Kapitel 45

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Am nächsten Tag waren wir wieder nach Lübeck gefahren und verbrachten da einige Tage. Viel war nicht passiert, Wincent hatte mich zu meinen Arzt Terminen gebracht. Wir lebten einfach nur entspannt in die Tage hinein.

"wollen wir heute Abend nach Scharbeutz?" fragte Wincent, als er nur im Handtuch bekleidet ins Wohnzimmet kam. Bei dem Anblick wurde mir sofort Warm und kalt zu gleich. "ähm.. Ja klar.. Ist da irgendwas?" fragte ich und versuchte mein Blick von ihm abzuwenden, schaffte es aber nicht wirklich. "ne eigentlich nicht, aber mir fällt langsam die Decke auf den Kopf. Und abends ist halt besser, wegen anderen Leuten." lachte er und verschwand dann im Schlafzimmer. Tief atmete ich durch und schloss kurz die Augen. Seit dem letzten Kuss im Tourbus, brachte mich dieser Kerl immer wieder aus der Fassung. Die letzten Tage hatte ich immer wieder drüber nachgedacht und ich musste mir eingestehen, dass ich mich wohl oder übel in ihn verliebt hatte.

Wir aßen noch gemütlich zu Abend und machten uns dann fertig. Da es schon spät war, zogen wir uns etwas dicker an, schließlich war es am Meer immer etwas kühler. Leicht eingemurmelt, stiegen wir in Wincent's Auto und fuhren sehr entspannt nach Scharbeutz. "ich war schon lange nicht mehr im dunkeln am Meer." bemerkte ich und sah zu meinem besten Freund hinüber. "dann wird es Zeit." lächelte er und legte seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel. Diese kleine Geste, verursachte bei mir direkt etwas schnelleres Herzschlagen. Aber ich ließ es mir nicht anmerken.

In Scharbeutz angekommen, parkte Wincent relativ nah am Strand, da ich seit einem Tag wieder ohne Krücken lief und ich es natürlich nicht direkt übertrieb. Als ich aus dem Auto stieg, spürte ich sofort den leichten kalten Wind. "frisch." kicherte ich und zog meine Jacke fester um mich. "wenns dir zu kalt wird, sag bescheid, ja?" fragte Wince und ich nickte.

Still nebeneinander gingen wir automatisch zusammen zur Seebrücke. Wir genossen einfach nur das rauschen des Meeres. Wir liefen den ganzen Steg entlang, bis wir an dem Geländer ankamen. Hier waren wir immer, diese Erinnerungen, wie viel Zeit wir hier schon verbracht haben. Lächelnd legte ich meine Hände auf das Holz und schloss die Augen. "So schön." hauchte ich und bekam ein leise zustimmenes Brummen von Wincent. Lächelnd sah ich zu ihm, er stand neben mir und hatte auch die Augen geschlossen.

Lange standen wir einfach still nebeneinander und genossen es. Irgendwann legte Wincent seine Hand sanft auf meine. In meinem Körper kribbelt alles und mein Blick ging zu unseren Händen, dabei bemerkte ich, wie er sanft seine Finger zwischen meine schob. Umso mehr er mich berührte, auch dass es nur meine Finger und meine Hand waren, machte es mich verrückt. Ich schloss die Augen und spürte, wie es immer wärmer in meinem Körper wurde.

Irgendwann löste Wincent sich von meiner Hand und stellte sich sehr eng hinter mich und legte seine Arme um meinen Körper. Gott ich wurde so unfassbar nervös. Meine Hände legte ich auf seine, die auf meinem Bauch lagen und direkt verhakte er unsere Finger. So 'intim' standen wir noch nie, es war ein ganz anderes Gefühl. War es nur, weil ich für meinen besten Freund Gefühle entwickelt hatte? Hatte er auch Gefühle oder war es einfach nur so von ihm? Was ist wenn ich mich nun komplett Hals über Kopf in ihn verliebte und ich dann am Boden war, wenn er nicht so fühlte? Gedanken über Gedanken, aber ich wollte diesen Moment genießen und mich nicht verrückt machen.

Wincent Weiss - Wo die Liebe hinfällt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt