Kapitel 54

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Die nächsten drei Tage verbrachten wir noch zusammen. Fuhren an den Strand, sahen uns Filme an oder alberten einfach nur herum. Die letzten zwei Tage, die Wincent noch hier im Norden war, wollte er mit seiner Familie verbringen, was ich natürlich verstand. Aber wieder so komplett alleine zu sein ohne Wincent, war total komisch. Nirgendwo lief er umher, keine dummen Sprüche von ihm oder was am schlimmsten war, seine Nähe fehlte mir.

Bevor Wincent nach München fuhr, kam er noch für ein paar Minuten bei mir vorbei. Ich wusste, dass es eine harte Zeit werden sollte, während er weg war. Schließlich wusste weder ich noch er, wie lange er wirklich unten in Bayern war. Kurz bevor er los fuhr, brachte ich ihn noch zur Tür, wo ich ihn ganz fest an mich zog. Mein Gesicht vergrub ich in sein Shirt und ich konnte nichts dagegen tun, dass mir die Tränen kamen. "hey, wir sehen uns doch wieder und wir telefonieren ganz viel." sprach er liebevoll auf mich ein und streichelte über mein Rücken. "Aber ich werde dich so vermissen." flüsterte ich und sah ihn mit Tränen in den Augen an. "egal was ist, du kannst dich immer bei mir melden. Und ich werde dich auch unheimlich vermissen." flüsterte er und gab mir einen sehr sanften Kuss. Meine Hände legte ich an seine Wangen und zog ihn die zehn Zentimeter zu mir hinab und verwickelte ihn noch einmal in einem Kuss. Ich vertiefte den Kuss auch schnell, ich wollte mir alles merken. Seine Lippen, sein Geruch und seine Zärtlichkeit. "ich muss jetzt langsam, Maus." flüsterte er gegen meine Lippen. Aber ich ignorierte es. Ich wollte ihn nicht gehen lassen. Aber irgendwann musste ich es und wir lösten uns. Die Tränen liefen wie Bäche über meine Wangen. "Wir sehen uns schnell wieder, das verspreche ich dir." sagte er und sah mir in die Augen.

Als ich hinter ihm die Tür schloss, lief ich ganz schnell zum Fenster und sah hinaus. Es fühlte sich so an, als wenn er nun für immer fuhr. Ich wusste, dass es nicht so war, aber es war schwer. Seufzend sah ich ihm nach, bis er mit dem Auto um die Ecke fuhr. Um mich abzulenken stürzte ich mich in die Arbeit. Ich setzte mich an mein Laptop und öffnete das Programm Excel, um dort alle seine Einnahmen sowie seine Ausgaben aufzustaffeln. Im Hintergrund hatte ich laut Musik angemacht.

Mittlerweile saß ich schon drei Stunden am Laptop und ich war noch nicht mal ansatzweise fertig. Mein Weg führte mich in die Küche, wo ich mir einen Energy aus dem Kühlschrank holte und mich dann auf mein Balkon stellte. Was hatte Wincent nur mit mir angestellt? Wir waren beste Freunde, für ihn waren wir es wahrscheinlich auch, aber für mich war da definitiv mehr. Ich wollte seine Nähe und seine Liebe.

Als es mit Jan vor ein paar Monaten zuende ging, hatte ich mir eigentlich geschworen, keinen Mann so schnell in meinen Herzen mehr zu lassen. Aber Wincent war schon immer in meinem Herzen, aber nie so. Ich war damals mit Jan sehr lange zusammen, fast drei Jahre. Bei ihm hatte ich mich so wohl gefühlt, dass ich mir wirklich hätte alles mit ihm vorstellen können. Hochzeit, Haus und Kinder, aber dass er mich so hinter ging, damit hatte niemand gerechnet.

Wincent Weiss - Wo die Liebe hinfällt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt