Tonyar die Formwanderlin - Kapitel 2.6

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Unvermittelt stand ein Mädchen, das überwiegend nach Eifer roch, an ihrem Schreibtisch

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Unvermittelt stand ein Mädchen, das überwiegend nach Eifer roch, an ihrem Schreibtisch. Es überreichte ihr einen Zettel und verschwand genauso schnell, wie es aufgetaucht war. Langsam richtete die Formwandlerin ihren Blick auf die Nachricht. Der Brief war verschlüsselt, aber Tonyar brauchte nicht lange, um die Worte zu entziffern.

Liebste To, treff mich bitte am Treffpunkt. Ts

Düster betrachtete sie die Anweisungen. Sie misstraute, seit der Geschichte mit Baniras, Tsato zutiefst und hatte immer mehr Vorbehalte gegen seine Wünsche. Als sie aufsah, bemerkte sie, dass der Sauger sie beobachtete. Sie erwiderte seinen Blick, bis er seinen senkte. Seufzend stand sie auf und brach zum Unterschlupf der Eingeweihten auf. Es war ungewöhnlich, dass die Nachricht keine Zeit enthielt. Damit war Eile geboten – irgendetwas Undurchsichtiges geschah an diesem Tag.

Dort angekommen setzte Tonyar sich in einen unbequemen Sessel. Der Geheimort war ein unterirdischer, nur von einigen wenigen Kristallen beleuchteter, Raum. Nur über geheime Gänge war es möglich, hierher zu gelangen. Jeder Eingang hatte einen anderen Mechanismus, um Unbefugte vor dem Eintritt abzuhalten.

Die Steinwände waren mit Regalen geschmückt, aber bis auf ein paar alte Bücher, etwas Staub, Spinnweben und Mäusedreck, lag nichts in ihnen. Ein Tisch, einige Stühle und Sofas waren in dem Raum aufgestellt. Ansonsten war ihr Treffpunkt leer und trostlos. Bei jedem Geräusch schallte ein Echo von Wand zu Wand und ließ einen erschauern.

Tonyar war nicht alleine. Suaso saß ihr regungslos gegenüber. Er sprach wie immer nicht und schien, völlig entspannt zu sein. Im Raum war außerdem der Nachtelb Ateras. Gelassen stand er an einem Buchständer und blätterte in einem Buch. Wenn er nichts zu tun hatte, las er, das roch man sogar. Ein Duft von Staub und Papier hüllten ihn ein. Suaso und der Elb hielten in den Angelegenheiten der Eingeweihten meistens zusammen, obwohl Ateras in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von dem anderen Hauptmann war: ein typischer Nachtelb, groß, schlank, fast weiße, lange Haare, die charakteristischen spitzen Ohren und mandelförmige schmale Augen. Er war Semio gegenüber oft überheblich, weil er die Vollelben den Halbelben für überlegen hielt. Doch gegen Tonyar verhielt er sich nie respektlos. Sie roch indes seine Selbstüberzeugung und schätzte sie, als maßlos übertrieben ein.

Semio stand düster an die Wand gelehnt da und man sah ihm deutlich an, dass er jeden Moment vor Anspannung explodieren würde. Auch nahm sie bei ihm eine innere Aufregung wahr, die fast alle anderen Gerüche überlagerte, seitdem er als letzter zu der Gruppe gestoßen war.

Als Tsato den Raum endlich betrat, hatte immer noch keiner von ihnen gesprochen. Wie stets war er verhüllt. Er kam gleich zum Thema: „Es sind fünf wichtige Eingeweihte gefangen genommen worden. Ich möchte, dass ihr sie befreit und mit ihnen flieht. Sie brauchen Unterstützung." Nach diesen Worten herrschte erst einmal Ruhe im Raum und Tsato ließ die Ankündigung einen Moment sacken. Da fuhr er fort: „Außerdem wird die Prinzessin mitgehen." Abermals erzeugte er eine theatralische Pause. „Ich werde Ateras noch kurz einige Anweisungen geben und dann muss ich leider zurück." Bei diesen Worten nickte er mit dem Kopf zu Nachtelb, damit der einen Moment mit ihm zur Seite trat. Im Raum herrschte absolute Stille. Fassungslos starrten sie Tsato an. War er verrückt geworden? Semio rief letztlich aufgebracht: „Du kannst uns doch nicht alle weg schicken?"

Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt