Trochian der Gespaltene - Kapitel 6.5

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Als er wieder erwachte, war es Tag

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Als er wieder erwachte, war es Tag. Sein Magen knurrte, aber sonst hatte er keinen Anhaltspunkt, wie spät es war. Er befand sich in einem Verlies, wobei es erstaunlich bequem zu sein schien und es sogar vergitterte Fenster gab. Der Aufseher war nicht alleine: Herrscher Risotatus und ein Vermummter leisteten ihm Gesellschaft. Hatten sie ihn geweckt?

„Trochian. Ich bedauere sehr, dass wir uns unter diesen Umständen wiedersehen müssen", bemerkte der Wüstenlöwe seufzend. „Leider müsst ihr mir alles etwas genauer erklären."

Er gab dem Vermummten ein Zeichen, der ihm eine Tasse hinhielt. „Dieser Trank wird euch die Wahrheit sagen lassen, also wehrt euch nicht. Schlucken werdet ihr ihn sowieso." Der verhüllte Mann näherte sich einen Schritt.

„Ich habe nichts zu verbergen, Mylord", sagte Trochian mit einem skeptischen Blick auf das Gebräu.

„Natürlich nicht, mein Freund. Ich muss aber absolut sicher sein." Der Aufseher nahm die Tasse und trank stoisch.

Herrscher Risotatus beobachtete ihn und erkundigte sich: „Dann erklärt doch einmal, wie es zu der Verlobung kam."

Trochian erzählte alles, was er darüber wusste. Am Anfang stockend, nach einiger Zeit immer selbstsicherer berichtete von den Verwicklungen mit Fanai. Die Worte sprudelten förmlich ohne sein Zutun aus ihm heraus und gleichzeitig gewahrte er wie Risotatus Zorn wuchs. Aber er hatte keine Wahl, als weiterzureden.

Trochian erzählte, bis ihm nichts mehr einfiel, dann fragte der Herrscher: „Seid ihr mir treu ergeben?"

„Ja, Herr", antwortete der Aufseher wahrheitsgemäß.

„Steht ihr in irgendeiner Art und Weise in Kontakt mit den Verdammten?", fragte der Herrscher daraufhin.

„Nein, Herr", erwiderte Trochian entsetzt.

„Was haltet ihr von ihnen?", wollte Risotatus wissen.

„Ich halte sie für Unruhestifter. Ohne sie wäre die Welt besser dran. Wegen ihnen werden täglich Menschen getötet, weil sie ihre falschen Ideale durchsetzen wollen. Sie haben Blut an ihren Händen und ich würde alles tun, um ihnen das Handwerk zu legen", fasste Trochian seine Gefühle leidenschaftlich zusammen, während er sich in Rage redete, so dass Risotatus ihn unterbrach: „Habt ihr jemanden aus der Gruppe gestern gekannt? Bei den Gefangenen meine ich."

„Nein, Herr. Natürlich habe ich schon von Josuan Tiguadade gehört, aber ich habe ihn noch nie getroffen, geschweige denn gekannt", wies der Abgesandte den Vorwurf entschieden von sich.

„Habt ihr ihnen in irgendeiner Form geholfen?", erkundigte sich der Herrscher.

„Nein, Herr!", rief der Aufseher und sah Risotatus verzweifelt an, vertraute er ihm nach wie vor nicht?

„Was habt ihr gestern in der Stadt gemacht?" Die Frage traf ihn unvorbereitet.

„Ich war mit Windar dort. Wir hatten einen Führer, der uns über die Märkte und durch die Gassen geführt hat."

„Was habt ihr gelernt?", fragte Risotatus prompt. Trochian sah den Herrscher verblüfft an, aber er betete all die Informationen herunter, die ihnen ihr Führer wie nebenbei aufgelistet hatte. Er berichtete, dass Tritatus, ein Urahne des Wüstenlöwen, die Stadt gefunden hatte und sie mit Wüstenmagie bewohnbar gemacht hatte. Wie die Luft ausgetauscht wurde, wie man an Wasser kam, wie sich die Menschen angesiedelt hatten, was zur Zeit der Rebellion vor drei Generationen geschah und wie Aktunostra von Zinoka aus regiert wurde.

„Genug!", rief Herrscher Risotatus und Trochian verstummte.

„Was liegt euch an meiner Tochter?", fragte er. Dem Aufseher entging der gefährliche Glanz in seinen Augen nicht.

„Sie ist zauberhaft. Alles was ich bis jetzt von ihr gesehen habe, hat mich in ihren Bann geschlagen. Ich würde die Frau meiner Träume gerne wiedersehen, wenn ihr erlaubt, Mylord", erwiderte er ehrlich.

„Die Frau eurer Träume?", fragte Risotatus verwundert. „Was meint ihr damit?"

"Es hat begonnen", flüsterte der andere Mann, war dann aber gleich wieder ruhig. Trochian lächelte und erklärte enthusiastisch: „Ich habe sie schon viele Male gesehen. Auch wenn ich nicht weiß, was es zu bedeuten hat. In meinem Traum stehe ich im Nebel und in meiner Nähe ist auch eure Tochter und einige andere Leute. Ich erkenne jedoch nur sie und drei andere genauer. Die sind aber unwichtig, ich habe nur Augen für eure Tochter." Überrascht über seine eigene Offenheit, biss sich Trochian auf die Lippe.

Eine Weile schwiegen alle und der Aufseher fing an, zu fürchten, dass er etwas Falsches gesagt hatte. Dann fragte Herrscher Risotatus nachdenklich: „Habt ihr andere aus dem Traum bereits wieder erkannt?"

Trochian schüttelte irritiert den Kopf: „Nein, Herr." Was war das für eine seltsame Frage?

„Seid ihr sicher?", drängte Risotatus. „Auch nicht unter den Gefangenen?"

Verwirrt verneinte der Aufseher die Nachfrage: „Nein, nein, Herr. Um ehrlich zu sein, habe ich sie mir bis auf ihren Anführer nicht genau angesehen."

Der Herrscher sah ihn forschend an und sagte: „Gut, dann entschuldigt bitte die Unannehmlichkeiten. Es war eine Nacht voller", er zögerte kurz „Überraschungen!" Der Wüstenlöwe stand auf und wandte sich ab, er wirkte um Jahre gealtert. „Ich meinte meine Worte gestern Abend so, wie ich sie sagte. Ich hätte mir gewünscht, dass ihr mein Schwiegersohn werdet. Selbst, wenn ich über das Komplott, dass ihr mit meiner Frau geschmiedet habt, nicht glücklich bin." Herrscher Risotatus stand mit dem Rücken zu ihm. „Ich hoffe, dass ihr versteht, dass ich Gewissheit haben musste." Abrupt drehte er sich zur Tür. „Man wird euch zurück auf euer Zimmer bringen. Alles Weitere wird sich finden." Dann verschwanden er und sein vermummter Diener durch die Tür.

Verblüfft sah Trochian ihnen nach. Ob er die Prinzessin wieder sehen würde? 

Traumseher - 1. Teil der Traumtrilogie (1/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt