Am nächsten Morgen wurde ich liebevoll von Martin geweckt. "Gem, es ist Zeit aufzustehen." Ich spürte wie er mir sanft über die Wange strich und ich öffnete blinzelnd die Augen. "Wie spät ist es?", fragte ich verschlafen. "Kurz vor 8 Uhr. Ich dachte, dass du eventuell noch duschen gehen und frühstücken möchtest, bevor wir ich dich in die Klinik fahre. Um 11 Uhr geht es los, oder?" Ich nickte.
"Guten Morgen erstmal, Verlobte.", sagte Martin nun und gab mir einen Kuss. "Guten Morgen, Verlobter.", gab ich zurück und zog ihn für einen weiteren Kuss an mich. "Das gefällt mir.", musste ich zugeben und Martin grinste. "Mir auch.", erwiderte er. "Also, ich habe folgenden Vorschlag: Du machst dich in Ruhe fertig und währenddessen organisiere ich uns ein Frühstück. Einverstanden?", fragte Martin und ich nickte. Er gab mir noch einen Kuss und verschwand dann gleich aus dem Zimmer. Er war schon duschen gewesen und hatte sich bereits fertig gemacht. Er musste schon eine Weile wach sein.
Ich ließ mich nochmal ins Kissen fallen und ließ den gestrigen Abend Revue passieren. Nachdenklich hob ich die Hand, um sie mir vors Gesicht zu halten. Am Ringfinger befand sich tatsächlich ein Verlobungsring, den ich mir nun das erste Mal genau ansah. Er war wirklich wunderschön und der Stein glitzerte herrlich in der Morgensonne, die durch die halb geöffneten Vorhänge fiel und das Zimmer in wundervolles Licht tauchte.
Schließlich raffte ich mich doch auf und zog den Bademantel über, den Martin mir auf dem Bett bereit gelegt hatte. Dann suchte ich im Koffer, den er für uns zusammen gepackt hatte nach etwas zum Anziehen und begab mich dann ins Bad.
Ich ging duschen und nachdem ich abgetrocknet war, zog ich mich an. Danach widmete ich mich meinem MakeUp und putzte mir die Zähne. Als das geschafft war, föhnte ich mir die Haare und dann war ich auch schon fertig. Als ich aus dem Badezimmer kam, schloss Martin gerade den Koffer. Er hatte bereits aufgeräumt und auf dem Bett stand ein Tablett mit dem besagten Frühstück.
Als er mich sah, kam er gleich zu mir, um die Arme um mich zu legen. Wir hatten einfach so viel nachzuholen. "Das Frühstück sieht toll aus.", meinte ich und Martin lächelte. "Du siehst toll aus.", antwortete er und gab mir wieder einen Kuss. Ich hätte ewig so weiter machen können. Diese Zweisamkeit und all ihre Vorzüge tat uns beiden gut, das spürte ich.
Wir küssten uns erneut und wir wären sicher weiter gegangen, wenn nicht genau in diesem Augenblick Martins Handy geklingelt hätte. "Nein!", stieß ich sofort hervor. "Nicht jetzt!" Martin wollte nicht ran gehen, allerdings war der Anrufer sehr hartnäckig und schließlich gab er sich geschlagen. Er löste sich von mir und ging ans Telefon. Es war Alexander, der ihn einmal mehr für einen Patienten in der Klinik brauchte.
"Kahnweiler spürt es einfach, wann er am meisten stört. Dabei habe ich ihn darum gebeten, dich in Zukunft weniger in Beschlag zu nehmen. Das war, als ich im Sterben lag. Allerdings scheint er das schon wieder vergessen zu haben." Martin nahm mich wieder in den Arm. "Nicht enttäuscht sein. Wir holen das alles noch nach, versprochen.", meinte mein Verlobter.
"Ich bin nicht enttäuscht. Wir sind nun mal Ärzte, da gibt es nun mal keinen richtigen Feierabend oder einen komplett freien Tag. Es sei denn, wir würden unsere Telefone hunderte Kilometerweit weg in irgendeinen Graben werfen. Wir hatten den Abend gestern für uns, das grenzt schon an ein Wunder." Martin grinste, er wusste genau das ich recht hatte. "Es tut mir trotzdem leid. Wenn du möchtest, fahre ich dich nach Hause und du kannst noch ein bisschen Zeit auf dem Hof verbringen, bevor du in die Klinik musst.", schlug Martin vor. "Nein, ich komme mit dir mit.", gab ich zurück und wir packten die restlichen Sachen gemeinsam zusammen.
Ich schnappte mir noch ein Croissant vom Tablett und dann verließen wir das Zimmer. Natürlich begegneten wir auf dem Weg nach draußen Susanne, die uns beglückwünschte. Leider hatten wir nicht viel Zeit, eine Umarmung gab es für uns beide trotzdem.