich und traute mich das erste Mal diese Worte von mir aus als erstes zu benutzen. "Und ich liebe dich.", antwortete Martin und hauchte mir noch einen Kuss auf die Stirn. "Aber ich glaube jetzt sollten wir schlafen, was du ja sowieso schon halbwegs tust.", meinte er amüsiert. "Mhh.. gute Nacht.", sagte ich noch müde und kuschelte mich noch etwas mehr an ihn. "Gute Nacht, Schatz.", hörte ich Martin noch erwidern und schlief ein paar Augenblicke später bereits ein.
Die erste die am Morgen wach wurde war wie immer eigentlich ich, da Kira gegen fünf Uhr nach ihrem ersten Frühstück verlangte. Damit die anderen Beiden nicht wach wurden, beeilte ich mich mit dem Aufstehen und stillte die Kleine gleich. Danach wechselte ich ihr die Windel und da sie partout nicht mehr einschlafen wollte, setzte ich mich mit ihr in die Küche. Ich konnte ja weder ins Wohnzimmer, noch ins Schlafzimmer da Lilli und Martin in jeweils einem der Räume schliefen. Und sie sollten heute einfach ausschlafen, das wollte ich ihnen einfach mal gönnen. Ich kochte mir gleich einen Kaffee, den ich dringend brauchte und blätterte anschließend lustlos in einer Zeitschrift. Aber da Kira unruhig hin und her zappelte, gab ich das nach ein paar Seiten auch auf. Sie wollte meine volle Aufmerksamkeit haben und die bekam sie dann auch, das stimmte die Maus zufrieden und sie schlief doch noch mal ein. Aber ich wagte es nicht sie wieder rüber in ihr Bett zu bringen, denn ansonsten wäre das Geschrei vermutlich groß gewesen.
So beobachtete ich sie einfach beim Schlummern und war froh das ich mein Handy auf Vibration eingestellt hatte, da plötzlich eine SMS rein kam. 'Guten Morgen. Ich glaube ihr werdet alle noch schlafen, aber ich wollte trotzdem fragen ob alles in Ordnung ist und wie der Martin und die Lilli reagiert haben. Liebe Grüße, Lisbeth.'
Ich beschloss gleich zurück zu schreiben. 'Guten Morgen, Lisbeth. Bei uns ist alles klar und Martin und auch Lilli haben sich riesig gefreut. Das war wirklich eine grandiose Idee von dir! Während ich hier in der Küche sitze, schlafen die Zwei noch wie die Murmeltiere. Übrigens wäre Martin endlich für ein Gespräch bereit. Wie wäre es, wenn du Lilli Morgen bei mir hier abholst und ihr miteinander redet?' Es dauerte etwas, bis eine Antwort kam. 'Da komme ich gerne vorbei, die Adresse hab ich ja. Falls etwas sein sollte meldet euch.'
Darauf ließ ich es beruhen und stellte nach einem Blick auf die Uhr fest, dass ich bereits seit fast zwei Stunden hier saß. Kurzerhand kam mir dann die Idee Brötchen holen zu gehen und deshalb zog ich mich und Kira an. Ich setzte sie in den Kinderwagen und machte mich zu Fuß auf den Weg zum Bäcker.
Die zwei Tage vergingen wie im Flug, inzwischen war es schon Sonntagnachmittag. Gleich würde Lisbeth kommen und Lilli abholen, aber erst würden sie und Martin noch ein klärendes Gespräch führen. Ich half Lilli gerade ihre Tasche zu packen, als es schon klingelte.
"Zahnputzzeug?", fragte ich, da ich das auch fast immer und überall  stehen ließ. "Ist schon drin.", antwortete Lilli und zog den Reißverschluss zu. Martin hatte derweil die Tür geöffnet und stand mit Lisbeth nun im Wohnzimmer. "Hallo Oma!", begrüßte Lilli ihre Großmutter und umarmte sie gleich. "Danke für das schöne Wochenende! Also.. Das du es ermöglicht hast.", bedankte sie sich. "Gerne. Warst du auch brav?", wollte Lisbeth von ihrer Enkelin wissen, die sofort heftig nickte. "Sie hat sich wirklich vorbildlich benommen.", versicherte ich Lisbeth dann, als sie mich mit hochgezogener Augenbraue anschaute. "Kann ich nur bestätigen.", pflichtete Martin mir bei und legte einen Arm um mich. "Ihr zwei gebt's wirklich ein schönes Paar ab, ich hab's immer gewusst.", stellte Lisbeth lächeln fest, wirkte aber auch etwas bedrückt.
"Die zwei haben nur rum geknutscht!", platzte es plötzlich aus Lilli heraus. "Wirklich die ganze Zeit, ich weiß gar nicht was daran so toll sein soll!" Wir Erwachsenen lachten über diese Reaktion. "Das wirst du noch früh genug herausfinden.", meinte Martin. "Aber nicht zu früh, Fräulein!", fügte er gleich hinzu. Daraufhin wurde erstmal noch mehr gelacht, ehe ich aus der Küche den Kaffee und den Kuchen holte. Martin und seine Mutter redeten dann endlich miteinander und das ganz ohne Vorwürfe, genau wie Lisbeth mit mir gesprochen hatte. Sie war im Gegensatz zu uns zuversichtlich, dass Hans sich früher oder später wieder beruhigen würde. Der saß gerade auf dem Gruberhof und deshalb mussten die Beiden sich verabschieden, um keinen Verdacht zu erregen.
Martin und ich begleiteten sie mit Kira nach unten zum Auto. Dort verabschiedeten wir uns schweren Herzens voneinander. "Ich darf doch wieder kommen, oder?", fragte Lilli hoffnungsvoll. "Jederzeit.", antworteten Martin und ich gleichzeitig. "Das sehe ich anders!", vernahmen wir aus dem nichts plötzlich eine nur zu bekannte wütende Stimme.
Wir drehten uns alle zeitgleich in die Richtung aus der der aufgebrachte Ruf kam. Hans kam auf uns zu und stand gleich darauf vor uns, außer sich vor Zorn. "Hab ich's doch gewusst, dass ihr mich jetzt auch noch hintergeht!", ging er gleich seine Mutter an. "Lilli übernachtet bei einer Freundin, he?! Gut das ich dir nicht getraut hab und dir hinterher gefahren bin, interessant wo die Fahrt geendet hat!", wetterte er weiter. "Warst du das ganze Wochenende hier?", wollte er nun von Lilli wissen, die nur leicht nickte. "Lass das Kind da raus, Hans! Es war meine Idee!", nahm nun Lisbeth alle Schuld auf sich. "Meine eigene Mutter fällt mir in den Rücken!", schrie Hans entsetzt. "Ich bin dir überhaupt net in den Rücken gefallen! Merkst du eigentlich, wie sehr Lilli Martin und auch Gemma vermisst? Wie traurig sie ist, seitdem Funkstille zwischen uns herrscht?! Nein, weil du viel zu sehr damit beschäftigt bist in Selbstmitleid zu versinken!" Diese Worte hätte ich niemals von Lisbeth erwartet.
"Das klären wir noch!", stellte ihr Sohn klar. "Und ihr Beide haltet euch von meiner Tochter fern, is das jetzt ein für allemal klar?!" Das ließ ich natürlich nicht auf mir sitzen. "Genau genommen ist sie nicht deine Tochter, also hast du kein Recht ihr den Umgang mit Martin zu verbieten!", mischte ich mich ein. "Lilli ist meine Tochter, ich hab sie großgezogen!", entgegnete Hans wütend. "Komm Lilli, wir fahren schon mal.", wandte Lisbeth sich geistesgegenwärtig an ihre Enkelin. Sie musste das jetzt nicht weiter mitbekommen, das war zu viel für die Kleine.
Schüchtern winkte sie uns nochmal zu, stieg dann mit ihrer Oma ins Auto und sie fuhren weg. "Und jetzt denk nochmal genau drüber nach, was du eben gesagt hast. Du hast Lilli zwar großgezogen, aber der biologische Vater ist immer noch Martin. Und kein Gericht der Welt wird einem leiblichen Vater nicht das Sorgerecht zusprechen, wenn es drauf ankommt!"
Von Martin trafen mich nun überraschte Blicke. "Was soll das heißen?", fragte Hans. "Das du dir lieber überlegen solltest ob du das blödsinnige Theater weiterhin abziehen willst!" Darauf erwiderte er nichts mehr, er sah mich einfach nur zornig an und ergriff dann die Flucht.
Jetzt erst realisierte ich was ich da von mir gegeben hatte. Da es zu tröpfeln begann gingen wir wieder hoch in die Wohnung, Martin hatte seit vorhin nichts mehr gesagt. Vermutlich weil er sauer auf mich war und er hatte alles Recht der Welt dazu.
Er ging ins Schlafzimmer und machte die Tür hinter sich zu, ich wagte es nicht ihm zu folgen. Stattdessen setzte ich mich mit Kira ins Wohnzimmer und schaute mir ein paar Folgen einer Serie auf DVD an, die ich schon ewig mal wieder schauen wollte. Aber heute schaffte es nicht einmal Greys Anatomy mich auf andere Gedanken zu bringen und ich schaltete den Fernseher gegen 19 Uhr aus. Es war sowieso Zeit Kira fertig fürs Bett zu machen und dann würde ich doch einmal nach Martin sehen. Heute brauchte Kira länger bis sie eingeschlafen war, aber eineinhalb Stunden später schlief sie und ich verließ das Zimmer. Vorsichtig klopfte ich an die Schlafzimmertür, erhielt aber keine Antwort und ging deshalb einfach rein. "Hey.", sagte ich schuldbewusst.
Martin saß im Bett und sah aus, als ob er nach dachte. Selbst jetzt kam keine Reaktion von ihm, er fixierte einfach nur einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. "Wie lange möchtest du mich noch mit Schweigen bestrafen?", fragte ich, nachdem ich mich auf die Bettkante gesetzt hatte und endlich nahm er mich wahr. "Entschuldige, ich hab dich nicht kommen hören.", antwortete er und ich war überrascht. Er musste wohl wirklich tief im Gedanken gewesen sein.
"Bist du noch sauer auf mich?", stellte ich gleich meine nächste Frage. "Wieso sollte ich sauer auf dich sein?", fragte er verwirrt. "Naja.. Wegen dem was ich zu Hans gesagt habe. Ich dachte du redest deshalb nicht mehr mit mir.", erklärte ich ihm. "Aber bestimmt nicht, das geschieht im recht. Ich hab nur etwas Zeit zum Nachdenken gebraucht, aber jetzt hätte ich gegen etwas Gesellschaft nichts einzuwenden." Diese Einladung deutete ich richtig und legte mich gleich neben ihn ins Bett. So lagen wir lange da, ohne etwas zu sagen und irgendwann schliefen wir ein.

Die BergdoktorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt