Bisher hatte Nia Hyänen zwar nur aus der Ferne beobachten können, doch das hatte genügt, um sich ihre prägnante Geruchsnote gut einzuprägen. Der Intensität nach musste es sich um einen ganzen Clan handeln. Der wechselnde Wind machte es jedoch schwierig, die Richtung auszumachen, aus der die Tiere sich näherten. Wenn Nia Glück hatte, waren die Hyänen lediglich auf Wasser aus - oder aber sie hatten die Löwin bereits gewittert und erkannt, dass sie alleine war. Eine solche Gelegenheit, sich eines ihrer ärgsten Widersachers zu entledigen, würden die getüpfelten Bestien sich nicht entgehen lassen. Alleine, ohne den Schutz ihres Rudels, hatte Nia ihnen nichts entgegenzusetzen.
Ein Anflug von Panik ereilte die Löwin, während sie hastig über die Steine zurück auf trockenen Boden trat. Ihr Blick fiel dabei immer wieder auf die Hügelkuppe, hinter der sie die Hyänen vermutete. In dem Wissen, dass die Tiere jeden Augenblick auftauchen konnten, sah sie sich instinktiv nach einem Versteck um. Ein Stück weit den Bachverlauf entlang konnte sie mehrere höhere Felsen ausmachen. Nia beschleunigte ihre Schritte, war jedoch gleichzeitig darauf bedacht, möglichst wenig Lärm zu verursachen. Ihr Herz schlug schnell und immer wieder sah sie sich angsterfüllt um. Noch war zwar niemand zu sehen, doch über ihre Atemzüge hinweg meinte sie deutlich das Getrampel von Pfoten zu hören. Die Tiere waren offenbar sehr nah. Sie kamen aus derselben Richtung, aus der auch Nia über die Anhöhe geklettert war.
Kaum hatte sie die Felsen erreicht, da warf die Löwin sich bereits zu Boden. Der Schwindel wuchs so unerträglich, dass sie kaum noch in der Lage war, Boden und Steine auseinanderzuhalten. Geduckt kroch sie weiter voran, bis sich ihr Körper gegen den harten Fels stemmte. Dann hielt sie inne und lauschte.
Das Getrampel war verstummt. Stattdessen meinte Nia nun Atemlaute zu vernehmen. Offenbar schien mindestens eine der Hyänen zu ahnen, dass die Löwin sich ganz in der Nähe versteckt hatte. Als die Laute von einem Herzschlag auf den nächsten verstummten, kniff Nia vor Furcht die Augen fest zusammen und machte sich so klein wie es ihr nur möglich war. Da ihr Versteck zur Bachseite hin geöffnet war, betete sie inständig, dass die Hyänen es nicht auf dieser Seite passierten. Sie hielt den Atem an, da sie es nicht wagte, auch nur einen Laut von sich zu geben. Stille kehrte ein, nur durchbrochen von Nias Herzschlag, der so kräftig pulsierte, dass die Löwin Sorge hatte, er würde sie verraten.
Dann, plötzlich, erklangen wieder Schritte, diesmal aus einer anderen Richtung. Eines der Tiere trat offenbar direkt auf Nias Versteck zu. Gleich würde es hier sein.
Nia war bereit, aufzuspringen und erneut um ihr Leben zu laufen. Vielleicht würde eine schnelle Reaktion ihr zumindest ein paar Schritte Vorsprung geben. Nur noch ein paar Herzschläge...
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Savanne in der Abendkühle
FantasiaDies ist meine Geschichte. Eine Geschichte voll Trauer und Schmerz, vom Blut, das den Savannenboden rot färbte und von der unstillbaren Gier und dem Durst nach kalter Rache. Aber es ist auch eine Geschichte von Freundschaft, Liebe, Mitleid und der H...