Der Dragoner war jetzt seit einem Tag unterwegs. Er hatte mit Danu gefrühstückt und war nach einem kurzen frostigen Abschied aufgebrochen. Seine Schwester blieb unheimlich niedergeschlagen zurück und hatte kaum etwas gesagt.
„Pass auf dich auf!", hatte sie gehaucht und: „Ich werde dich vermissen." Sie hätte ihm gerne mehr geraten, aber von ihrem Sehergeschwafel wollte er nie wieder hören. Er hasste ihre ständigen Einmischungen in sein Leben – immer meinte sie, alles besser zu wissen. Wenn Magto nicht aufgetaucht wäre, als er volljährig wurde, hätte er sie schon früher verlassen. Er schob seine düsteren Gedanken zur Seite und sagte unwirsch in der Drachensprache: „Du wirst nicht mit in die Stadt kommen können."
„Gewiss, so viel besprachen wir bereits. Aber im Gegenzug bemühe dich, dass keinem anderen Knirps auffällt, dass du ein Dragoner bist," erwiderte Magto. Das Wort ‚Dragoner' betonte der Drache eigens und es erfüllte Dunas mit Stolz, dass er ihn dabei im Sinn hatte. Dennoch sagte er nüchtern: „Ich weiß."
Da rief Magto: „Ich sehe Knirpse und kehre auf die Erde zurück." Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte er zur Landung an.
„Wo sind sie?", wollte Dunas wissen.
Magto lachte und rief: „Na da, du Knirps!"
Der Dragoner strengte sich an, etwas in der Ferne zu entdecken, aber die Sehstärke seines Freundes überstieg seine bei weitem. „Haben sie uns gesehen?", fragte er stattdessen.
„Nein", antwortete der Drache kurzangebunden.
„Weißt du wie weit es zur Stadt ist?", erkundigte sich Dunas.
„Im Flug dauert es nur kurz, aber mit deinen winzigen Füßchen sicher eine Tagesreise", kommentierte Magto spöttisch.
„Ich hab wirklich keine Lust auf den Gewaltmarsch", seufzte er und fügte hinzu:
„Wir treffen uns dann im Süden von Giptos wieder."
„Ja Dunas. Das hast du schon zur Genüge ausgeführt. Du bist rastlos", stellte Magto gutmütig fest.
Der Dragoner erklärte ungehalten: „Ich hab keine Lust von dir getrennt zu sein."
„Auch das führtest du schon aus, aber es ist nun mal wichtig", erwiderte der Drache geduldig.
Dunas brütete griesgrämig vor sich hin. „Na schön. Je länger wir es hinauszögern umso gefährlicher wird es für dich", gab er zu und rutschte vom Rücken des gewaltigen Tieres.
Der Drache hatte behutsam bei einem kleinen Wäldchen aufgesetzt und brummte: „Bis in Bälde." Kurz darauf rauschte er davon. Dunas wusste, dass es Magto nicht gefiel, wenn man das Unausweichliche hinauszögerte. Außerdem konnte sein Freund sich endlich etwas ausruhen, er war die ganze Nacht
geflogen, während er geschlafen hatte.
Er machte sich auf den Weg nach Giptos. Es mussten Jahre vergangen sein, seit seinem letzten Besuch in der Nasikstadt. Auf ihrer Flucht waren Danu und er ein paar Mal in der Stadt gewesen, aber nie lange geblieben. Die Erinnerungen verschwammen ineinander.
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Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)
FantasyDie Geschichte beginnt mit einem Traum. Der Traumseher Josuan begibt sich gemeinsam mit magischen Gefährten auf eine Reise, um die Welt zu verändern. Er folgt dem Ruf des Traumpriesters, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt.