Kapitel 4

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Ich weiß gar nicht, wie lange ich geschlafen hatte. Aber als ich langsam wach wurde, streckte ich mich ausgiebig und sah mich um. Prompt wurde ich rot und tat direkt so, als wenn ich weiter schlief. Wincent stand nackt vor seinem Schrank, ich hatte zwar nur seine Kehrseite gesehe, aber mir war es schon immer unangenehm, ihn irgendwie nackt zu sehen. Ich versuchte mich echt ruhig zu verhalten und hoffte, dass er mich nicht bemerkt hatte. „Ich weiß, dass du wach bist." lachte er und sprengte mir somit meine Hoffnung. „Hast du denn nun was an?" fragte ich und schielte über die Decke. „Natürlich." lachte er und setzte sich an die Bettkante. „Ich hab dich im Spiegel gesehen und du quietscht immer so niedlich, wenn du wach wirst." erklärte er und ich nickte nur kurz. Das Quietschen war eine scheiß Angewohnheit.

„Shayenne und ich wollen fix einkaufen fahren. Willst du mitkommen oder bleibst du hier?" fragte er und sah mich an. „Ich würde gerne hier bleiben und langsam wach werden." sagte ich, nachdem ich mich aufgesetzt hatte. „Wir sind in etwas 30 Minuten zurück." erklärte er und stand auf. Während er den Raum verließ, sah ich ihm nur nach. Irgendwie konnte ich es noch nicht ganz fassen, dass ich hier war. Dass ich wirklich die neun Stunden mit Shay durchgefahren war. Für einen kurzen Moment ließ ich mich noch mal in die Kissen fallen und schloss die Augen.

Nach gefühlten zehn Minuten stand ich dann auf. Machte das Bett und ging dann in die Küche, wo ich mir erst einmal einen Kaffee machte. Mit dem Kaffee lehnte ich mich an die Theke und sah aus dem Fenster. Hier in München war unfassbar schönes Wetter. Ich war viel zu selten hier, ob wohl Winnie mich immer und immer wieder eingeladen hatte. Aber ich wollte auch meist nicht alleine fahren, weil mir die Fahrt meist zu langweilig war. Ich hatte Glück, dass Shayenne etwas Schulfrei hatte und sie somit mit fahren konnte.

Mit kleinen Schritten ging ich durch die Wohnung und sah mich um. Es hatte sich kaum was verändert, ich war einmal vorher hier und da sah alles genauso aus. Vor der Fotowand blieb ich stehe. Die hatte wir zusammen fertig gemacht. Lächelnd sah ich mir alles an. „du hast hier echt nichts verändert." flüsterte ich und trank einen Schluck. Damals hatte er gesagt, dass er an dieser Wand niemals was verändern würde, schließlich war es die Arbeit von Winnie und mir. Hier hing auch ein Bild von uns, als wir noch klein waren. Das war sogar mein Lieblingsbild von uns zweien. Da kannten wir uns vielleicht gerade mal drei Wochen.

Summend ging ich noch mal ins Bad und machte mich etwas frisch. Ich war noch relativ KO von der Fahrt, aber ich wollte nun auch nicht den kompletten Tag verpennen. Im Schlafzimmer zog ich mir auch fix was frisches an und setzte mich dann in die Küche. Es dauerten auch keine zehn Minuten, da kamen die anderen zwei auch wieder.

„Da sind wir auch schon wieder." rief Wincent und kam in die Küche. „Hab sehr sehnsüchtig auf euch gewartet." lachte ich und trank meinen Kaffee aus. „Shay, hast du deine Mum schon angerufen?" fragte ich und sie schüttelte den Kopf. „Dann mach das mal, wir sind ja schon knappe fünf Stunden hier." sagte ich ihr und stand dann auf, um meinem besten Freund beim Ausräumen der Einkäufe zu helfen. Shayenne schnappte sich sofort das Handy und ging ins Wohnzimmer. „Du hast meine Schwester aber ganz schön im Griff." lachte der braunhaarige. „Naja, ich hab deiner Mum versprochen, dass ich auf die kleine aufpasse." erklärte ich und ließ alles, was fürs Mittag war auf dem Herd. „Wincent, Mama will dich sprechen." rief die blonde aus dem Wohnzimmer. Im wahrsten Sinne des Wortes nahm er seine Beine in die Hand und lief rüber. Kopfschüttelnd sah ich ihm nur nach.

Wincent Weiss - Wo die Liebe hinfällt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt